Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Siedlungsweise und Wirtschaft

wichtige Rolle. Die Naturgegebenheiten, die großen zeitweise wasserbedeckten Gebiete der Tiefebene be­deuteten dabei kein Hindernis. Davon zeugen auch ethnographische Angaben, wonach im 19. Jh. die in den Überschwemmungsgebieten und in deren Nähe auch Pferde in großer Anzahl gehalten haben. 186 Nicht nur die bei den Siedlungsgrabungen zum Vorschein gekommenen Tierknochen, sondern auch die Grab­funde bezeugen, wie wichtig das Pferd im Leben der skythenzeitlichen Bevölkerung gewesen ist. In mehre­ren Gräberfeldern man legte auch solche Bestattun­gen in großer Anzahl frei, in denen sich u.a. Eisentren­sen, bronzene Riemenverteiler befanden. Diese Gegenstände sollten das Reittier des Kriegers sym­bolisiert, vertreten haben. Der Krieger nahm sie ins Jenseits mit. Die in den Gräberfeldern Szentes - Vekerzug und Csanytelek - Új halastó bestatteten Pferde gehörten zur Form des eurasischen Wildpferdes Tarpan. Diese waren Pferde von kleinerer Körpergröße mit einer Widerristhöhe von 1214 bis 1320, 1313 bis 1358, 1370 bis 1372 mm und größere Sattel- bzw. Reit­pferde mit einer Widerristhöhe von 1400 bis 1412 mm. 187 Die Pferdehaltung wurde im Leben der Bevölke­rung der Tiefebene schon vor der Skythenzeit wichtig. Davon zeugen diejenigen präskythischen Gräber, in denen sich auch Teile von bronzenem Pferdegeschirr befanden (z.B. Füzesabony - Öregdomb, Mező­csát) 188 . Da aus dieser Zeit keine Pferdeskelette aus einem Grab, oder in einer Siedlung zum Vorschein gekommen sind, kann man nicht feststellen, zu welcher Familie die in der präskythischen Zeit gehal­tenen Pferde gehört haben. Wenn man den östlichen Typ des Pferdegeschirrs beachtet, kann man nicht ausschließen, dass auch die Pferde dieser Periode aus dem Steppengebiet stammten. Auch schriftliche Quellen erzählen über die Pferde­haltung in der Tiefebene. Der griechische Geschichts­schreiber Herodot berichtet in seinen Historien darüber, dass die Sigynnen, die in den Gegenden jen­seits des Istros (Donau) an das Siedlungsgebiet der Veneter angegrenzt gelebt haben, berühmte Pferdehal­ter und Händler gewesen sind. Die Pferde der Veneter, die von den Sigynnen herkamen, waren auch in Griechenland bekannt, und hochgeschätzt. 189 Auf den 186 BÁLINT 1991, 199. 187 BÖKÖNY! 1964, 234; Ders. 1968, 153-157; Angaben von I. Vörös. 188 KEMENCZEI 2005, Taf .1-3. 189 HARMATTA 1968, 153-157. 190 JEREM 1968, 169-170. 19 ^ DINNYÉS 2001, 77. 192 CSEH 2001, 91. Pferdehandel zwischen den iiiirisch - venetischen Ge­bieten und der Tiefebene weisen auch die archäologi­schen Funde hin. In dem bei Szentlörinc freigelegten Gräberfeld im südlichen Transdanubien wurden sogar mehrere Pferdebestattungen mit Trensen Vekerzug Typs zu Tage gebracht. 190 Zu der anderen grundlegenden Wirtschaftszweig des Volkes der Alföld-Gruppe stehen uns nur indi­rekte Angaben zur Verfügung. Die größere Siedlun­gen waren die Wohnorte der dauerhaft dort lebenden Gemeinschaften, die sich auf diese Weise in erster Linie mit Ackerbau beschäftigten. Diese Behauptung wird neben den schon oben erwähnten bienenkorbför­migen Vorratsgruben für Getreide, Futter auch von den in den Siedlungen gefundenen Handmühle ((Gyál, 191 Szolnok - Zagyva-Ufer, 192 Polgár, Flur Homokdűlő 193 und Mühlsteine (Nyíregyháza - Man­da-bokor; 194 Szolnok - Zagyva-Ufer; 195 Törökszent­miklós - Kendeipart 196 ) belegt. In der Skythenzeit wurde es Sitte, bei der Bestattung Mahlsteine dem Verstorbenen ins Grab beizugeben. 197 Es ist ein Hin­weis darauf, wie großen Anteil der Ackerbau an der Wirtschaft der Bevölkerung gehabt haben musste, wenn die damit zusammenhängenden Zeremonien auch in den Bestattungsritus übernommen wurden. Davon zeugen genauso die Eisensicheln, die nicht nur in einer Siedlung (Salgótarján - Industriepark 198 ), sondern auch in Gräberfeldern (Szirmabesenyő, 199 Törökszentmiklós - Surján 200 ) zum Vorschein ge­kommen sind. Die Denkmäler des Handwerks kamen nicht nur unter den Funden von Siedlungen vor, sondern sie gelangten auch aus einigen Bestattungen ans Tageslicht. Unter den Beigaben der 69 Gräber des Gräberfeldes Szentes - Vekerzug befinden sich zwei (Taf. 75, 17.19), im Grab 45 des Gräberfeldes Horto­bágy - Árkus ein (Taf. 8, 13) Gießlöffel aus Ton. Genauso ein Gießlöffel aus Ton wurde in Szurdok­püspöki in der Gesellschaft eines typischen aus Geweih angefertigten Pfriem skythischen Stils (Taf. 178, 3) aufgefunden. Auch als Siedlungsfund ist ein Gießlöffel aus Ton bekannt (Bajc: Taf. 183, 8). Diese Gegenstände wurden beim Metallguss benutzt, sie wurden wahrscheinlich verstorbenen Handwerkern ins Grab beigegeben. Neben den oben angeführten Gegenständen ist noch ein kleiner Gusstiegel auch zu 193 VERES 2003, 83. 194 ISTVÁNOVITS 1997, 78. 195 CSEH 1990, 9. 196 CSEH 2001,39. 197 PÁRDUCZ 1966, 83. 198 VADAY 2001, 38. Abb. 2, 11. 199 HELLEBRANDT 2001, 54. Abb. 22, 17. 200 CSALOG/ KISFALUDI 1985, 308. Abb. 1, 2.

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