Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

5. Das Neolithikum - 5.2. Das frühe und mittlere Neolithikum

einem solchen Gefäß wie das auf Abb. 15. 11, welches einen scharf konischen Bauch hat. Nichts Besonderes ist über den Topf mit enger Mündung und konischem Oberteil zu sagen (Abb. 15.15). Das ist eine ganz allgemeine Form, die in praktisch allen urzeitlichen Kulturen hergestellt wurde. Höchstwahrscheinlich gehört auch das Boden­bruchstück auf Abb. 15. 9 zu einem Topf. Hier behandeln wir die Töpfchen, die ihrer Form nach eher Koch- als Trinkgefäße waren. Der leicht ausladende Rand erinnert an die ähnlichen Töpfe mit scharfkantigem Bauchknick. Die genaue Form ist auch in diesem Fall unsicher (Abb. 15. 12; Abb. 16.12). Wir fanden bis jetzt keine zu großen Speicher­gefäßen gehörenden Gefäßbruchstücke in unserem Fundmaterial. Einige Henkelformen haben wir schon bei den entsprechenden Gefäßformen erwähnt. Wichtig sind die Schnabelhenkel (Abb. 16. 13, 15, 18), die immer auf Töpfen appliziert wurden. Häufig trafen wir kleine Buckel auf dem Bauch, die als Handhaben dienten (Abb. 15. 7, 11, 17, Abb. 16. 6, 17). Die kleinen Henkel, die waagrecht durchbohrt wurden, zeigen, daß diese Gefäße (Abb. 15. 19) auch an Schnüren aufgehängt benutzt wurden. Aufgrund der aufgezählten Merkmale kann unser Fundmaterial den Brezovljani-Typ der sla­wonischen Sopot-Kultur in Transdanubien reprä­sentieren. Unser Gebiet dürfte zum Nordrand dieser Gruppe gehört haben. Kult Einer der wichtigsten Belege für Kult stammt aus einer Grube der Sopot-Kultur in Ajka (Komitat Veszprém), die in die Spätphase datiert wurde. Das war eine breitmundige Schüssel, an deren Boden eine plastische Schlangenfigur appliziert war. 227 Der kultische Charakter des Objektes wurde dadurch unterstützt, daß auf der Sohle der Grube Knochen größerer Tiere und auch ein Rinderhorn gefunden wurde. Die vielen Parallelen zeigen ein­deutig, daß wir im Karpatenbecken schon vom Neolithikum an mit der Verehrung der Schlange rechnen müssen. 228 J. Regénye ist der Meinung daß 227 REGÉNYE 1994b, Abb. 12; REGÉNYE 1994C, Abb. 25. 5. 228 REGÉNYE 1994b, 206; REGÉNYE 1994C, 76-86. 229 MAKKAY 1986,172 und Abb. 4. 230 BARNA 1996. 231 BARNA 1996,153. diese Grube mit dem Fruchtbarkeitskult in Ver­bindung gestanden haben müsste. Berücksichtigen wir die Abmessungen des in der Grube gefunde­nen Gefäßes und andere Angaben zum Schlan­genkultes im Altertum, kann eine Deutung als Heilungsritus nicht ausgeschlossen werden. Beim Kultleben der Protolengyel-Phase muß man auch auf einen Bauopferfund kurz eingehen. In Bicske-Galagonyás kamen die Pfostenloch­reihen eines Langhauses, welches aber nur teilwei­se erschlossen werden konnte, zum Vorschein. Dieses Objekt, d.h. die Pfostenlochreihen eines N­S-orientierten Langhauses konnten „in die zweite, kurze Entwicklungsphase der Sopot-Bicske-Kul­tur" datiert werden. In der Reihe der Pfostenlöcher gab es eine Opfergrube, die aber breiter und tiefer war als die Pfostenlöcher. In der Grube wurde der Schädel von zwei Stieren übereinander gelegt und in die gleiche Richtung orientiert in der lockeren, braunen Erde gefunden. Am Rand der Grube lagen zwei schuhleistenförmige Steinbeile übereinander. Außer den erwähnten Funden war die Grube fundleer. J. Makkay sieht die beste Analogie der be­handelten Gruben von Kálóz (späte Noten­kopfkeramik bzw. klassische Zseliz-(Zeliezovce-) Periode) in dieser Grube. 229 In unserem Untersuchungsgebiet kam noch keine einzige, „echte" Bestattung der Protolengyel­Phase zum Vorschein. In Esztergályhorváti (eben­falls im Komitat Zala) wurde dagegen ein Massengrab der Sé-Luzianky-Gruppe des Pro­tolengyel-Horizontes freigelegt, 230 welchem auf­grund seiner Kennzeichen ein kultischer Charakter zugesprochen werden kann. In Hinblick auf dieses Massengrab scheint die Annahme des rituellen Mordes berechtigt zu sein. 231 Diese Bestattung kann wegen ihres besonderen Charakters die kennzeich­nende Bestattungsart —wie auch die anderen, im Gebiet der mittleren und westlichen Gruppe der Lengyel-Kultur 232 bekannt gewordenen Gräber sol­chen Charakters —nicht vertreten. 233 Ihre Beson­derheit ist aber das Bindeglied, wodurch sie mit den anderen einzelnen und besonderen Bestat­tungen in Verbindung zu bringen ist. 231 Damit ist die bis jetzt einzige bekannte Bestattung der Proto­lengyel-Phase eine der Äußerungen des damaligen Kultlebens. 232 Zur besonders für die frühe Phase gültigen Gruppenein­teilung der Lengyel-Kultur vgl. KALICZ 1975-76, 52-53, Abb. 1. 233 KALICZ 1985a, 21. 231 BARNA 1996, 151.

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