GARAM ÉVA - PATAY PÁL - SOPRONI SÁNDOR: SARMATISCHES WALLSYSTEM IM KAPRATENBECKEN / Régészeti Füzetek II/23. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 2003
IV. Die historische Auswertung der Erdwälle (S. Soproni)
F von Oszlár 9. Horedt ist bemüht, in derselben Weise wie in seinen früheren Werken das Schanzensystem des Karpatenbeckens mit dem von "Brazda lui Novae" an der unteren Donau zu verknüpfen und in dieselbe Zeit zu datieren, das seiner Meinung nach aufgrund der politischen und ethnischen Faktoren ins 1. Jahrhundert zu legen ist, weil sich im 4. Jahrhundert die tatsächlichen Feinde (Goten, Sarmaten) bereits innerhalb der Graben befanden. 1 0 In seiner als selbständige Studie zu betrachtenden Rezension warf auch Uwe Fiedler zahlreiche Fragen auf, indem er auf die Datierungsproblematik der Wallsysteme an der mittleren wie der unteren Donau einging. Fiedler akzeptiert Sopronis weite Datierung des Ausbaus der Wälle zwischen dem 3.-4. und dem 11. Jahrhundert, verwirft aber jede römische Teilnahme an ihrem Entstehen. 1 1 Seine Ansicht über den Ausbau des Wallsystems ist folgende: "Auch im Süden, in der Batschka gibt es ja Wälle. Berücksichtigt man noch deren Verlängerung durch Transdanubien bis fast zum Plattensee hin ..., so ergibt sich - trotz der Unterschiede in der Bauweise - fast ein geschlossenes Verteidigungssystem. Dies lässt sich gut mit dem protobulgarischen Wallsystem an der unteren Donau vergleichen. Gerade diese nur wenig spätere Analogie macht eine Zuweisung der mitteldanubischen Langwälle an die Awaren viel wahrscheinlicher als die an die Sarmaten bzw. Römer oder Hunnen ...Es lässt sich darüber streiten, ob die Wälle an der mittleren Donau in der Hauptzahl noch vor 600 oder gar erst nach 626, dem Wendepunkt der awarischen Machtentfaltung, zur Ausführung gekommen sind. Wie eine Uberschneidung im nördlichen Wallsystem schon zeigt, hat es sich dabei um einen sehr langwierigen Prozess gehandelt, der um die Mitte des 7. Jhs. weitgehend abgeschlossen gewesen sein dürfte." 1 2 Demnach finden sich in den beiden Rezensionen unterschiedliche Meinungen über das Entstehen des Csörsz-Grabens. Horedt datierte seinen Bau ins 1. und Fiedler ins 6.-7. Jahrhundert. Beide Auffassungen scheinen durch gewisse archäologische Angaben bzw. historische Folgerungen bestätigt zu werden, so sind z. B. die frühawarischen Funde tatsächlich innerhalb des wallumgebenen Gebietes bekannt. Das schliesst jedoch nicht aus, dass die Awaren ein schon bestehendes Verteidigungswerk verwendeten, wie es sich gerade im gepidischen Siedlungsgebiet des 5. und 6. Jahrhunderts beobachten lässt. 1 3 Das archäologische Fundmaterial neuer Ausgrabungen, von denen im folgenden die Rede ist, unterstützt aber demgegenüber die spätrömische Datierung. Topographische Forschungen an der Walllinie Die Datensammlungen im Laufe der Erstellung der archäologischen Topographie Ungarns sowie Geländebegehungen haben die Untersuchung der Linie des sarmatischen Wallsystems gleichfalls gefördert. Die Mitteilung der Ergebnisse erfolgte bisher vom Nordrand der Tiefebene an der Donau bzw. aus ihrem Ostteil, denn nur diese beiden Bände mit der Bekanntgabe je eines Abschnittes sind erschienen. An der Grenze des Kreises Szeghalom im Kom. Békés am Ostrand der Tiefebene 1 4 wird das Gebiet der Gemeinden Körösnagyharsány 1- und Biharugra 1 6 von der Linie der inneren Grabens durchquert, den Pál Patay vorstellte, indem er die schon in diesem Band zu findenden Beobachtungen der Geländebegehungen und Freilegungen wiederholt mitteilt. Im zweiten erschienenen Band der Topographie fand der Leser die archäologischen Beobachtungen aus dem Kreis Vác im Tiefebenenteil des Koni. Pest darunter jene, die sich auf den Anfangsabschnitt des Wallsystems beziehen. Bei den Geländebegehungen war es zwar nicht gelungen, die obere und mittlere Linie zu finden, doch gelang die Identifizierung der unteren, die in der Flur von Dunakeszi beginnt und von dort aus über Fót in östlicher Richtung verläuft. 17 Gemäss den früheren Angaben und Vorstellungen ging die nördlichste Linie des Walls etwa von Verőce und die mittlere von der südlichen Umgebung von Vác aus. 1 8 Die untere Linie des Csörsz-Grabens begann in der Flur von Dunakeszi, südlich der Stadt, im Überschwemmungsgebiet der Donau und verlief dann in W-O-Richtung bis nach Pély im Kom. Heves, 1 9 9 Siehe S. 53 in diesem Band 1 0 Horedt 1985. 591 1 1 Fiedler 1986, 457-460; vgl. Petrikovits 1967, 215-220 1 2 Fiedler 1986. 462. Die Verbindung des Wallsystems mit den Awaren ist nicht neu, diese Möglichkeit wurde schon am Ende des 19. Jh. erwogen und später auch von den rumänischen Forschern (Diaconu, Rusu) übernommen. 1 3 Bona 1974, 25-26 1 4 MRT 6, Karte 5 1 5 MRT 6, 127, FO 9/19 1 6 MRT 6. 27. FO 1/57 1 7 Torma 1991, 14. Die Erforschung des Csörsz-Grabens in der Gegend um Vác begann bereits am Ende des 19. Jh., s. dazu: llon 1987.45-46 1 8 Ilon 1987.48 1 9 MRT 9, 80-81,5/16 80