Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Bewaffnung

eger der Alföld-Gruppe bestand aus einer eisernen Streitaxt und einer Lanzenspitze, oder einem Streit­messer. Diese Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der Bewaffnung der Hallstattkultur westlich der Donau. Die Zusammensetzung von Strei­taxt und Lanzenspitze entspricht der im Steppengebiet verbreiteten skythischen Waffenausrüstung, während der Gebrauch von Streitaxt und Streitmesser zusam­men in der Tiefebene häufiger war. Armchenbeile. Mit Funden skythischer Prägung der Tiefebene zusammen kamen an drei Fundstellen flache Beile zum Vorschein, an deren beiden Seiten oben je ein kleines Ärmchen sich befindet. In Gyöngyös gelangten im Jahre 1905 beim Rigolieren auf dem Weinberg Bronzerasseln im Tierstil, Trensen, Lanzen­spitzen mit einem Akinakes zusammen ans Tageslicht (Taf. 147, 17). Der Fundort eines anderen eiser­nen Ärmchenbeiles ist Miskolc, Diósgyőr - Kerek­domb, wo man bei Kanalbauarbeiten auf ein Ärm­chenbeil in der Gesellschaft von Eisenlanzen, Eisen­trensen gestoßen hat (Taf. 161, 5). In Tiszabercel kam aus einer Urnenbestattung ein eisernes Ärmchenbeil zum Vorschein (Taf. 93, 7). Die ältesten Ärmchenbeile sind vom Gebiet des Nordkaukasus bekannt, wo sie Anfang des 2. Jahr­tausends v. Chr. noch aus Bronze angefertigt wur­den. 340 In den Waldsteppengebieten des Dnjeprbek­kens befanden sich die ältesten Funde im Fundstoff aus dem 9.-8. Jh. v. Chr. 341 Zu derselben Zeit wurden schon auch in Siebenbürgen eiserne Ärmchenbeile hergestellt. Ihre dortigen Fundstellen sind die Sied­lung Cerna tu, dann die oberste Schicht der Siedlung Teleac, die auch Keramik von Basarabi-Typ ent­hielt, 342 sowie der erste Depotfund von Vintu de Jos. 343 Die Benützung der eisernen Ärmchenbeile dauerte auch in der frühen Skythenzeit an. Davon zeugen die Funde von mehreren im Waldsteppengebiet freige­legten Bestattungen aus dem 7.-6. Jh. v. Chr. (z. B. Aksjutici - Starsaja mogila, 344 Perebykovcy 345 ). Die in diesem Fundmaterial befindlichen Exemplare konnten als Waffen gedient haben. JW WESSE 1990, 177-181. 341 Kvitki: KOVPANENKO / GUPALO 1984, 49, Abb. 9, 3; Subbotovo: TERENOZKIN 1976, 92. Abb. 55. 342 VASILIEV /ALDEA/CIUGUDEAN 1991, 213. Abb. 17. 343 PETRESCU-DÎMBOVITA 1977, Taf. 393. 344 ILMNSKAJA 1968, Taf. 19. 345 SMIRNOVA 1953; 113. Abb. 7, 3; Dies. 1998, 461. Abb. 11, 3. Alle Ärmchenbeilfunde der Tiefebene stammen aus skythenzeitlichen Bestattungen. Es gab ein einziges Stück auch im Eisendepotfund vom ehemals oberun­garischen NiZná Mysl'a. 346 Die mit ihnen zusammen gefundenen Streitäxte, Lanzenspitzen zeigen, dass sie Zubehöre der Bewaffnung gewesen sein dürften. Aber ihre kleine Anzahl weist darauf hin, dass sie keine be­liebten Waffen waren. Es gilt auch für die skythischen Bestattungen des Steppengebietes. Unter den Beigaben der transdanubischen Hügel­gräber aus den Perioden HaC 2 - Dl, die mit der Früh­skythenzeit gleichalterig sind, gibt es mehrere eiserne Ärmchenbeile (Somlóhegy, Somlóvásárhely, Doba, Kismező, Nagybaráti, Vaszar, Kismező). 347 Diese Tatsache zeugt davon, dass die eisernen Ärmchenbeile zur gewöhnlichen Waffenausrüstung der Krieger der Hallstattkultur gehörten. Lanzenspitzen Bei der Alföld-Gruppe waren die eisernen Lanzen den Streitäxten ähnlich weit verbreitete Waffen (Fundorte: Liste 3). Ihr Vorkommen unter den Grab­beigaben vieler Bestattungen belegen diese Feststel­lung. Im Karpatenbecken begann man im 8. Jh. v. Chr. aus Eisen Lanzenspitzen anzufertigen. Aus diesem Jahrhundert stammt das aus dem Grab 75 von Pécs­Jakabhegy zum Vorschein gekommene Fundstück, dessen besonderes Merkmal der sehr lange Tüllenteil ist. 348 Der genauso in Transdanubien aufgefundene Depotfund von Dunakömlöd, und der Grabfund von Kakasd enthalten kleinere eiserne Lanzenspitzen mit kurzem Tüllenteil ebenfalls aus diesem Jahrhun­dert. 349 In der Steppenregion kommen ebenfalls in den vorskythischen Grabfunden (Butenki, Fars Grab 2, 40 350 ) solche eisernen Lanzenspitzen vor, bei denen am unteren Teil des Blattes sich zwei Löcher befin­den. An mehreren Fundorten der skythischen Gruppe in Siebenbürgen kamen Exemplare davon zum Vor­schein. 351 Der Gebrauch der eisernen Lanzenspitzen wurde in der Tiefebene von der Skythenzeit an allgemein ver­breitet. Besonders schöne Exemplare in gutem Erhal­tungszustand befinden sich im Fundstoff des Gräber­feldes von Alsótelekes. Diejenigen Fundstücke (Grab 1, Grab 136: Taf. 132, 2, Taf. 139, 26) davon, die 346 MIROSSAYOVÁ 1980, Taf.l. 347 PATEK 1993, Abb. 50, 20, Abb. 59, 8, Abb. 76, 6, Abb. 80, 2, Abb. 99, 5. 348 TÖRÖK 1950, Taf. 5. 349 KEMENCZEI 2005, 71. 350 TERENOZKIN 1976, Abb. 38, 26-27; LESKOV/ ERLICH 1999, Abb. 7, 4, Abb. 34, 5. 351 VULPE 1984, 46. 49; MARINESCU 1984, 64.

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