Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Siedlungsweise und Wirtschaft

Ebes durchgeführten Ausgrabung fand man solche Brunnen, in denen man die Spuren von bezimmertem Fachwerk beobachten konnte. 175 In Polgár - Csőszha­lom wurde ein runder Brunnen mit Holzfüllung freigelegt. 176 Aus diesem Brunnen kamen auch meh­rere unversehrte Gefäße zum Vorschein. In der Sied­lung Nyíregyháza - Manda-bokor gehörte zu fast je­dem Haus auch ein Brunnen. Meistens waren diese Brunnen tief, oben mehrstufig ausgegraben, unten rund. 177 Die allgemein verbreiteten Bestandteile der vor­zeitlichen Siedlungen, die Gruben unterschiedlicher Größe, Form und Funktion sind auch an den skythen­zeitlichen Siedlungen vorhanden. An der Fundstelle Salgótarján-Industriepark wurden runde Gruben frei­gelegt, in deren Mitte sich je ein Pfostenloch befand. Aufgrund der in den Gruben gefundenen Funde steht fest, dass man sich dort mit Eisen-, Bronzeverarbei­tung und mit Knochenbearbeitung beschäftigte. In mehreren Siedlungen kamen bienen- korbförmige Gruben zum Vorschein. Einige davon wurden mit Lehm ausgefüllt, was daraufhinweist, dass diese ver­mutlich als Vorratsgruben zur Aufbewahrung von Na­hrungsmittel, Getreide, Futter dienten (Nyíregyháza ­Manda-bokor, 178 Polgár, Flur Homokdűlő, 179 Sal­gótarján - Industriepark 180 ). Auch diejenigen Gruben, die zwecks Tongewinnung ausgegraben worden waren, und nachher als Abfallgruben benützt wurden, gehörten zu den skythenzeitlichen Siedlungen. In der Tiefebene blieb die Struktur der Siedlungen, der Häuser in der Keltenzeit unverändert. Davon zeugen die Siedlungsfreilegungen in Polgár - Király­part und Sajópetri - Hosszú-dülő. An diesen Orten legte man solche viereckigen Grubenhäuser frei, wel­che auch in den skythenzeitlichen Siedlungen gestan­den haben. Auch ein Teil der zum Vorschein gekom­menen Keramikfunde spiegeln das Weiterleben des Formenschatzes der skythenzeitlichen Töpferkunst der Tiefebene wider. 181 Eigenartige Merkmale der Siedlungen der Alföld­Gruppe sind die Gruben, aus denen Bestattungen ver­storbener Menschen zum Vorschein gekommen sind. Diese erörtern wir im Kapitel Bestattungssitten. Aufgrund der bei Siedlungsfreilegungen zum Vor­schein gekommenen Tierknochen steht es fest, dass die Viehhaltung eine besonders wichtige Rolle in der 175 DANI 2003, 207-208. 176 RACZKY, P., RKM 2002 (2004), 257. 177 Anm. 169. 178 Anm. 169. 179 VERES 2003, 85. 180 VADAY 2003, 31-37. 181 SZABÓ 2007; SZABÓ / GAILLAUMET/ KRIVECZKY 1997, 87-90. Wirtschaft der ehemaligen Bewohner spielte. Die in Jászfelsőszentgyörgy gefundenen Wildtierknochen machten im Vergleich zu den der Haustiere insgesamt drei Prozent aus. Etwa ein Viertel der zum Vorschein gekommenen Knochen waren Pferdeknochen, und etwa die Hälfte Rindviehknochen. Nur von je einem Exemplar Huhn, Hund, und von drei Exemplaren Schwein sind Knochen erhalten geblieben. 182 Auch die Zusammensetzung des Viehbestandes der in Új lőrincfalva freigelegten Siedlung zeigt ein ähn­liches Bild. 0.7 % des hier zum Vorschein gekomme­nen Tierknochenmaterials gehörte Wildtieren, 22 % waren Rindviehknochen, 56 % Ziegen- und Schafkno­chen, 12.7 % Pferde-, 7.8 % Hunde-, 1.4 %-a Schwei­neknochen, (die Angaben von I. VÖRÖS). Die Be­wohner dieser Siedlung deckten also ihren Fleischbe­darf nicht durch Jagd, sondern durch Viehhaltung. Die geringe Rolle des Schweins in der Viehhaltung ent­spricht einem niedrigeren Niveau der Bauernwirt­schaft. Die aus zwei skythenzeitlichen Brunnen zum Vorschein gekommenen Tierknochen, die an einem anderen Fundort, in Békéscsaba Ziegelfabrik freigelegt wurden, gehörten überwiegend zu Schwein, Schaf / Ziege, und Rindvieh. Zum verjagten Tier kann insgesamt ein Hasenknochen gezählt werden. 183 Auf Grund der Ergebnisse der Untersuchungen der Tierknochen, die bei der Siedlungsgrabung in Sal­gótarján - Industriepark aufgefunden wurden, stellte man fest, dass dort in der Skythenzeit überwiegend Haustiere verzehrt wurden. Als Lebensmittelquelle spielten die verjagten Tiere keine bedeutende Rolle. Das Fundmaterial enthält 4073 Stück Tierknochen, 42 - 42 % sind Rind- und Schaf - Ziegenknochen, die Schweineknochen machten 1 1 % aus. Es wurden auch 23 Stück entzweispaltete Hirschgeweihe gefunden, die für Werkzeugherstellung vorbereitet waren. 184 Die weidende Art der Viehhaltung der skythen­zeitlichen Bevölkerung lebte auch in der Späteisenzeit fort. Die in der in Sajópetri freigelegten keltischen Siedlung gefundenen Tierknochen zeugen davon, dass die dort gelebte Gemeinschaft hauptsächlich Schafe, Ziegen und Pferde hielt, das Schwein war in der Fleischverzehrung kaum bedeutend, machte nur wenige Prozente aus. 183 Dem Fundmaterial nach spielte die Pferdehaltung in der Wirtschaft des Volkes der Alföld-Gruppe eine 182 BÖKÖNY1 1974, 371. 183 BÓKA / TUG Y A 2007, 157. I OA f ' BARTOSIEWICZ , L. / GÁL, E., Allatcsontmaradvá­nyok Salgótarján Ipari Park 2. lelőhelyről. (Tierknochen aus dem Fundort Salgótarján-Industriepark 2). Manus­kript. 185 BARTOSIEWITZ 2006,295.

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