Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 9. Der Rákóczi-Freiheitskampf und die Türkenkriege am Anfang des 18. Jahrhunderts (Gábor Németh)

„Grenzstadt" zum Zentrum eines großen Reiches geworden, dessen Militär erfolg­reich für die Befreiung des gesamten Lan­desgebietes im Einsatz war. Die endgül­tige Türkenvertreibung verwirklichte sich im österreichisch-türkischen Krieg 1716­1718. Unter dem Oberkommando Eugens von Savoyen (1663-1736) und mit der Führung der ungarischen Truppen durch János Pálffy war der Feldzug von Erfolg gekrönt. Von Sieg zu Sieg eilend, wurden die noch in türkischer Hand befindlichen Gebiete befreit. 1716 wurde bei Pétervá­rad (Petrovaradin) ein glänzender Sieg errungen und Belgrad (Beograd) einge­nommen, nach mehr als 160jähriger Tür­kenherrschaft wurde Temesvár (Timisoa­ra) wieder frei. Am 21. Juli 1718 wurde durch englische und holländische Ver­mittlung der Frieden von Pozsarevác (Po­zarevac) geschlossen. Der Wiener Hof vereinigte die zurücker­kämpften Gebiete im Süden entgegen dem Wunsch der Stände nicht wieder mit dem Land, sondern machte sie zur unter Mi­litärverwaltung stehenden, unmittelbar Wien unterstellten Militärgrenze. Das Te­mesch-Gebiet (Temesi Bánság, Temescher Banat) wurde der Lenkung durch den Kriegsrat unterstellt. Der Hof war bestrebt, bei passender Gelegenheit die südslawi­sche Bevölkerung auch gegen die Ungarn einzusetzen. Aus diesem Grunde wurde die Militärgrenze für lange Zeit zu einer Quelle von Spannungen. Den die Türkenkriege darstellenden Ab­schnitt beherrscht das großformatige Schlachtenbild eines unbekannten Malers: Die Erstürmung Belgrads im Jahre 1717. Der Held dieses Krieges und zugleich der größte Stratege der Epoche war der auch als Staatsmann verdienstvolle Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) (Abb. 9). Seine Laufbahn als Heerführer ver­schmolz völlig mit den Türkenkriegen. 1683 hatte er sich als einer der Komman­deure der Wien entsetzenden Truppen ausgezeichnet, und später nahm er an der Rückeroberung Budas teil. Mit seinem Namen verknüpft waren die glänzenden Siege über die Türken in den folgenden Jahren. Er kämpfte im Spanischen Erb­folgekrieg. Mit seiner Tätigkeit hatte er großen Anteil an der Stabilisierung Ös­terreichs als Großmacht. Die Militärtrommeln stammen vom Be­ginn des 18. Jahrhunderts. Die große und massiv mit Eisen beschlagene Kriegs­kasse neben ihnen gehört noch in die Pe­riode des Rákóczi-Freiheitskampfes. Danach sind die Erinnerungsstücke der Rákóczi-Emigration zu betrachten. Wert­volle historische Reliquien sind der aus Lindenholz geschnitzte, mit reichen Bün­deln von Obst und Blumen verzierte und bemalte Armstuhl und die Kerzenleuch­ter, die der Fürst in der Emigration selbst verfertigt hat. Wie wir von dem seinen Herrn treu begleitenden Kelemen Mikes (1690-1761) wissen, „vergnügte" sich der Fürst die Zeit in den bitteren Tagen der türkischen Emigration (1717-1735) mit Tischlerarbeit. Das charakteristische Musikinstrument der Zeit, beliebt zur Begleitung der Ku­rutzenlieder und der Tänze, war die Tür­kenflöte, mit späterem Namen Schnabel­flöte. Wegen ihres scharfen, durchdringen­den Tones benutzte man sie im Kurutzen­heer als Signalinstrument. Die im Saal angebrachten Zitate aus einem Rákóczi­Lied veranschaulichen das reiche litera­rische Erbe der Kurutzenzeit. Die beiden Landkarten zeigen anschau­lich das türkische Besatzungsgebiet und die Verwüstungen durch den Befreiungs-

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