Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Bewaffnung

skythischen Periode parallel zu gebrauchen. Die Belege dafür stammen aus dem skythischen Denkmal­material der dem Karpatenbecken nahe liegenden Ge­biete, es sind hier die Funde der im Mittleren Dnestr­becken freigelegten Hügelgräber zu erwähnen (Krug­lik, Perebykovcy). 357 Im Gebiet der Alföld-Gruppe waren fast aussch­ließlich die dreiflügeligen Tüllenpfeilspitzen mit in­nerer Tülle in Gebrauch. Darauf weist die Tatsache hin, dass sie von den früheren Formen abweichend aus zahlreichen Bestattungen zum Vorschein gekommen sind. (Ihre Fundorte siehe auf der Liste 4). Der Gebrauchsbeginn der dreiflügeligen Tüllen­pfeilspitzen mit innerer Tülle wird durch diejenigen Bestattungen datiert, aus denen sie mit in die Früh­skythenzeit datierbaren Gegenständen zusammen ans Tageslicht gelangten (Cegléd - Hordógyár: Taf. 11,6, Mátraszele: Taf. 154, 1: Köcherverzierungen im Tier­stil). In Siebenbürgen löste diese Form in der ersten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. die Tüllenpfeilspitzen ab. Dieser Wechsel zeigt sich im Fundstoff derjenigen Bestattungen, die beide Pfeilspitzenformen enthalten (Marosgombás [Gîmbas]) 358 , oder nur noch aus Tül­lenpfeilspitzen mit innerer Tülle bestehen. 359 Die dreikantigen, trapez-, oder dreieckförmigen Pfeilspitzen bilden die vierte Formengruppe. Die meisten haben die Form mit innerer Tülle, aber es gibt darunter auch einige Exemplare mit kurzer Tülle. Im Grab 30 des Gräberfeldes von Szentes-Vekerzug be­fanden sich vier Stück dreikantige Pfeilspitzen mit einer scheibenförmigen Bronzefibel zusammen. (Taf. 70, 2.6). Dieses Schmuckstück war in der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr., bzw. in der ersten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. in der Mode. Diese Tatsache bestimmt auch das Alter der Pfeilspitzen. Die Pfeilspitzen dieser Form waren typische Bestandteile der Bewaffnung in der Tiefebene. (Ihre Fundorte siehe auf der Liste 4). Die Grabbeigaben zeigen uns, dass in den ver­schiedenen Regionen des Kaipatenbeckens die Be­waffnung der Gruppen skythischer Prägung fast aus den gleichen Gegenstandstypen, so aus Streitäxten, Lanzenspitzen, Streitmessern bestand. Dabei stellen aber die Pfeilspitzen eine Ausnahme dar. In Sieben­bürgen bildeten die zweiflügeligen Pfeilspitzenformen mit Tülle die überwiegende Mehrheit, während in der Tiefebene, im Gebirgsland die Pfeilspitzen mit drei­flügeligen, dreikantigen Exemplaren mit innerer Tülle versehen wurden. Dieses Merkmal war für die erste Periode der Skythenzeit typisch, während sich in der 357 SMIRNOVA 1993, 108. 114-115. 358 ROSKA 1940, 161. Abb. 195, VULPE 1984, 48. Abb. 8. 359 z.B. Bäita, Grab 1. 7: VASILIEV 1976, 54-55, Batos: BOROFFKA 2002, 239. 360 PARZINGER/STEGMANN-RAJTÁR 1988, 175. zweiten Periode im Kaipatenbecken die Benützung der letztens beschriebenen Form allgemein verbrei­tete. Die Pfeilspitzen verschiedener Form, die von der Alföld-Gruppe und von der Siebenbürgen-Gruppe ge­braucht wurden, kamen während der Grabung der Erdburg der Hallstattkultur Smolenice in der größten Anzahl zusammen zum Vorschein. Bezüglich der großen Anzahl dieses Pfeilspitzenfundes entstanden voneinander abweichende Deutungen. Der einen Mei­nung nach benutzten die Bewohner der Erdburg Pfeil­spitzen skythischen Typs, 360 der anderen nach gerade die Angreifer der Erdburg. 361 Der ersten Meinung nach kam eine große Menge von Pfeilspitzen aus den Bauresten neben den Wällen deshalb zum Vorschein, weil diese einst als Waffendepot gedient haben soll­ten. Diese Erklärung hat die Schwäche, dass man dort keine andere Waffe gefunden hat. Deshalb scheint die andere Hypothese der Wirklichkeit viel näher gestan­den zu haben, wonach die aus den Bauten stammen­den Pfeilspitzen zu den ausgebrannten Resten der eingestürzten Dächer, Seitenwände gehörten, d. h. al­so, dass sie zu den ausgeschossenen Pfeilspitzen der Angreifer gehörten. All das bedeutet, dass die Bewoh­ner die Erdburg deshalb verließen, weil sie vom Volk skythischer Kultur angegriffen wurden. Ob diese oder jene Behauptung richtig oder falsch ist, ändert nichts daran, dass es zwischen den Pfeilspitzen unterschied­licher Form keinen Altersunterschied gegeben hat. Von der zweiten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. an er­reichten die dreiflügeligen Tüllenpfeilspitzen mit in­nerer Tülle auch die Gebiete der mittelbalkanischen, südostalpinen Hallstattkultur. Diese Tatsache kann der Expansion, dem Zuwachs der wirtschaftlichen Kraft der Alföld-Gruppe zugeschrieben werden, die auch durch die in die oben erwähnten Gebiete gelangten Eisentrensen von Vekerzug-Typ, Streitäxte, Tonstem­pel, Kaurischnecken belegt ist. Die im Fürstengrab von Atenica gefundenen Pfeilspitzen belegen, dass die Völker des Balkan diese Waffe schon im zweiten Viertel des 6. Jh. v. Chr. gewiss übernommen ha­ben. 362 In Slowenien kamen solche Pfeilspitzen sogar an zwei Fundstellen (Ptuj-Rabeljcja vas, Ljubljana Grad) mit Kahnfibeln, aus einem Hügelgrab (Sticna Hügel 5 Grab 25) 363 mit Schlangenfibeln mit ver­ziertem Bügel zusammen zum Vorschein. Aus dem Grab 43 von Vace, Klenik bilden 20 Pfeilspitzen und ein Bronzeglöckchen die Beigaben skythischen Typs. 364 Alle oben angeführten Pfeilspitzenfunde stammen aus dem 6. Jh. v. Chr. 361 ROMSAUER 2004, 41 1. 362 DJUKNIC / JOVANOVIC 1965, Taf. 24, 1-5. 363 TERZAN 1998, 553. 364 TERZAN 1998, 558-559.

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