Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Nickel, Diethard: Galenosz kutatásai a magzati vérkeringésre vonatkozólag (német nyelven)

ausübt, was bedeutet, daß sie dem Organ Pneuma zuleitet (De usu part. XV 6: II, S. 361,15 —18 Helmr. = IV, S.244,3 —6 K.). Damit ergibt sich für den Strom des Pneuma-Blut­Gemischs folgender Verlauf: Arterien im Chorion —Arteriae umbilicales —Arteriae iliacae internae —Aorta —Ductus arteriosus —Arteria pulmonalis —Lunge. Im Unterschied zu den Arterien haben die Vene die Aufgabe, die Körperteile mit Blut zu versorgen, von dem man annahm, daß es als Substanz zum Aufbau und zur Regenera­tion der Gewebe diene und von diesen vollständig assimiliert werde. Im Embryonalzu­stand benötigt die Lunge für ihr Wachstum „reines" (axoißec) 16 , das bedeutet in diesem Zusammenhang: nicht mit Pneuma vermischtes, Blut; die Zuführung von solchem Blut wird nach Galens Ansicht durch das Foramen ovale ermöglicht, die Öffnung zwischen der Blut führenden Hohlvene und der Lungenvene, die nach der Geburt in erster Linie Pneuma enthält — deshalb der Terminus „venenartige Arterie" —, unter embryonalen Bedingungen aber für die Lunge als Vene fungiert, indem sie dem Organ das für die Er­nährung erforderliche Blut zuleitet (De usu part. XV 6: II, S.361,6 —9. 12—15 Helmr. = IV, S.243,13— 15. 18—244,3 K.\ ebd., S.360,13— 22 Helmr. = S.242, 13—243,3 K. ; ebd. VI 21:1, S.371,4— 6 Helmr. = III, S. 510,2—4 K.). Die Klappe am Foramen ovale ist so eingerichtet, daß sie den Blutstrom aus der Hohlvene passieren läßt, jedoch ein Zurück­strömen des Blutes in dieses Gefäß hinein verhindert (ebd. XV 6: II, S.361,22— 362,1 Helmr. = IV, S.244,10— 14 K.). Der Strom des Blutes zur Lunge hat demnach folgenden Verlauf: Venen im Chorion — Venae umbilicales (Vena umbilicalis) —Leber —Vena cava—Foramen ovale —Vena pul­monalis —Lunge 17 . Die Versorgung der embryonalen Lunge mit den beiden lebensnotwendigen Stoffen Pneuma und Blut ist nach Galens Vorstellung also dadurch gewährleistet, daß diese Substanzen dem Organ in der beschriebenen Weise über die zeitweiligen Gefäßverbindun­gen zugeführt werden (vgl. noch die zusammenfassende Bemerkung in De usu part. VI 21 : I, S.370,13— 17 Helmr. = III, S.509,3— 6 /^.Prinzipiell vertritt der Pergamener die Auffassung, daß die Natur mit demselben „Kunstgriff" (oóqjio/ucc), durch die Schaffung der anatomischen Besonderheiten im embryonalen Gefäßsystem, sowohl den Bedürfnis­sen der Lunge als auch denen des Herzens Rechnung getragen hat (hierzu und zum Fol­genden s. ebd., S.370,9— 23 Helmr. = S.508,15— 509,11 K.). Im Hinblick auf das Herz ist dies zunächst indirekt dadurch geschehen, daß das Organ durch die temporären Gefäß­verbindungen seiner postnatalen Aufgabe enthoben wurde, die Lunge mit Blut und Pneuma zu versorgen. Außerdem hat das dem Herz unter embryonalen Bedingungen noch nicht wie nach der Geburt die Aufgabe, durch die Arterien dem ganzen Organismus Pneuma zuzuleiten, da die Pneumazufuhr aus dem mütterlichen Arteriensystem über das Chorion und die Nabelarterien erfolgt. Hieraus ergibt sich, daß dem Herzen selbst nur so viel Blut und Pneuma zugeleitet zu werden braucht, wie für den eigenen Lebensunter­16 axQißrjc bedeutet hier "in the strict sense of the word"; s. H. G. Liddell, R. Scott u. H. S.Jones, A Greek-English lexicon, 9. Aufl., Oxford [1940, seitdem mehrere Nachdrucke], s. v., II 2 a. In diesem Sinn ist auch das von May, Galen, On the usefulnessU, S. 670, gewählte Übersetzungs­äquivalent „pure" zu verstehen; vgl. die Bemerkung über diesen Ausdruck bei Harris, S.293 Anm. 3, der seinerseits, um einer möglichen Fehldeutung von „pure" im Sinne von „refined" vorzubeugen, das Wort mit dem Adverb „simply" wiedergibt, wodurch sich die Bedeutung verschiebt („she [sc. nature] simply supplied them [sc. the lungs] with blood"). 17 Die Zuführung des Blutes aus der Hohlvene über den rechten Herzventrikel und die Lungen­arterie zur Lunge kann nach Galens Auffassung deshalb nicht in Betracht kommen, weil die Lungenarterie als Gefäß für den Transport von Pneuma fungiert; vgl. May, Galen, On the usefulness I, S. 59.

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