CS. SÓS ÁGNES: ZALAVÁR—KÖVECSES AUSGRABUNGEN 1976—78 . ANHANG. ISTVÁN VÖRÖS KNOCHENFUNDE / Régészeti Füzetek II/24. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1984
I. FUNDORT UND FUNDAMSTÄNDE
„Bükkös" als die Fundstelle, wo A. Börzsönyi 1907 seine Ausgrabungen durchführte, von den Verfassern des Bandes für die südliche Fortsetzung des „Rezes" gehalten. 5 Heute ist es schon wirklich schwer, die der Zerstörung und dem Verfall ausgesetzten Reste der ehemaligen Inselwelt mit Hilfe der handgeschriebenen Karten (T. XLV. 1-2. ) aus dem vorigen Jahrhundert zu identifizieren 6 oder mit den im Volksbewusstsein schon sehr verwischt und widerspruchsvoll lebenden Flurnamen in Verbindung zu bringen. Trotzdem können wir bei unserer Identifizierung auf örtliche Traditionen zurückgreifen. Die Verfasser der erwähnten Archäologischen Topographie (Régészeti Topográfia) erwähnen nämlich im Zusammenhang mit dem Grabungsort von Börzsönyi, dass „im heutigen Sprachgebrauch die „Hosszüsziget" (Langinsel) und die Bükkös- oder Kunyhósziget (Hütteninsel) heute nur noch den einen Namen Bükkös trägt." 7 Die Hütte (,,kunyhö") von der der neue Namen der Insel herrühren dürfte und die ein Zufluchtsort des damaligen Hegers war, haben wir an unserem Fundort, im südlichen Drittel des nördlichen Teils erschlossen (Plan 9). Das Objekt selbst (Abb. 14) ist eine Grubenhütte, dessen Grundfläche etwa 9 m 2 beträgt; in der südlichen Hälfte befindet sich ein eingestürzter Herd. Unter den Resten befinden sich auch Zahlreiche Ofenkacheln aus dem 20. Jahrhundert. Die Identität der Insel „Bükkös-Kunyhó" und ihre Zusammenhänge mit der Insel Kövecses bieten also neue Anhaltspunkte für die Feststellung des Grabungsortes des Jahres 1907. Es kann angenommen werden, dass diese Grabung im südlichen Teil unseres Fundortes stattgefunden hat, d.h. also auf der Insel „Kövecses" des vorigen Jahrhunderts, deren Namen wir im Jahre 1976 auf die ganze, heute zusammenhängende ,Insel" übertrugen. Der Name „Kövecses" (steinig) kann vielleicht auf einem auch an der Oberfläche sichtbaren Steinschuttfeld beruhen. Von derartigen Resten dürfte auch das aus der Literatur wohlbekannte sekundär verwendete frührömische Grabstein-Bruchstück herstammen, 9 von dem wir wissen, dass es 1 km nördlich von der Burginsel zum Vorschein gekommen ist (vglAbb.31.). In Zalavár sind uns bisher an allen frühmittelalterlichen Fundorten sekundär verwendetes römisches Steinmaterial und Ziegel bekanntgeworden, ohne dass sich dort auch eine römische Schichte befindet. 1 0 Sie fehlen auch auf der Insel Kövecses nicht und stammen zum Teil aus dem Baumaterial jener kleinen frühmittelalterlichen Kirche, mit deren Erschliessung die Fundrettung im Jahre 1976 begann und die genau 1 km weit nördlich von Bu'rginsel liegt. Eine Gegenüberstellung unserer Daten ergibt, dass es leicht möglich ist, dass die kurze Zeit währende Forschung von (Börzsönyi) in der Gegend der frühmittelalterlichen Kirche ihren Schauplatz hatte und dass B. Kuzsinszky mit Recht daran zweifelt, dass Börzsönyi wirklich auf Gebäudereste aus der Römerzeit gestossen ist. 1 1 An unserem Fundort sind ausser der bereits erwähnten frühmittelalterlichen Kirche, 145 Gräber, ein frühmittelalterlicher Brunnen mit Holzgefüge, und die Reste vorgeschichtlicher Befestigungssysteme und 355 Grubenobjekte aus mehreren Perioden erschlossen worden. Die frühesten Kulturschichten stammen aus der Kupferund Bronzezeit und in der Hauptsache sind durch incrustierte Keramik datierbare Gruben zum Vorschein gekommen. Auf weitere, beinahe fortlaufende Benützung des Gebietes in der Urzeit weisen jene Objekte hin, die unter anderem durch Bronzefibeln vom Typ Szentvid oder durch mäandergemusterte Pintaderen auf die frühe Eisenzeit und zum Teil durch Keramik, zum anderen Teil durch Bronzematerial auf die späte Eisenzeit datiert wird. 1 2 Die verschiedenen Zwecken dienenden urzeitlichen Gruben befinden sich hauptsächlich auf dem nördlichen Teil der Insel, doch fehlten sie auch auf dem Gebiete des südlichen „Hügels" nicht (Plan 7-11). Dasselbe kann man von dem ausgedehnten Pfahlbau-Befestigungssystem sagen, dessen Überreste (wir haben die Daten von etwa 1200 Pfahllöchern registriert) bzw. Planierungsschicht von vorwiegend frühmittelalterlichen Gräbern und Gruben durchschnitten sind. Dem Schutze des nördlichsten und zugleich höchsten Teiles der Insel diente jenes System von Gräben, das stratigraphischen Angaben zufolge eine der frühesten vorgeschichtlichen Perioden repräsentiert (Plan 7-8). Von den beiden konzentrisch angelegten Gräben schliesst der äussere ein etwa 92 x 72 m grosses Gebiet ein, der innere ein 78 x 58 m grosses; auf dem östlichen Teil des Grabungsgebietes, das bessere Beobachtungsmöglichkeiten bietet, betrug die Entfernung der Gräben voneinander 7-7 50 m. Auf mehreren Abschnitten konnten Unterbrechungen durch Tore festgestellt werden. Es ist möglich, dass das Grabensystem in den Kreis der frühen Bronzezeit oder der Balatongruppe der Kupferzeit gehört; die erste bekannt gowordene Befestigung der genannten Gruppe hat N.Kalicz in Letenye, das in Luftlinie 41 km südwestlich von Zalavár entfernt ist, ebenfalls auf einer ehemaligen Insel beobachtet. 1 3 Die Balatongruppe ist übrigens durch mehrere Fundorte auf dem Gebiete von Zalavár vertreten. 1 4 Am Fundort „Kövecses" haben wir jene Gruben-Objekte - unter ihnen 3 Wohngruben mit Feuerstelle - erschlossen, die als erste authentische Daten zur Siedlungsgeschichte der Umgebung von Zalavár in der späten Kaiserzeit lieferten. Aufgrund der Parallelen zu Tokod kann das Fundmaterial bzw. das Alter der Siedlung auf den Beginn des IV. Jahrhunderts datiert werden. 1 5 Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden von den auf der Insel „Kövecses" erschlossenen archäologischen Denkmälern nur die publiziert, die mit der Entstehung und mit dem Leben von Mosaburg im 9. Jahrhundert sowie.mit der Siedlungsgeschichte dieses Gebietes zur Árpádenzeit in engem Zusammenhang stehen. 1 6 8