Palla Ákos szerk.: Az Országos Orvostörténeti Könyvtár közleményei 2. (Budapest, 1956)

Dr. ALFRED BERNDORFER: Die medizinischen Briefe des ungarischen Humanisten Andreas Dudith (1533—1589)

in jener Zeit fast als einzige diagnostische Zeichen angewen­det wurden. Heute wissen wir, — woran Dudith nur gedacht hat, — dass der Pulsschlag und der Harn nur ein Symptom sein könnte, aber ausschliesslich aus einem Symptom kann man noch nicht auf die Krankheit schliessen, wenigstens nicht in diesem Masse, wie man es in dem Zeitalter Dudith's zu ma­chen pflegte. Richtig deutet Dudith auf die Tatsache hin, dass das galenische Ansehen so gross war, dass seine Schriften von Niemanden in der Praxis angewendet wurden. Das bedeutet soviel, dass bei Galen und hauptsächlich in den ihm folgenden Zeiten das Wesentliche nicht die Praxis, sondern lediglich die Theorie war. Heute ist es schon eine geschichtliche Tatsache, dass Galen menschliche Leichen nicht seziert hat und seine Anatomie voll Irrtümern ist. Die Lehre Galen's erstickte in. der Dogmatik, deswegen konnten keine neue Theorien sich lange Zeit Bahn brechen und deswegen liess Dudith seine kri­tische Stimme hören. Im 16. Jahrhundert begann die Wissenschaft ihre dogmati­schen Fesseln zu sprengen und sie schien sich zu befrein, doch zu der vollständigen Befreiung ist das nüchterne Urteilvermö­gen unerlässlich. Neben den Lehren Galen's und neben der Ehrerbittung der Autorität hemmte den Fortschrift der Aber­glaube. Der Aberglaube ist der Glaube an etwas Höchstrangi­gem, also eigentlich in etwas Mystisches, welchem jede reelle Grundlage fehlt. Der Aberglaube — wenn wir uns medizinisch ausdrücken dürfen — ist eine Diagnostik, dessen prognosti­scher Teil die Wahrsagerei ist und der Kampf gegen die Krankheit in diesem Sinne ist die Kurpfuscherei. Die Medizin des 16. Jahrhunderts wurde von dem Aberglauben, von der Wahrsagerei und von der Kurpfuscherei beherrscht. Durch den Mangel an Ärzten stümperten viele im Gewerbe der Heilkunst. Durch den Mangel an Wissen und Kenntnissen mussten die Kurpfuscher auf Mystik sich stützen. Selbst das Volk lebte im Mystizismus. Jeder Naturerscheidung wurde ein abergläubi­scher Anschein gegeben und es wurde auf das Kommende pro­phezeit. Die Prophezeiung hatte grosse Möglichkeiten. Ausal-

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