GARAM ÉVA - PATAY PÁL - SOPRONI SÁNDOR: SARMATISCHES WALLSYSTEM IM KAPRATENBECKEN / Régészeti Füzetek II/23. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 2003

I. Allgemeine Kennzeichen der Wälle (P. Patay)

Die Abmessungen der Wälle sind auch ver­schieden, woraus man darauf schliessen kann, dass diese seinerzeit nicht vorgeschrieben wurden und im­mer vom Entschluss der örtlichen Arbeitern abhingen. Die bei den einzelnen Querschnitten und Boden­bohrungen beobachteten Abmessungen sind in der Ta­belle 1. zusammengefasst. ' 3 Die Länge der mit Sicherheit nachgewiesenen Abschnitte in Ungarn beträgt (siehe Tabelle II.) zwi­schen Donau und Theiss insgesamt 266,9 km, jenseits der Theiss (bis die Linien das Land endgültig verlas­sen, also die sich inzwischen auf rumänischem Boden befindlichen kürzeren Abschnitte mit eingerechnet) 268 km. Dazu kommen noch ausserhalb Ungarns, falls man die Linien fortlaufend annimmt, an der in­nersten, südlich des Flusses Maros (Marsch) etwa 60 km, an der inneren Linie etwa 80 km, an der äusseren (abgerechnet den sie abbrechenden Morast von Alibu­nar) etwa 280 km und an der äussersten etwa 320 km. 1 4 Alles zusammengerechnet beträgt die Gesamt­länge der Linien des ganzen Wallsystems mindestens 1260 km. Auf der Tabelle I. haben wir auch die Grösse der Querschnitte der Wallgräben aufgezeichnet. Diese schwankt zwischen 4 und 18 m-, doch durchschnitt­lich kann man sie auf 8 m 2 schätzen. Das bedeutet, dass aus einer Länge von 1 m 8 m 3 Erde ausgehoben wurden. Also beim Errichten des ganzen Wallsystems wurden insgesamt etwa 10 000 000 m 3 Erde bewegt. Nimmt man an, dass unter primitiven Umständen und mit primitiven Arbeitsgeräten die Arbeitsleistung eines Mannes für die Errichtung des Walles (Ausgra­ben und zum Damm Hinauftragen der Erde) nicht mehr als ein Kubikmeter pro Tag sein konnte, so benötigte der Bau des Wallsystems etwa 10 000 000 Arbeitstage. Leider wissen wir nicht wieviel Leute daran gearbeitet haben, oder wieviel Jahre die Arbeit gedauert hat, doch rechnet man 120 Werkstage (etwa 5 Monate) in einem Jahr an denen die Arbeit durchge­führt wurde, ergibt sich, dass 83 300 Männer sämt­liche Wälle im Laufe eines einzigen Jahres errichten hätten können (41 700 Leute in 2 Jahren, u. s. w.). Der Raum, den das Wallsystem von Norden und Osten, gleichzeitig die Donau von Westen und Süden umrahmt, erreicht eine Ausdehnung von 60-65 000 km 2. Alle diese Angaben überzeugen uns davon, dass dieses Werk nur durch eine Gesellschaft ausgeführt werden konnte, die bereits unter der Leitung einer zentralen Macht stand, die mindestens den Grad eines Stammesbundes erreicht hatte. Vergleicht man die einzelnen Linien des Wall­systems miteinander, kann man an ihnen manche Un­terschiede beobachten. Jenseits der Theiss (ihre in Rumänien und Jugoslavien befindlichen Abschnitte auch in Betracht nehmend) scheinen sie fortlaufend errichtet worden zu sein - ausgenommen die Strecken, wo sie durch Sümpfe ersetzt sind. Dagegen kann man im Gebiet zwischen Donau und Theiss nur von der un­teren Linie behaupten, dass sie von Fluss bis Fluss fortläuft. Es wurde uns nämlich klar, dass so die mitt­lere, wie die obere Linie an mehreren Abschnitten un­terbrochen wurde, so, dass sich in ihrem Verlauf kürzere oder längere Lücken befinden, ohne, dass diese sümpfige Gelände wären. Man kann auch beobachten, dass die Linien jen­seits der Theiss sich viel weniger schlängeln und sanfter als diejenigen zwischen Donau und Theiss. Ja sogar die Richtungsänderung von 90° der inneren Linie in der Nähe von Ujfehértó wurde in einem sehr grossen Bogen durchgeführt, so, dass man in kürzeren Abschnitten die Biegung beinahe nicht bemerkt. Jenseits der Theiss kennen wir keine Korrek­tionen in der Linienführung, keine Abzweigungen, Kreuzungen. Solche befinden sich jedoch - wenn auch nur selten - zwischen Donau und Theiss. Des­wegen scheinen hier die Wälle mindestens in zwei Pe­rioden errichtet worden zu sein. Wir können es folgen­dermassen rekonstruieren: Nach der ersten Konzep­tion hätten die obere und die frühere mittlere Linien aufgebaut werden sollen, die obere zwischen dem Donauknie und der Mündung des Flusses Sajó (in die Theiss), die mittlere etwa 3 km südlicher von der Donau (wahrscheinlich bei dem Dorf Göd beginnend) in der Richtung Aszód-Hatvan-Füzesabony-Mező­kövesd-Oszlár. Der Bau wurde aber nicht beendet, vor allem nicht auf der oberen Linie (das Vorhandensein der mittleren Linie zwischen der Donau und Aszód ist auch nicht nachgewiesen, von dort war sie wahr­scheinlich fortlaufend errichtet, ausgenommen einige kurze Abschnitte in sumpfigen Flusstälern, wie w. B. das der Zagyva, oder Eger vize u.s.w.). In einer späteren Periode wurden die Linien in ihrer östlichen Hälfte nach Süden zurückgezogen. Gleichzeitig wurde der Wallgraben der mittleren Linie zwischen Csány und Tarnabod ausgetieft. Östlich von Die Abmessungen der Wailabsehnitte ausserhalb Ungarns sind uns unbekannt. Durch die Liebenswürdigkeit jugoslawischer Kol­legen habe ich jedoch im südlichen Banat, in der Nähe des Dorfes Deliblät (Deliblato) eine Strecke der äusseren Linie kennen gelernt. Der Wall ist hier mächtiger als die im besten Zustand erhalten gebliebenen Strecken in Ungarn: wahrscheinlich war er auch einst stärker ausgebildet. Von handgeschriebenen Karten besitzen wir Hinweise über Abschnitte der äussersten Linie zwischen der ungarisch- rumäni­schen Staatsgrenze und dem Fluss Maros, die uns annehmen lassen, dass eventuell auch diese Linie durchlaufend ausgebaut wurde. 16

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