Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 64-65. (Budapest, 1972)
KISEBB KÖZLEMÉNYEK - Kaiser, Wolfram—Völker, Arina: XVIII. századi prágai zsidó hallgatók a hallei egyetemen (német nyelven)
DAS STUDIUM IUDAICUM PRAGENSE DES 18. JAHRHUNDERTS AN DER UNIVERSITÄT HALLE von WOLFRAM KAISER und AR I NA VÖLKER AUGUST HERMANN FRANCKE UND DAS COLLEGIUM BOHEMICUM A ugust Hermann Francke (1003—1727) und seine Mitarbeiter „auf dem Waisenhause' 4 vor den Toren von Halle haben den hussitischen Traditionen stets große Aufmerksamkeit geschenkt; die besondere Verehrung des halleschen Stifters galt zeitlebens den berühmten tschechischen Reformatoren Hus und Comenius. Die Wurzeln dieser Hochachtung liegen wohl schon in Franckes Gothaer Jugendjahren: dort waren die Erziehungsprojekte eines Comenius auf äußerst fruchtbaren Boden gefallen. 1 So nimmt es denn auch nicht wunder, wenn Francke und sein Arbeitskreis den Verhältnissen in der Heimat dieser beiden Persönlichkeiten ihre sorgfältige Beobachtung widmen; hier hatten seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche protestantisch orientierte Familien ihre angestammten Wohnsitze verlassen und in den Nachbarländern eine neue Heimat suchen müssen. Über jene Perioden tschechischer Emigrationswellen liegen im deutschsprachigen Schrifttum einige ausführliche Abhandlungen vor: 2 ' 3 in Abhängigkeit von der politischen und religiösen Situation sind bis zum Jahre 1732 insgesamt sechs Phasen einer tschechischen Exulantenbewegung nachweisbar, wobei vorübergehend auch die damals einsetzende Emigration der SaJzburger Protestanten und ihre planmäßige Ansiedlung auf brandenburgpreußischem Territorium stimulierend wirkte. In Barby, Großhennersdorf, Sorau und später auch in Novaves (bei Berlin) bilden sich größere Exilgemeinden; in Pirna zählt man 1636 insgesamt 1010 Emigranten, in Dresden erwerben in den Jahren 1024—1637 etwa 90 tschechische Exulanten das Bürgerrecht. Eine genaue zahlenmäßige Feststellung ist mancherorts schwierig, nehmen die Flüchtlinge in der neuen Umgebung doch oft recht schnell einen latinisierten, polonisierten oder verdeutschten Namen an. Aus Halle weiß der Chronist Johann Christoph v. Dreyhaupt (1699—1768) von einem „M. Hieronymus Gallus, von Albertham in Böhmen 1593" und von einem „M. 1 Neuß, E. : Halle, August Hermann Francke und die slawischen Völker. In : August Hermann Francke, das humanistische Erbe des großen Erziehers; S. 66—75, Halle 1965. 2 Winter, E. : Die Pflege der west- und südslavischen Sprachen in Halle im 18. Jahrhundert. Berlin 1953. 3 Mietzschke, A. : Heinrich Milde; ein Beitrag zur Geschichte der slavistischen Studien in Halle. Leipzig 1941.