Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Nickel, Diethard: Galenosz kutatásai a magzati vérkeringésre vonatkozólag (német nyelven)

fließen lassen, die von der modernen Kenntnis der Blutzirkulation bestimmt sind, wenn nicht sogar bewußt versucht wird, Ansätze zu solcher Kenntnis bei Galen nachzuweisen 14 . Daß sich das embryonale Gefäßsystem in den erwähnten anatomischen Einzelheiten vom postnatalen System unterscheidet, war zur Zeit Galens unter den Medizinern kein unumstrittener Tatbestand. Dies zeigt die ausführliche Diskussion, die Galen in seinem Werk „Über den Nutzen der Körperteile" dieser Frage widmet (De usu part. VI 20: 1, S. 367,4—370,8 Helmr. = III, S.504,5— 508,14 K.). Die Opponenten, gegen die er polemi­siert, setzten für den Embryonalzustand an den Lungengefäßen dieselben anatomischen Verhältnisse voraus wie im Stadium nach der Geburt; unter den embryonalen Bedingun­gen erweise sich aber die Struktur des Gefäßsystems, da der Keimling noch nicht durch den Mund atmet, als unzweckmäßig, und dieses Faktum widerlege die Annahme eines kunst­vollen und fürsorglichen Wirkens der Natur. Es geht hierbei um die Frage, auf welche Weise das Herz und die noch nicht atmende Lunge des Fetus mit Pneuma versorgt werden, einer für den Ablauf aller physischen und psychischen Vorgänge notwendigen luftartigen Substanz, die unter postnatalen Bedingungen in einem Umwandlungsprozeß aus der Atem­luft gewonnen und zusammen mit feinteiligem Blut durch das Arteriensystem im Körper verteilt wird. Die Versorgung des Keimlings mit Pneuma erfolgt nach Ansicht der antiken Ärzte über die Arterien der. Nabelschnur aus dem mütterlichen Arteriensystem, von dem man annahm, daß es mit den feinsten Verzweigungen der Nabelarterien im Chorion unmittelbar verbunden sei. Nach Auffassung der Opponenten Galens müsse man sich nun vorstellen, daß bei den Embryonen das Pneuma nicht aus der Lunge in das Herz, sondern aus dem Herzen in die Lunge transportiert werde ; der Weg, auf dem der Pneu­mastrom fließt, hätte demnach im ganzen folgenden Verlauf: Gefäße der Nabelschnur — Aorta —Herz —Lunge 15 ; durch den Bau der Aortenklappe und der Klappe an der Mün­dung der Lungenvene (Valva atrioventricularis sinistra) werde aber das Übergehen von Substanzen aus der Aorta in das Herz bzw. aus dem Herzen über die Lungenvene in die Lunge zumindest stark eingeschränkt, wenn nicht völlig unterbunden, so daß sich als Konsequenz ergebe, daß weder das Herz noch die Lunge des Keimlings mit Pneuma versorgt werden. Soweit die Argumentation der von Galen bekämpften Opponenten. Galen seinerseits akzeptiert die logische Schlußfolgerung, daß man sich die Versorgung der embryonalen Organe Herz und Lunge mit Pneuma unter der Voraussetzung, daß die zeitweiligen Gefäßverbindungen nicht existieren, schwer vorstellen kann (vgl. De usu part. VI 21:1, S.373,16— 23 Helmr. = III, S.513,8— 14 K.). Die Funktion des Ductus arteriosus und des Foramen ovale besteht aber nach Galens Deutung eben darin, die Versorgung dieser Organe zu gewährleisten. Der Ductus arteriosus hat nämlich die Funktion einer Arterie (De ven. arter. dissect. 10: II, S.828,10— 14 K.; Simon, Gal. Anat. II, S.163,14— 18) d.h. eines Gefäßes, das dem Transport des Pneuma-Blut-Gemischs dient. Durch den Duc­tus arteriosus werden die vorwiegend Pneuma führende Aorta und die Lungenarterie miteinander verbunden, die nach Galens Ansicht unter postnatalen Bedingungen die Lunge mit Blut versorgt — daher die Bezeichnung „arterienartige Vene" —, beim Embryo jedoch im Hinblick auf die Versorgung dieses Organs die Funktion einer Arterie 14 Zu sehr von den modernen physiologischen Erkenntnissen geprägt ist die Darstellung bei R. E. Siegel, Galen's system of physiology and medicine. An analysis of his doctrines and obser­vations on bloodflow, respiration, humors and internal diseases, Basel u. New York 1968. S.55; 59—63 (ähnlich bereits in mehreren vorbereitenden Aufsätzen desselben Verfassers); eine begründete Kritik dieser Auffassungen bei Harris, S.299 —302. 15 Dieses Gedankenexperiment der Gegner Galens wird von Siegel, S.62f, irrtümlich als Galens eigene Anschauung vorgetragen.

Next

/
Oldalképek
Tartalom