Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 117-120. (Budapest, 1987)
KISEBB KÖZLEMÉNYEK - Baron, Frank: Wolfgang Talhauser Pannonicus és Theophrastus Paracelsus — kiegészítések egy barátság történetéhez (német nyelven)
WOLFGANG TALHAUSER PANNONICUS UND THEOPHRASTUS PARACELSUS. ERGÄNZUNGEN ZUR GESCHICHTE EINER FREUNDSCHAFT FRANK BARON Es gibt kaum eine Biographie von Paracelsus, die auf seine Freundschaft mit Talhauser nicht eingeht. Da das Leben des Paracelsus bis zu 1526 (er war schon etwa 33 Jahre alt) wegen fehlender Quellen fast völlig unbekannt ist, werden immer wieder aus dieser Freundschaft bestimmte Schlüsse hinsichtlich des Studienverlaufs des Paracelsus gezogen. Man führt Talhauser bei Rekonstruktion der schwach belegten Studien des Paracelsus in Ferrara immer wieder als Kronzeugen auf. Man behauptet, Talhauser und Paracelsus hätten zusemmen in Ferrara studiert und dort den berühmten Professor für Medizin Johannes Manardus als Lehrer gehabt. Es ist jedoch nicht bewiesen, daß Talhauser je in Ferrara gewesen ist. Wir wissen nicht, wann Paracelsus dort studiert hat; die Annahme, daß es sich um die Jahre 1515—1516 handelt, ist ohne Begründung. Außerdem steht bei solchen fragwürdigen Darstellungen die Gestalt Talhauser selbst im Schatten seines berühmten Freundes. Wer Talhauser war und was er für Paracelsus bedeutete, ist noch nicht genügend beachtet worden. Die Große Wundarznei des Paracelsus enthält von Talhauser ein Empfehlungsschreiben aus dem Jahre 1536, das vermutlich dazu beigetragen hat, daß erstmals eine längere medizinische Schrift des Paracelsus gedruckt worden ist. Daß eine solche öffentliche Unterstützung des umstrittenen Paracelsus nicht ohne Risiken war, zeigt die Tatsache, daß Talhauser alsbald von anderen Ärzten der Stadt Augsburg angegriffen und zur Zurücknahme seines Empfehlungsschreibens gezwungen wurde. 1 Wolfgang Talhauser, Stadtarzt in Ausgburg, nannte Paracelsus seinen „in sonder geliebten ' ' Freund. Talhauser bewunderte das Werk, das Paracelsus über die Große Wundarznei vorlegte und deutete an, daß sie beide in medizinischen Fragen, was die Unzulänglichkeit der damaligen ärztliche Praxis anbelangte, weitgehend übereinstimmten. Der Brief Talhausers trägt die Züge eines Manifests, in dem der Angriff auf medizinische Mißstände überraschend scharf ausgefallen ist. Da es bei der Krankenbehandlung „so jemerlich uberal und erbermlich zugehet ' \ fragte sich Talhauser, „wie es die oberkeit allenthalben nur dulErst Joachim Teiles bahnbrechender Artikel über den bis dahin kaum bekannten Talhauser zeigte, daß Auskünfte über die Gestalten im Umkreis von Paracelsus zu neuen Erkenntnissen für die Biographie des Paracelsus führen können. Im Anhang dieses Artikels veröffentlichte Teile das Protokoll des Augsburger Stadtrats vom Jahre 1538 über den Konflikt Talhausers mit seinen Kollegen: , ,Die jrrung vnd zwitracht zwischn den wirdigen vnnd hochgelehrten herrn Ambrosien Jungen, Adolff Occo, Johann Dieffenbach, Gereon Sailer, Damian Behem, Bernhardt Schludin vnnd Johann Vogt an ainem vnnd herr Wolfgang Talhauser am andern tail, allen der artzney doctorn derselben zeit zu Augspurg, hat sich, mit kurtzin zu erzein, im grundt also erhaben vnd zugetragn, das ernanter doctor Talhauser verschiner zeit jn doctor Theophrastj Paracelsj wunartznejbuch ain vorred oder epistel geschriben, darjnn der artzt jn gemain vnd dermassen angezogen worden, das sich die andern obgedachte doctorn dardurch auch gemaint vnd geschmecht zu sein geacht vnd derwegen bemeltn doctor Wolfgang ze rede gesetzt. Vnd wiewoll er sie mit gedachter episteil nit gemaint ze haben gesagt vnnd sich entschuldiget, so hat er sie doch vff jr ansprechen bewilligt, ain apologj oder erclerung seins gemuets hierjnn jm truck außgeen zu lassen, welhes aber lenger dann jar vnnd tag angestandenn, verpliebn vnd nit beschehen. Darumb jr begeren were, das doctor Wolff gedachte apologj, wie er zugesagt, nochmaln furderlich jm truck gebn vnnd ediern wolt. ' ' Protokolle der Stadt Augsburg, Bd. XV, f. 143r, zitiert nach Joachim Teile, Wolfgang Talhauser. Zu Leben und Werk eines Augsburger Stadtarztes"und seinen Beziehungen zu Paracelsus und Schwenckfeld, in: Medizinhistorisches Journal, 7. (1972) S. 26.