Kalicz Nánor: Früchneolitische Siedlungsfunde aus Südwestungarn. (Inventaria Praehistorica Hungariae 4; Budapest, 1990)

EINLEITUNG - V. ALLGEMEINE EIGENTÜMLICHKEIT DER STARCEVO-KULTUR IN SÜDTRANSDANUBIEN - Die wichtigsten Kennzeichnen der Keramik von Lánycsók und Bares - Die feine Keramik

Griechenland, Dalmatien und in der zirkummediterra­nen Impresso-Cardium Keramik überhaupt) fehlt dieses technische Verfahren. Die Magerung mit Spelze wird im Zuge der technischen Entwicklung überall von der feinen Schlämmung und von der anorganischen Magerung abgelöst. Wie sehr die spelzige Magerung im Starcevo — Körös — Cri§-Komplex bestimmend ist, das wird auch durch das Entstehen der Linienbandkeramik betont. Die Magerung mit Spelze ist das wichtigste Kennzeichen der ältesten transdanubischen Linien­210 bankeramik. Diese Magerung charakterisiert aber auch die älteste Linienbandkeramik der Slowakei und 211 noch entfernterer Gebiete. Alle Typen der Linienbandkeramik der Tiefebe­ne — selbst die Keramik bester Qualität — sind mit 212 Spelze gemagert. Erst in einer späteren Entwick­lungsperiode, nach dem Zerfall in Gruppen, hörte die organische Magerung der feinen Keramik auf, in der groben Keramik aber blieb sie auch weiter beste­213 hen. In den Gruppen Tiszadob, Bükk, Esztár, Szilmeg, Szakáihát kam in der feinen Keramik die Feinschlämmung, bzw. die anorganische Magerung zur Geltung. 214 H. Quitta erachtet unter den südlichen (Starcevo — Körös) Komponenten der mitteleuropäischen Li­nienbandkeramik die Übernahme der Magerung mit Spelze, die in Mitteleuropa für die frühe Phase cha­rakteristisch ist, als ein wichtiges Kriterium. 215 Sobald die technologischen Untersuchungen exakter werden, ergibt sich wahrscheinlich die Mög­lichkeit, gewisse Gesetzmäßigkeiten zu bestimmen, die auch die Erforschung historischer und sozio-öko­nomischer Zusammenhänge fördern können. Es kann Antworten geben auf die Fragen wo und in welchem Verhältnis die spelzige Technik im Anfangsstadium der Keramikhzerstellung angewendet wurde? War ihre Allgemeinheit in der mesopotamischen (Zagros, Kurdistan, Kusistan, Iran usw.) und der nordbalkani­schen — Karpatenbecken (Starcevo — Körös — Cri§ Kultur) Zufall, also eine konvergente Erscheinung, oder gab es bisher unerforschte Verbindungsgebiete, wie z.B. Mittelanatolien und Bulgarien? Warum fehlt sie in gewissen Gebieten (Griechenland, Dalmatien usw.) vollständig oder beinahe vollständig? Was für eine Rolle spielten Umweltfaktoren und für die Gemeinschaft bezeichnende Regeln. Mit anderen Worten: warum ist sie für einzelne große Kulturkom­plexe charakteristisch und warum fehlt sie in anderen? Zukünftige Forschungen werden sich sicherlich auf diese weniger wichtig scheinenden, aber dennoch we­sentlichen, auch die Wirtschaft berührenden Fragen erstrecken. Die in Südtransdanubien bisher gefundene Keramik vom Starcevo-Typus, wird typologisch in zwei große Gruppen geteilt, die — wie späterhin er­sichtlich — auch zwei chronologische Phasen bedeu­ten. Die erste Gruppe ist durch die Keramik von Lánycsók bestimmt, an die sich die Funde von Bares, Medina und vielleicht auch von Szenüászló anschlie­ßen. Das ist die klassische Phase der Starcevo-Kultur. Die zweite Gruppe ist durch die Becsehelyer, Kapos­várer und Dombóvárer Keramik bestimmt, an die grundlegend die Keramik von Harc-Nyanyapuszta an­schließt. Das ist die späte Phase der Starcevo-Kultur. Die wichtigsten Kennzeichen der Keramik von Lánycsók und Bares Die feine Keramik Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist diese Keramik spelzig gemagert, innen und außen geglättet (burnished) beinahe poliert. In einigen Fällen wurde die Oberfläche der Gefäße mit einer dünnflüssigen Tonmasse überzogen und diese geglättet (slipped). Das Innere der Bruchkante ist oft schwarz, außen und innen ist de dünnere Oberflächcnschichte hell, besser durchbrannt. Die Farbe der Gefäße umfaßt von hell bis dunkelgrau, schwarzgrau, in kleineren Mengen von heller Kremfarbe bis braun-rot, braun, alle Töne. Es kommt das fleckige Brennen vor (Taf. 16, 4). Der dunkelgraue, schwärzliche Farbton der feinen Keramik setzt irgendein primitives Reduktionsverfah­ren voraus, was bei den „groben" Gefäßen selten ist. Für die feine Keramik ist es auch charakteri­stisch, daß sie fast ohne Dekor ist. Sie ist mit einigen Leisten, Rippen, durchbohrten Knubbcnhenkeln, oder nur einfachen Knubben verziert. Der überwiegende Teil der Bemalung befindet sich auf der feinen Keramik. Bei der feinen Keramik (hierher gehört auch ein Teil der Übergangstypen) fällt auch auf, daß die Wand der am feinsten bearbeiteten Gefäße verhältnis­mäßig dick ist. Die am Südbalkan im Frühneolithikum häufige, dünnwandige Keramik fehlt hier. Für die typologische Bewertung kann das Fund­material aller drei beschriebenen Gruben von Lány­csók als einheitlich gelten. Statistisch kann aber nur die Keramik von Grube 2/9 als maßgebend betrachtet werden, weil nämlich die Keramik der Gruben 1 und 24 unter der Grundmenge 500 liegt. Die feine Keramik ist aus der Grube 2/9 in 651 Fragmenten zum Vorschein gekommen. Das sind 38,01% des gesamten Fundmaterials der Grube (diese Zahl enthält auch die bemalten Fragmente) (Beil. 1). Der Formenschatz der feinen Keramik ist nicht reich. Es können 4 Grundtypen unterschieden werden. 1. Kelche mit niedrigem Röhren- und Ringfuß. 2. Schüsseln, vor allem mit niedrigem Röhren- und Ringfuß, oder seltener ohne einen solchen. Sie lassen sich in drei Untertypen einreihen. 3. Kleine Näpfe oder Töpfe. 4. Größere Töpfe oder Haschen. Außer diesen können als fünfter Typus die sel­tenen Formen erwähnt werden. Da aus den Fragmenten nur wenig Gefäße re­konstruiert werden konnten, kann sich im Laufe der weiteren Forschung vor allem das Verhältnis des 1.

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