Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.3. Die mittlere Kupferzeit

brauch gewesen sein, als die frühe (früheste?) Fur­chenstichkeramik in Mähren mit den Gliedern des Lasinja-Kreises schon zeitgleich gelebt haben dürfte. Chronologie (Abb. 56) Das wahrscheinlich wichtigste Ereignis der mittel­und südosteuropäischen Kupferzeit war der durch einen radikalen Klimawechsel ausgelöste, westliche Drang der Völker aus der Richtung der ukrai­nischen und russischen Steppen. Der angenom­mene Beginn dieses Klimawechsels läßt sich an das Ende der Karanovo V-Phase datieren, d.h. er fällt zeitlich in großen Zügen noch mit der ungarischen Proto-Tiszapolgär-Zeit zusammen. Die Schwarzer­debildung, die u.a. in den Teil-Siedlungen des Balkans auftritt, spricht für ein heißes Klima und entwaldete Gebiete. 627 Die Cucuteni- und Tripolje­Kultur hatten schon seit der Cucuteni A-Phase Kontakte mit diesen Hirtengesellschaften. 1>2S Der vom Osten kommende, von diesen klimatischen Änderungen ausgelöste, spätere Angriff machte auf dem eroberten Gebiet zuerst dem Leben der Cucuteni- und Tripolje-Kultur ein Ende 629 und in diesem Zeitabschnitt gingen auch die ostbulgari­schen Tellsiedlungen des Kodzadermen-Gumel­niÇa-Karanovo VI-Komplexes zugrunde. 630 In den erwähnten Gebieten tauchten einerseits neue Kul­turen auf (Cernavoda I, Foltesti 1-Gorodsk-Usato­vo), andererseits wandelten sich die alten Kulturen stark. 631 Die Bevölkerung der durch diesen Angriff betroffenen Kulturen floh nach Westen. Damit konnten sogar große Völkermassen im nordwest­lichen Balkan ankommen. Von denen ist unter dem Gesichtspunkt der Entstehung der Balaton­Lasinja-Kultur aus die Krivodol-Sälcuta-Kultur die wichtigste. Die oben geschilderten Ereignisse stehen in enger Beziehung mit dem Ursprung der Bala­ton-Lasinja-Kultur. Es wurde schon zu Beginn der Forschungen erkannt, daß diese Kultur der trans­danubischen Hochkupferzeit viele südliche Elemen­te hat. 612 Dieses Thema wurde schon mehrmals erörtert, und die Bedeutung der südlichen Impulse wird auch von den Vertretern der mitteleuropäi­schen Herkunft anerkannt. 633 Unter den sog. südlichen Elemente werden gewöhnlich die Graphi­tierung der Gefäße, die Henkelschalen und Henkel­krüge, die bikonischen Schüsseln mit Ausgußtülle und die Gefäße mit Knopfaufsätzen aufgereiht. Diese Gefäße und Gefäßteile waren in verschie­denen Kulturen des Balkans und der ägäischen Welt schon seit langem, in mehreren Fällen schon dem Neolithikum ab, in Verwendung. Unbedingt bemer­kenswert ist, daß sie in jedem Fall südöstlich des Kerngebietes des Lasinja-Kreises auftauchten, und daß sie in einen, diesem Kreis vorangehenden Hori­zont zu datieren waren." 31 In Verbindung mit den graphitierten Gefäßen soll man hier feststellen, daß die schwarzpolierte Ware der Balaton-Lasinja­Kultur in der Tat eine hochgradige Übereinstim­mung mit der ähnlichen Keramik der späten Tordos­und frühen Plocnik-Phase der Vinca-Kultur (Vinca B-C) zeigt, was den Ton, die Qualität des Brandes, die Form und den Musterschatz der Kannelierung und die Wanddicke betrifft. Hier finden wir eine ähnliche Situation wie im Falle der Miniaturgefäße. Der große, zeitliche Abstand ist auch bei der Ke­ramikqualität unüberbrückbar. Vom Beginn der Erforschung der Balaton-La­sinja-Kultur an war bekannt, daß auch solche Gegenstandstypen unter den Funden dieser Kultur vorkommen, die auch in der voran­gehenden Lengyel-Kultur vorhanden sind." 3- Diese wurden später als Beweise für völlige Kontinuität zwischen der Lengyel- und der Balaton-Lasinja­Kultur angesehen. Für diese Gefäßformen oder Gefäßteile bewies aber jüngst N. Kalicz, daß sie nicht oder nicht nur m Mitteleuropa benutzt wur­den, sondern sie wichtige Elemente der bal­kanischen Kulturen in den, der Balaton-Lasinja­Kultur vorangehenden Perioden waren. 636 Früher 627 FOL et al. 1989,95. 628 COMSA 1991, 86; III í c ax 1987, 39; TASIC 1991, 266. 629 ECSEDY 1975, 280; ROMAN 1983, 116. 630 TODOROVA 1991, 92. 631 TASIC 1987, 15; TASIC 1991, 267; TODOROVA 1981a, 208; VUI.PL 1970, 4. 632 KALICZ 1969, 87; KALICZ 1969-70, 87; KALICZ 1973b, 162. 633 KALICZ 1991a; KALICZ 1992a; L. A. HORVÁTH 1996a; BÁNFFY 1995d, 185; RUTTKAY 1993-94, 235. 634 Es konnte kein, mit der Balaton-Lasinja-Kultur identischer Fundkomplex im untersuchten Gebiet nachgewiesen werden, aber die aufgefundenen Parallelen führten uns in den ägäi­schen Ravim, was darauf hinweist, daß man die Wurzeln dieser Kultur vielleicht noch südlicher suchen soll CL. A. HORVÁTI I 1996a, 341-342). KALICZ 1969-70, 87; KALICZ 1973b, 136; KALICZ 1974, 84; KA­LICZ 1975, 21. KALICZ 1995a, 39-40. Solche gemeinsame Kulturelemente wie z.B. die Schüssel mit eingezogenem Rand oder der Tüllenlöffel sind nicht nur für die als Übergang betrachtete Lengyel Illb-Periode charakteristisch, sondern sie treten schon von dem Frühabschnitt der Lengyel-Kultur an auf

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