Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Bestattungssitten

Die in Tiszavasvári freigelegten Bestattungen kamen bis auf eine aus relativ dicht nebeneinander gelegenen Grabgruben ohne Grabhügel zum Vor­schein. Im Gegensatz dazu kam in Dózsa-telep ein kreisförmiger Graben zum Vorschein, die eine Bestat­tungsstätte umgab. Der Graben war auf einer kurzen Strecke nicht ausgegraben. In Algyö war das Grab Nr. 100 mit einem Kreisgraben umgeben. Das Grab war zwar ausgeraubt, trotzdem kamen daraus Gegenstände zum Vorschein (Fragment eines Torques aus Gold, Bronzespiegel, Tierfigur, Eisenwaffen), die die her­vorragende Stellung der Verstorbenen (Frau, Kind) in der Gemeinschaft zeigen. 231 Auch in Tárnáméra wur­de ein mit Gräben umrahmtes Grab freigelegt. Hier kamen aus dem dem Eingang gegenüber liegenden Grab ein gestörtes Skelett, und Funde skythischer Prägung zum Vorschein. 232 In dem in Sándorfalva freigelegten Gräberfeld war das Brandschüttungsgrab 145 mit Gräben umgeben, in denen es auf zwei einan­der gegenüber befindlichen kurzen Strecken je einen Durchgang gab. 233 In der Erde des Kreisgrabens lagen drei Pferdeschädel. In Tamabod fand man unter einem Hügelgrab Teile eines skythischen Panzerhemdes aus Bronze 234 , in Tarpa bronzene Phaleren, Akinakes 235 . Aus Brandschüttungsbestattungen, aus Grabhügeln stammen auch die berühmten Goldhirsche von Mező­keresztes - Zöldhalompuszta und von Tápiószentmár­ton. Vermutlich das Volk skythischer Kultur errichtete auch eine Menge der in der Tiefebene befindlichen, noch nicht freigelegten mehreren Tausende von Grab­hügeln. Aus der Periode direkt vor der Mitteleisenzeit ist bis jetzt nur ein einziger Hügelgrabfund von der Tief­ebene bekannt. Auf diesen Fund stieß man in Gyoma, wo eine Raubgrabung Skelettreste und den Gold­blechüberzug eines Dolchgriffes, sowie Schmuck­stücke ans Tageslicht gebracht hat. Aber es ist möglich, dass der Hügel selbst in der Kupferzeit er­richtet worden war, und man grub dann in diesem Hügel in der Früheisenzeit das Grab 236 . Deshalb zeigen die an den oben erwähnten Fundorten freige­legten mitteleisenzeitlichen Hügelgräber die Verbrei­tung einer neuen Bestattungssitte in der Tiefebene. Im Steppengebiet war diese Bestattungsweise allgemein bekannt, aber in der vorskythischen, skythischen Zeit wurden die Brandschüttungsgräber nur im Waldstep­pengebiet mit Hügeln bedeckt. Als Beispiel dafür kann man hier die Funde frühskythischen Typs enthal­231 BENDE 2002, 65. 232 PÁRDUCZ 1969b, 35. 233 GALANTHA 1985, 120. 234 PÁRDUCZ 1969b, 46. 235 PARDUCZ 1968, 81. 236 MAKKAY 1989, 214-219. tenen Hügelgräber Kruglik, Perebykovcy im Mittleren Dnestrbecken anführen. 237 Im Kreis des Volkes der Kustanovice- Gruppe, nördlich des oberen Theißge­bietes in Kárpátalja (ukrainische Transkarpatien) war es in der mittleren Eisenzeit noch Sitte, die Asche mit einem Grabhügel zu bedecken. Aus diesen Angaben kann man darauf schließen, dass diese Bestattungs­weise vom Nordosten in die Tiefebene gelangt sein konnte. Ein Grabhügel konnte einst auch die in Cegléd freigelegte Bestattung bedeckt haben. Dort kamen die Überreste einer rechteckigen hölzernen Grabkammer zum Vorschein. In den Ecken der 3,5 x 2,8 m großen Grabgrube und in der Mitte der Seitenwände gelangten die Stellen der Pfosten, die die Holzfüllung der Seitenwände der Kammer getragen hatten, ans Tageslicht. Oben wurde die zusammengezimmerte Holzkammer mit Bohlen und mit einem Erdhügel be­deckt. Das Grab wurde mehrere Jahrzehnte nach der Bestattung ausgeraubt, die Knochen wurden an die Seite geworfen. Die trotz dem Grabraub erhalten ge­bliebenen Gegenstände, wie eine bronzene Köcher­verzierung, eine Eisenaxt, ein Eisenmesser, 25 St. bronzene Pfeilspitzen, drei Tiegel aus Knochen zeugen davon, dass die Bestattung eines reichen, vor­nehmen Mannes sich unter dem Hügel befand. 238 Die Pfostenlöcher des über der Bestattung errichteten Holzbaus wurden auch in den Ecken anderenorts freigelegten Grabgruben aufgefunden (Mezőcsát, 239 Senec 240 ). Holzkammergräber kamen im bei Csanytelek - Uj­halastó freigelegten Gräberfeld zum Vorschein. Diese enthielten Asche, und Beigaben. Der Holzbau wurde in der ausgegrabenen Grabgrube zusammengestellt. In Csanytelek kamen sogar mehrere Holzkammergräber zum Vorschein, deren Grube einfach mit Holz ausge­füllt wurde, und die Asche bedeckt wurden. Das Ske­lett eines Säuglings in Hockerlage lag auf einem Holzblock. Auch die Grabgrube eines anderen, eben­falls in Hockerlage bestatteten Kindes wurde mit Holz ausgefüllt und bedeckt. 241 Mit Holz füllte man auch die Grube des Hügelgrabes Nr. 145 von Sándorfalva aus. 242 Die überwiegende Mehrheit der in der Tiefebene ausgegrabenen mitteleisenzeitlichen Bestattungen wurde lange her freigelegt, und damals beachteten die Gräber die oft schwer bemerkbaren Holzreste nicht. Mangels darauf hinweisender Angaben vertraten 237 SMIRNOVA 1993, 108-109. 113-115. 238 DINNYÉS 1982, 55-57. 239 PATEK 1970, 118-120. 240 CHROPOVSKY 1962, 133-137. 24 ' GALÁNTHA 1981. 47. 242 GALÁNTHA 1985, 120.

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