Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Denkmäler der skythischen Tierstilkunst

sind im Denkmalmaterial der mitteleuropäischen Hall­stattkultiir zu finden. 460 Der aus einem Hügelgrab der mitteldonauländi­schen Hallstattkultur in Somlóvásárhely ausgegrabene Wagen ist etwas älter, als der Wagenfund des Grabes 13 von Szentes-Vekerzug. Trotzdem übenahm die in der Tiefebene ansässige Volksgruppe die Sitte der Wagenbestattung nicht von der Bevölkerung von Transdanubien. Diese zwei Bestattungsriten unter­schieden sich grundlegend voneinander. In Som­lóvásárhely wurde in eine Steingrabkammer ein vier­rädriger Wagen den Aschen des Verstorbenen beige­bend hingestellt, während im Gräberfeld von Szentes ­Vekerzug vier Wagenräder auf die Skelette von zwei Pferden gelegt wurden. Das Grab des Besitzers der Pferde und des Wagens wurde anderswo im Gräber­feld ausgegraben. Die Bestattung des Wagens von Verstorbenen ho­hen Ranges war im skythischen Kulturkreis eine allge­mein verbreitete Sitte. Im nordkaukasischen Raum, im Kubangebiet sind Wagenbestattungen aus der prä­skythischen, frühen Phase bekannt 461 , die viel älter sind, als die Bestattung von Szentes - Vekerzug. Das Volk der Tiefebene des 6. Jh. v. Chr. folgte durch diesen Ritus einer Tradition, einem Jenseitsglauben, die von der Steppe stammten. DENKMÄLER DER TIERSTILKUNS Anfang des ersten Jahrtausends v. Chr. entfaltete sich in den Steppengebieten von Eurasien der so genannte Tierstil, dessen Wirkung sich auch im Kar­patenbecken durchsetzte. In der Region der Tiefebene stammen die im Zeichen dieses Stils geformten ältesten Exemplare aus dem 8. Jh. v. Chr., so u.a. Pfer­dekopfzepter aus Bronze, 462 Bronzescheiben mit Vo­gelkopfdarstellung, 463 raubtierförmige Goldfibeln. 464 Der geistige Hintergrund für den Tierstil lag in der Lebensweise der Steppenbevölkerung, die von den Tieren abhing. Die Ursprungssagen der Stämme und Sippen verkörperlichten die Urahnen in Tiergestalten. Durch die Darstellung dieser Mythen entwickelte sich der Tierstil. Die Entstehung dieses Stils kann auf meh­rere inner-, mittelasiatische, iranische Quellen zurück­geführt werden. Einerseits gelangten ins Karpaten­becken solche Denkmäler, die den Stil der skythischen darstellenden Kunst zeigen, anderseits wurden auch im Karpatenbecken welche hergestellt. Die Tiergestal­460 WARNEKF. 1999, 90. 46 \ ERLICH 1994, 28-21. Sárvíz, ehem. Kom. Turóc, Kisköszeg [Batina]: GAL­LUS / HORVÁTH 1939, Taf. 15. 1-2; Prügy: KEMENCZEI 2005, Taf. 26. C.l. ten auf den Waffen, auf dem Pferdegeschirr und auf den Schuckstücken stellen Hirsche, Löwen und andere Raubtiere, Vögel, Tiekampfszenen dar. Sowohl an der Formung wie auch an den Zierelementen sind die Mo­tive iranischen, griechischen Ursprungs der skythischn Kunst zu erkennen. Goldene Hirschfiguren Ohne Zweifel die schönsten Exemplare der skythi­schen Stils sind die in der Ungarischen Tiefebene in Mezőkeresztes - Zöldhalompuszta und in der Ge­markung von Tápiószentmárton gefundenen Goldhir­sche. In Mezőkeresztes-Zöldhalompuszta stieß man 1928 auf einen Schatzfund, der aus einem goldenen Hirsch, einer mit Löwenfiguren verzierten goldenen Kette, 136 Stück halbkugelförmigen goldenen Knöpfen, und einem Gehänge bestand. (Taf. 31-33). Die Fundstelle war ein Hügel nicht weit vom Schloss. Die Grundbe­sitzer wählten diese Stelle zur Bestattungsstätte der Familie. Auf die Gegenstände stieß man bei der Aus­grabung einer neuen Grabgrube. An der Fundstelle führten Nándor Fettich und Lajos Márton eine authen­tifizierende Ausgrabung durch. Auf Grund der Freilegung stellten sie fest, dass die Goldgegenstände ursprünglich unter dem Hügelgrab zusammen mit der Asche von Verstorbenen in der Erde lagen. Die Figur des zusammenstürzenden, rückwärts­blickenden, 37 cm langen Hirsches ist aus Goldblech getrieben. Kopf und Beine des Tieres sind mit Schnur­motiv verziert, umrahmt. Auge und Ohr sind als Zel­len gebildet und mit hellblauer Glaspaste ausgefüllt. Auf der Fläche zwischen Geweih und Hals ist ein Vo­gelkopf mit krummen Schnabel erkennbar. Zur Be­festigung des Zierstückes dienten angelötete kleine Ringe auf der Rückseite. Während der Auffindung wurde der goldene Hirsch in der Mitte zerbrochen und verstümmelt, vom Mittelteil ist ein Stück verloren gegangen. Zusammen mit dem Goldhirsch kam auch eine aus acht Golddrähten geflochtene Kette mit drei aufge­fädelten kleinen Löwenfiguren zum Vorschein. Die in liegender Körperhaltung geformten Tierfiguren wur­den aus Goldblech gepresst, dann zusammengelötet. Die Kette endet in zylinderförmigen Tuben mit Fischköpfen. In Tápiószentmárton wurde die 22.7 cm lange Hirschfigur aus Elektron im Jahre 1923 gefunden. Das 463 Biharugra: GALLUS / HORVÁTH 1939, Taf, 15 , 1-2; KEMENCZEI 2005, Taf. 13, 12-14. 464 Dálya[Dalj]: ÉBERT 1908, Abb. 114.

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