Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)
SAAL 14. Dulden, Ausgleich und Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Katalin Körmöczi - Edit Haider)
einzigen Ministers bürgerlicher Abstammung in der 1867er Regierung, Boldizsár Horváts, den verwirklichten Ausgleich und die Anfange der bürgerlichen Einrichtung demonstrieren soll. Am Ende des Saales wird der im Blick auf die Vergangenheit erstarrte Pomp der Millenniumsfeiern von dem gesellschaftlichen Panorama des Jahrhundertendes und dem Gewimmel in der nun schon eine europäische Weltstadt gewordenen Hauptstadt eingefaßt. DIE RETORSION Die Namenliste der Teilnehmer am Freiheitskampf enthält die trockenen Angaben der 1849er Rache, neben den Namen deutsch- und manchmal ungarischsprachige Eintragungen über ihr Schicksal: Todesarten, Gefängnisjahre, Vermögenskonfiskationen, Zwangseinberufungen. Unter den Namen auf der Zitationsverordnung vor das Kriegsgericht finden sich auch die von Lajos Batthyány, Lajos Kossuth, Gyula Andrássy, István Gorove, Lajos Beniczky und Pál Almássy. Zu Reliquien geadelte Gegenstände: vom Präsidenten der ersten verantwortlichen ungarischen Regierung Graf Lajos Batthyány der im Gefängnis benutzte Kerzenleuchter und das Federmesser, seine von Kugeln durchbohrte Weste und die den Abtransport und die Beerdigung seiner Leiche genehmigenden Schriftstücke. Die Splitter vom Galgen der in Arad hingerichteten Generale erinnern an die Märtyrer der Nation. Auf Haynaus Befehl hin wurden die Hinrichtungen auch nach dem 6. Oktober 1849 fortgesetzt. Hingerichtet wurde Imre Szacsvay der Protokollführer des Abgeordnetenhauses beim die Unabhängigkeitserklärung verabschiedenden Landtag; an ihn und die bürgerlichen Opfer erinnern die Blätter seines Abschiedsbriefes. Die Gefängnis- und Häftlingsarbeiten sowie die Symbole der nationalen Trauer zitieren den Geist der Zeit, darunter ein Armband aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Märtyrer von Arad, die die Anfangsbuchstaben eines neunwortigen deutschsprachigen Satzes bilden: Pannónia) (Pöltenberg) V(ergiss) (Vécsey) D(eine) (Damjanich und Dessewffy) T(oten) (Török) N(ie) (Nagysándor), A(ls) (Aulich) K(läger) (Kiss, Knézich) L(eben) (Lahner, Lázár, Leiningen) S(ie) (Schweidel). DIE KOSSUTH-EMIGRATION Im August 1849 überschritt Lajos Kossuth bei Orsova die ungarische Grenze und emigrierte, weil er die Errungenschaften von 1848-1849 nicht für völlig verloren hielt. „...Unsere Nation wird auch noch in ihrem Sturz zu den lebensstarken Faktoren gezählt, mit denen bei den Entwicklungen der europäischen Geschichte zu rechnen ist, gerechnet werden muß" - bekannte Lajos Kossuth, der bis 1867 die Führungsgestalt der ungarischen Emigration blieb. Kossuth politisierte auf der Basis der Unabhängigkeitserklärung. Seine Hauptbestrebung war, außenpolitische Unterstützung und Bundesgenossen für die Befreiung Ungarns zu finden. Das europäische Machtgleichgewicht verlangte jedoch die Existenz des Habsburgerreiches. Die Emigration wurde in ihren Ansichten gespalten, zerstreute und isolierte sich. Erinnerungsgegenstände und Dokumente zeigen den auch in der Emigration als Gouverneur-Präsident, als Staatsmann politisierenden Kossuth, beleuchten die ver-