Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 89-91. (Budapest, 1980)

TANULMÁNYOK - Birtalan Győző: Avicenna Kánonja és az európai orvostudomány

der eklektischen biologischen-pathologischen Theorien verwirklicht. Die letzten beinhalten die Elemente der klassischen Humoral- und Solidarpathologie bzw. der galenschen Pneuma­lehre. Die Struktur des Kanon ist der durchdringenden strengen philosophischen Argumentation angepasst. Die Behandlungsweisen der peripatetischen Schule haben nicht nur Avicenna, sondern auch die wissenschaftliche Auflassung seines Zeitalters tief beeinflusst. Die philo­sophische Bearbeitung der Medizinwissenschaft sicherte die Anerkennung des Kanon und dadurch der Medizin viele Jahrhunderte hindurch. In diesem Bewusstsein konnte Avicenna sein Urteil erklären, dass Galen ein grosser Arzt war, aber als Denker ein massigeres Talent besass. Der Kanon besteht aus fünf Büchern. Das erste Buch interpretiert die allgemeinen pathologischen Kenntnisse. Diese lieferten der damaligen wissenschaftlichen Heillehre die unentbehrlichen Grundbegriffe. Aus den Kombina­tionen gestaltete sich das Schema des medizinischen Denkens und die fachliche Bildung jener Zeit. Die wichtigste Tendenz des ersten Buches ist die Bekanntmachung der auf alle Fälle nützlichen Pathomechanismen. Die Vorstellung über die Grundelemente, Kardinalsäfte, Primärqualitäten, Komplexionen; über Anima, Spiritus, Virtus sind in eine eigenartige Synthese von strengem, logischem Aufbau verbunden, der auf richtigen anatomischen und eventuellen pathologischen Erfahrungen beruhte. In dieser Einheit kommt die Anischt jener Zeit über Entstehung und Wesen der Krankheit zum Ausdruck. Diese Arbeits-Hypothese bot aber auch eine Möglichkeit zu vielen richtigen Folgerungen. Detaillierte Begründungen konnten zur Erhaltung einer gesunden Lebensart gegeben werden. Die profilaktischen Regeln zur richtigen Ernährung und im allgemeinen zur Lebensweise werden rationell begründet. Es ist bekannt, dass die mittelalterliche Medizin sehr bewusst und sehr konsequent in dieser Hinsicht war. Die reich detaillierte Wirkungslehre der beinahe 900 Arzneien des zweiten Buches des Kanon hat ebenfalls ein spekulatives, pathologischen System als Grundlage. Der gute Arzt musste wissen, was für Qualitäten die empfohlende Arznei hat (kalt, warm, trocken oder feucht), bzw. in welchem Grad diese vorkommen. Er musste weiterhin die eventuell speziellen Eigenschaften (expulsiv, digestiv, attraktiv, ulcerativ usw.) auch kennen. In der Wirklichkeit waren die Indikationen und Wirkungen der Medikamente schon durch die Erfahrung garan­tiert. Die vorgehenden genauen theoretischen Begründungen sicherten aber die wissenschaft­liche Anerkennung des Eingriffes. Die Lehre der ersten beiden Bücher des Kanon begründeten die eingehende Krankheitslehre des dritten Buches. In diesem umfangreichsten zusammenhängenden Teil bearbeitet der Verfasser die Themenkreise aus topographischen Gesichtspunkt. Als erstes wird immer die Anatomie der einzelnen Organe oder Regionen behandelt. Im Vergleich zum Niveau der alexandrinischen und galenischen Anatomie zeigt diese einen oberflächlichen Charakter. Die anatomischen Einführungen des Kanon beziehen sich vielmehr auf die Bestimmung und Funktion der erwähnten Teile, mit oft teleologischen Kommentaren: das Auge z. B. hat darum seinen Platz in der Schedelhöhle, weil es seine wachende Tätigkeit auf höchstem Punkt besser ausüben, und seine kontrollierende, steuernde sinnesorganische Aufgabe richtiger erfüllen vermag. Nach der Betonung und Bestätigung des zielgerichteten Zusammenhangs der Funktion und Struktur, behandelt der Verfasser die Pathologie der einzelnen Teile. In diesem Gedanken­gang kommt an erste Stelle immer die Analyse der Säfte- und Qualitätsunterschiede, bzw. die Besprechung der davon abgeleiteten Krankheiten. Mit der Benützung dieses Begriff systems beschrieb Avicenna die vollständige Nosologie, die lange Reihe der reich charakterisierten, meist auch heute noch anerkannten Krankheiten. Eingehend schildert er ihre Symptomatik und wo er es für nötig hält die Differenzial-Diagno­stik dazu. Von dieser Grundstellung aus ergeben sich logisch jene vorgeschlagenen Heilver­fahren, die aufgrund des galenischen „contraria contraiis" Prinzip, indiziert werden.

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