Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.2. Die frühe Kupferzeit

Chronologie (Abb. 55-56) Die geschichtlich-chronologische Situation dieser der hochkupferzeitlichen Balaton-Lasinja-Kultur vorangehenden Periode ist eines der wichtigsten Probleme der transdanubischen Kupferzeitfor­schung. In dieser Arbeit gibt es doch keinen Platz, diese Fragen ausführlich zu analysieren. Anstatt dessen versuchen wir nur die wichtigsten Punkte zu erörtern, und dabei in einigen Fragen neue Ge­sichtspunkte auf zu werf en. Wie wir früher sehen konnten, lebten die Siedlungen in den meisten Fällen zwischen der klassischen und späten Phase der Lengyel-Kultur weiter, so ist die Kontinuität der Lengyel II- und HI-Perioden keine Frage. Gleicherweise gab es in den benachbarten Gebieten, westlich und nord­westlich von Ungarn keinen Hiatus im Leben der Lengyel-Kultur. 427 In Beziehung mit dem Verhältnis der Vinca­und der mit der Spätlengyel-Entwicklung zeit­gleichen Tiszapolgär-Kultur treffen wir viele, von­einander völlig abweichende und gegenteilige Ansichten, darum scheint hier die Lage schon viel problematischer zu sein. Manche Forscher sind für die Gleichzeitigkeit der ungarischen Frühkupfer­zeit und der Endphase (D r D 2 oder Plocnik II) der Vinca-Kultur, 428 und manche sind dagegen. 429 Der Meinung der letzteren Forscher nach begann die frühkupferzeitliche Tiszapolgär-Kultur in der Ungarischen Tiefebene erst nach dem Abschluß des Lebens der Vinca D 2-Periode in Vinca-Bjelo Brdo. Zuletzt wurden die Argumente dieser Auffassung von N. Kalicz zusammengefaßt. Die in den D r Schichten von Vinca und Bapska vorgekommenen spätklassischen Theiß-Importe samt den Funden der I- und I-II-Phase der Lengyel-Kultur und die Lengyel-Importe in der Vinca D 2-zeitlichen Schicht von Gorzsa suggerieren wirklich die Vorzeitigkeit der Vinca-Kultur gegenüber der Tiszapolgär­Kultur, die, dieser Theorie nach, mit der Vinca D 3­Phase parallel gelebt haben müßte. 430 Mit der Geschichte und Dauer der Vinca-Kultur in Serbien beschäftigte sich J. Chapman am Anfang der 80er Jahre. Im Laufe dieser Analyse erwies sich die „D"- oder Endphase dieser Kultur selbst anhand der 14 C-Daten als so lang wie die ersten drei (A-C-) Phasen zusammen. Diese Daten waren aber teils mit denen der Pro to-Tiszapolgár-Zeit, teils auch der Tiszapolgär-Kultur gleichzeitig, 131 was zu der oben geschilderten Meinung im Gegensatz steht. Da es unwahrscheinlich ist, daß die letzte (III) Phase der Theiß-Kultur und die Pro­totiszapolgär-Phase diese sechshundertjährige Ent­wicklung der Vinca D r D 2-Zeit ausfüllen konnten, kann es nicht ausgeschlossen werden, daß die Vinca D-Phase zum Teil doch mit der Tiszapolgär­Kultur und damit zusammen auch mit der Lengyel HI-Periode in Transdanubien parallel lebte. Das wird auch bei der Entfaltung der Lasinja-Kultur Bedeutung haben (Abb. 46). Problematisch erscheint die Lage auch m anderen balkanischen Kulturen. In den vergange­nen Jahren konnten die zeitliche Lage und die innere Chronologie der SalcuÇa-Kultur aufgrund der Befunde der neuen Grabungen weiter verfei­nert werden. Es wurde klar, daß die zwei, in großen Zügen zeitgleichen Kulturkomplexe des Balkans —Kodzadermen-Gumelnita-Karanovo (KGK) VI­und Salcuta-Krivodol-Bubanj-Komplex —mitein­ander nicht vollkommen parallel lebten. Der erstge­nannte Komplex sollte nämlich früher als der zwei­te angefangen haben, d.h. die erste Phase der KGK VI-Kultur war noch mit der „Proto-KrivodoL' ge­nannten Anfangsphase zeitgleich. Vom Standpunkt unseres Themas aus ist hier wichtig, daß die KGK VI-Kultur schon zur Zeit der SalcuÇa Ii-Periode zu Ende ging, und die Phase SalcuÇa III schon gänzlich danach lebte. 432 Bloß aus diesem Befund können wir noch keine Schlüsse bezüglich der Chronologie des Karpatenbeckens ziehen. Hier gibt es nämlich meh­rere Möglichkeiten zur Parallelisierung: Falls die KGK VI- und die Tiszapolgär-Kultur gleichzeitig endeten, kann man folgern, daß die Sälcuj;a III-Kultur in ihrem ganzen Leben jünger als der Tiszapolgár-Lengyel III-IV-Horizont war, also mit der Bodrogkeresztür-Balaton-Lasinja-Luda­nice-Kulturen zeitgleich lebte. Die andere Möglichkeit ist, daß die KGK VI­Kultur noch in der zweiten Hälfte der Tiszapolgár­427 KOSTUMK 1986; LICHARDUS 1986, 32; PAVÚK 1981; RUTTKAY 430 KALICZ 1991a, 349-350. 1995, 110. 431 CHAPMAN 1981, Bd. I, 31, Bd. II, Taf. 9; F. HORVÁTH 1991, 428 BOGNÁR-KUTZIÁN 1972, 207 ff.; BRUKNER 1982-83, Abb. 4; Abb. 5. RACZKY 1988, Abb. 37. 432 GBORCIEVA 1990,168-169. 429 DIMITRIJEVIC 1973,147; TODOROVA 1978, Taf. 33; KALICZ 1973a, 329; TASlC 1989, 131.

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