Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Bestattungssitten

manche Forscher die Meinung, dass sich aus dem Steppengebiet stammende Volksgruppen in der Tief­ebene nicht angesiedelt hätten, weil dort keine solchen Holzkammergräber zum Vorschein gekommen sind, welche in den Waldsteppen-, und Steppengebieten oft vorkommen. Wie aber das Beispiel von Csanytelek zeigt, kann man bei einer gründlich ausgeführten Aus­grabung die darauf hinweisenden Holzreste auch in den mitteleisenzeitlichen Gräberfeldern der Tiefebene auffinden. Neben den im Allgemeinen üblichen Bestat­tungssitten kam in fast jedem mitteleisenzeitlichen Gräberfeld auch je eine einzelne Bestattungsart vor, die auf einen besonderen Grund hinweist. In Tiszavas­vári-Dózsa-telep im Grab 57 fand man eine Eisen­schelle am Ann eines Frauenskelettes (Taf. 112. 9). In Heves lagen die Skelette einer Frau und eines Mannes in einem Grab; in einem anderen Grab wurde ein Mann mit zusammengebundenen Händen und Füßen bestattet, sein Gesicht wurde auf den Boden der Grab­grube gedrückt. 243 Möglicherweise kann diese Besat­tungsart ihre Wurzeln in der Angst vor der Rückkehr des Verstorbenen haben. Darin kann auch die Ursache für den Ritus der Verstümmelung der Verstorbenen liegen. In einigen Gräbern von Orosháza 244 fehlte der Schädel des Skelettes. Im Gräberfeld von Szentes ­Vekerzug in 23 Gräbern, 245 im Gräberfeld von Tiszavasvári - Dózsa-telep in einem Grab stellte man das Fehlen von Hand- und Fußknochen fest. In mitteleisenzeitlichen Gräberfeldern wurden auch solche Gräber gefunden, in denen sich die Verstor­benen in Bauchlage befanden (Orosháza, Heves), oder aber in Rückenlage, aber da wurden die Beine zum Becken, zum Brustkorb gebogen (Elevés). Im Grab 2 des Gräberfeldes Hortobágy - Árkus lag nur ein Schädel neben Tongefäßen. Zu den besonderen Bestattungsbräuchen gehörte die Verbrennung des Verstorbenen in der Grabgrube. In Csanytelek - Ujhalastó beobachtete man am Boden je eines Grabes die Überreste von Scheiterhaufen, und den stark durchgebrannten Boden 246 . In anderen Fällen konnte man die Spuren vom Feuermachen an der Bestattungsstelle entdecken. Unter den Gräbern in Tiszavasvári - Dózsa-telep gab es vier (Grab 7, Grab 3, Grab 16 und Grab 19), in Csárdapart zwei Gräber (Grab 48, Grab 53), in denen sich Sumpfschneckenschalen befanden. Mehrere sol­che Funde kamen im Gräberfeld von Szentes-Veker­zug (Grab 76. 134), sowie in Nógrádkövesd im Grab 243 SZABÓ 1969, 58. 60. 244 JUHÁSZ 1976, 251. 245 PÁRDUCZ 1954, 50; Ders. 1955. 13. 246 GALÁNTHA 1981, 46. 247 PÁRDUCZ 1966, 50. 17. 22 zum Vorschein. Diese dienten im Gegensatz zu den Kauri-Schnecken nicht als Schmuckstücke. Deshalb kann man eventuell annehmen, dass die Schnecken selbst und nicht die Schneckenschalen in die Grabgrube gelegt wurden. Der geistige, rituale Hintergrund für diese Bestattungssitte ist unbekannt. Nicht nur das Volk der Alföld-Gruppe, sondern auch das Volk der südostalpinen Hallstattkultiir übte diesen Brauch (Nagyberki-Szalacska). Zu den selteneren Bestattungssitten des mitteleisen­zeitlichen Ethnikums der Tiefebene gehörte die Beisetzung vom Fleisch dem Verstorbenen in die Grabgrube als Opfer, als Lebensmittelbeigabe für das Leben im Jenseits. In den einzelnen Gräberfeldern machen die Gräber 1-5 % aus, in denen Tierknochen gefunden wurden. Am häufigsten kamen Schaf-, Zie­gen- und Rindknochen vor, manchmal auch Geflügel­und Pferdeknochen. Im Grab 162 des Gräberfeldes von Tápiószele befanden sich zwei Pferdeschädel, 247 im Boden des Grabens um das Grab 145 von Sándor­falva lagen drei Pferdeschädel. 248 Pferdeschädel und Pferdebeine kamen aus dem Grab 7 im Gräberfeld von Békéscsaba - Fényes zum Vorschein. 249 Pferdekno­chen befanden sich auch in den Gräbern 5-6 des Gräberfeldes von Szentes - Vekerzug. Die Knochen vom Schwein und vom Schaf wurden in je einer Schüssel der Gräber 4 und 29 in Tiszavasvári - Dózsa­telep gefunden. Andere Tierknochen befanden sich unter den Beigaben des Grabes 6. Tierbestattungen kamen in mehreren Gräberfeldern der Tiefebene zum Vorschein. In Tiszavasvári, im zweiten Grab des Gräberfeldes von Csárdapart wurde ein Pferd in Hockerlage bestattet, darüber wurde eine Urne mit Asche und eine Schale untergebracht. Das Grab 44 enthielt ein Pferdeskelett und das Skelett eines Hundes, sowie Teile eines menschlichen Ske­lettes. Im Grab 49 des Gräberfeldes von Orosháza lagen die Skelette eines Rindes und eines Saugkal­bes. 250 Im Grab 28 des Gräberfeldes Presl'any nad Iplom fand man auch ein Hundeskelett auf. 251 Im Gräberfeld von Csanytelek - Ujhalastó legte man u.a. ein ganzes Hasenskelett frei. 252 In den in Algyö, in Muhi - Kocsmadomb und in der Gemarkung von Hajdúnánás freigelegten Gräber­feldern wurde je eine Pferdebestattung ausgegraben. In Szentes-Vekerzug legte man 14, in Csanytelek ­Ujhalastó und in Doroslovo zwei, in Chotin zehn Pfer­debestattungen, in Tápiószele eine Pferdebestattung frei. In Szentes - Vekerzug wurden mehrere Pferde 248 GALÁNTHA 1985, 118. 249 PÁRDUCZ 1954, 54. 2-"° JUHÁSZ 1976, 251. 2 ^' BALASA 1959, 87. 232 GALÁNTHA 1981, 50.

Next

/
Oldalképek
Tartalom