Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle

Stephan Anton Kochlatsch hat 1721 in Halle eine bemerkenswerte Dissertation über die Bergbau­krankheiten vorgelegt. 51 In einer Nachbetrachtung jüngeren Datums heißt es zu diesem Beitrag: ,,Kochlatsch analysierte in seiner Studie jene Umstände, die bei den Bergarbeitern und den Metallar­beitern die Erkrankung auslösten; er machte die allgemeine Auffassung jener Zeit bekannt und bediente sich der Fachausdrücke, die man im niederungarischen Bergbaugebiet benutzte. Kochlatsch betonte, daß mit einer richtigen Luftzirkulation in den Lungen und damit im gesamten Körper Unheil auszu­schalten sei; von den Metallen beurteilte er das Blei als das gefährlichste. Unter den Schemnitzer Berg­leuten tauchte immer wieder eine Erkrankung der Nasen- bzw. der Zungenschleimhaut auf. Durch die beschädigte Lunge käme es häufig zu Erstickungsanfällen, starker Speichelbildung und zum Blut­spucken. .. Kochlatsch mißt bei der Behandlung dieser Erkrankungen der Prophylaxe eine große Bedeu­tung zu und betont, daß es wichtig sei, die Gruben und Hüttenwerke richtig zu lüften. Den Arbeitern empfiehlt er eine gesunde Lebensweise bei mäßigem Genuß von gutem Wein, mit dem man dan schlechte Wasser umgehen könne und der zudem eine roborierende Wirkung habe. ' ' 52 Während seiner halleschen Zeit ist Kochlatsch, der später in Kremnitz und in Pozsony wirkte, zum engagierten Pietisten geworden. Als er in seine Heimat zurückkehrte, führte er pietistisches Schrifttum mit: 53 aus habsburgischer Sicht heraus war das Bannware und für Kochlatsch sicher nicht ganz unge­fährlich. Nächst Hermann und Kochlatsch delegierte Moller in diesen Jahren Matthias Institoris (1708—1763) sowie den eigenen Sohn nach Halle. Institoris wurde nach der Promotion von 1730 Physikus von Lőcse und Szepes, war Hausarzt der Familie Csáky und Konsiliarius in polnischen Diensten. Gottfried Mol­ler legte im gleichen Jahre die Inauguralschrift De aere fodinarum metallicarum noxio mit dem deut­schen Untertitel Vom unterirdischen bösen Wetter vor, knüpfte also an die Kochlatsch-Problematik an. 54 In der halleschen Tagespresse wurde zu diesem Beitrag ausgeführt, es sei darin ,,der Ursprung, Art und schädliche Würckung solcher bösen Witterung, die mannigfaltigen Kranckheiten, so daher ent­stehen, samt ihrer Cur" notiert. Bemerkenswert mag sein, daß der chemisch-pharmazeutische bereits vorgebildete Gottfried Moller die Universität Halle nicht auf dem Direktweg bezog, sondern den Um­weg über das Laboratorium chymicum im sächsischen Freiberg wählte, das in diesen Jahren dort durch den Arzt-Chemiker Johann Friedrich Henckel (1679—1744) aufgebaut worden war. 55 Es ging also um ein Ausbildungsoptimum, für das auf dem chemisch-mineralogischen Sektor Freiberg wichtiger als Halle erschien. Ähnliches galt für die Manualchirurgie, die in Halle trotz aller Bemühungen von Hein­rich Bass das Niveau des Collegium medico-chirurgicum von Berlin nicht erreichen konnte; so nimmt es nicht wunder, daß auch einige der ungarischen Jünger der Heilkunde namentlich in den Berliner Immatrikulationslisten auftauchen. Das waren allerdings Interimsaufenthalte, denn das Collegium medico-chirurgicum hatte kein Promotionsrecht. So kennte man, wenn es um die Graduierungsforma­litäten ging, im allgemeinen wieder nach Halle zurück. Üblicherweise ging es dabei um den Doktorti­tel, dessen Erwerb recht kostenaufwendig war; der eine oder andere beschied sich daher mit der Lizen­tiatur und kam erst später um die volle Titulatur ein. Letzteres traf auf Elias Trangus aus Szeben zu, der als in Eperjes niedergelassener Arzt in die Familie Raymann einheiratete und damit in eine Ärzte­dynastie, die durch Johann Adam Raymann (1690—1770) überregionale Bedeutung gewann, hatte dieser doch für Ost- und Südosteuropa die Wichtigkeit der Pockenschutzimpfung (Variolisation) herausge­stellt. 56 Elias Trangus ging jedenfalls 1731 unpromoviert aus Halle ab; das Doktordiplom hat man ihm ers 1754 nach Eperjes nachgereicht. 51 Bugyi, B.: ,,Az első magyarországi bánya- és kohóegészségügyi könyvről" Bányászati és Kohászati Lapok H. 7, 1972 52 Szállási, A.: „Ungarische Montanmedizin im 18. Jahrhundert" Wiss. B. Univ. Halle 1987/23 (T 63), S. 155—157 53 Winter, E.: a. a. O. (Lit.-Stelle 17), S. 227 u. 229

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