Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Siedlungsweise und Wirtschaft

erwähnen, der zu den Beigaben des Grabes 71 vom Gräberfeld Szentes - Vekerzug gehört (Taf. 75, 11). Die Größe des Tiegels zeigt, dass er für die Anfer­tigung einer Glasperle geeignet war. Wenn man die geografische Lage der skythen­zeitlichen Siedlungen der Tiefebene untersucht, kann man feststellen, dass sich die überwiegende Mehrheit der Siedlungen am Rande der zeitweise wasserbe­deckten Gebieten, auf den davon hervorrangenden Ebenen, oder in der Nähe von Eisenerzvorkommen befindet. Die Siedlungen sind unterschiedlicher Größe Neben den größeren Dörfern gibt es auch kleine, voneinander fern liegende Gehöfte. Am Fundort Nyíregyháza - Manda-bokor legte man mehr als 300 skythenzeitliche Bauobjekte, darunter mehrere Eläuser frei. Die Häuser wurden voneinander durch Gräben getrennt, und fast zu jedem Haus gehörte auch ein Brunnen. 201 Im Gelände Salgótarján - Industriepark brachten die Ausgrabungen ein aus mehreren Häusern, sowie aus einem Wirtschaftsgebäude bestehendes Handwerker-, Eisenverarbeitungszentrum zu Tage. 202 Das größte Dorf im südlichen Teil der Tiefebene be­fand sich in der Gemarkung vom heutigen Békéscsaba und- Medgyesháza. Das Dorf hatte eine Ausdehnung von 1. 5 x 1.5 Kilometer, man konnte dort die Spuren von 12 Häusern beobachten. Im südlichen feil von Endröd, in einem Kreis mit dem Radius von 1. 5 Kilo­meter wurden vier größere und elf kleinere Siedlungsspuren gefunden. 203 Es gab ein Siedlung­szentrum auch in der Gemarkung der heutigen Ort­schaft Tiszavasvári in der Nyírség-Gegend, in der Lößebenenzone, wo fünf Siedlungen und zwei Gräberfelder endcckt wurden. 204 Die Bewohner der größeren Siedlungen von dörf­lichem Charakter müssen sich überwiegend mit Ac­kerbau und Handwerk beschäftigt haben, während die aus einer einzigen Hütte bestehenden Siedlungsplätze die provisorisch bewohnten Sommerquartiere gewe­sen sein konnten. An diesen Plätzen lebten die Flirte, die die Tiere weideten, hüteten, verfolgten, und die beim Weide Wechsel an den immer neuen Stellen die Quartiere errichteten. Das ist die Erklärung dafür, warum an vielen Orten in je einer größeren Region skythenzeitliche Siedlungsspuren auf die Oberfläche gelangten. So z.B. in der Gegend Mezőség und im Ge­biet zwischen der Flüsse Körösök - Maros stieß man an 189 Stellen auf skythenzeitliche Siedlungsfunde. 20­Bei der Auswahl der Orte für Siedlungen war es wichtig, dass sie in der Nähe von für Verkehr geeigneten Gegenden liegen sollten. 201 ISTVÁNOVITS 1997 76. 202 VADAY 2001, 209-213; Dies 2003, 31-37. 203 GYUCHA 2002, 59-88. Der Pass bei Verecke erwies sich mit seiner Höhe von 841 Meter als die niedrigste Übergangsstelle bzw. die Verbindungsmöglichkeit zwischen der Oberen Theiß-Gegend und dem Gebiet östlich der Karpaten. Die Länge der Strecke vom Dnestr über den Pass, dann im Tal des Flusses Latorca abwärts bis zur Theiß beträgt nicht mehr als 80 km. Von hier in Richtung des Flusses Bodrog weitergehend bestimmen die Höhenterrain, die gangbare Straßenlinie zum Fluss und entlang des Flusses. Vom Bodrog führte diese Straßenlinie um das Sumpfgebiet, um die Wälder des Überschwemmungsgebietes von Taktaköz einen Bo­gen machend, an den Füßen des Zemplén Gebirges vorbei, bis sie das Gebiet erreichte, wo der Fluss Bod­rog in die Theiß mündet. Dort bot die Übergangsstelle zwischen den heutigen Ortschaften Tokaj und Raka­maz eine ausgezeichnete Übergangsmöglichkeit über die Theiß an. Von hier führte der Weg nach Süd­westen an Szerencs vorbei in die Richtung eines an­deren Übergangs über die Theiß. Die ehemalige Exis­tenz des uralten Überganges in der Nähe der Mündung des Flusses Sajó bei den heutigen Ortschaften Köröm - Muhi wird auch von den zum Vorschein gekomme­nen Resten eines frühmittelalterlichen Pfahlbaus, einer Brücke belegt. 206 Auch mehrere skythenzeitliche Fundorte zeugen von der Bedeutung dieser Gegend (z.B. Cigánd, Mád, Szerencs, Tarcal). Die erste Strecke der oben beschriebenen Weglinie führte südlich des Gebietes der Kustanovice (Kustán­falva)-Gruppe in Kárpátalja (ukrainische Transkarpa­tien), dann entlang des Flusses Bodrog bis zur Oberen Theiß-Gegend. Dort ermöglichten die geografischen Verhältnisse die Benützung von zwei wichtigeren Straßenlinien in WO-Richtung. Die eine war die schon erwähnte Übergangsstelle zwischen den heu­tigen Ortschaften Tokaj und Rakamaz. Von hier aus war der Verkehr in Richtung Osten am Rande des entlang der Theiß liegenden Überschwemmungsge­bietes der sumpfigen Gegend Rétköz möglich, während man in Richtung Tiszavasvári - Nyíregyháza nach Süden, Südosten gelangen konnte. Südlich von Nyíregyháza führte eine Verkehrsader über die überschwemmungsfreie Ebene der Nyírség­Gegend, die das Tal des Flusses Berettyó, das Er­mellék erreichte, und eine Verbindung mit Siebenbür­gen ermöglichte. Im Mittelalter wurde über diese Straße das Salz aus Siebenbürgen in die Obere Theiß­Gegend befördert. Der andere Zweig der Salzstraße führte in OW-Richtung über die Ebenen der Gegende Hajdúság, Nagykunság und erreichte die Theiss beim 204 AI.MASSY 2001, 133-154. 205 GYUCHA 2001, 124. 206 SzI.A BÓCZK Y 2002.

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