Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 1. Die Forschungsgeschichte der Theiß-Kultur

von ihm den Röhrenfüßen zugeschrieben, die für die Kultur charakteristisch sind. Diese führte er auf die Bükk-Vorereignisse zurück, vor allem aufgrund der Exemplare von Borsod-Derekegyház. 26 Pál Patay wies später nach, daß diese zu einer sicheren Schicht nicht bindbaren Exemplare sich an die kupferzeitliche Gruppe von Hunyad-halom knüpfen lassen. 27 Tompa erweiterte in hohem Grade die Zahl der zur Theiß-Kultur gehörenden Fundorte und versetzte — auf den Spuren der inneren Entwicklung der Kultur ­ihr Entstehungszentrum in die Gegend der Oberen Theiß. Seine Meinung gründete er auf die „bomben­förmigen" und halbkugeligen Gefaßformen (Bodrog­keresztúr, Paszab, Kenézlő). Die Kultur erstreckte sich der Theiß entlang, wo sich die Fundorte verdichten (Tiszapolgár, Tiszafüred, Rábolypuszta, Szolnok, Tó­szeg, Pusztaszer, Szentes, Lebő, Csóka, Kopáncs). In Siebenbürgen fand er am Marosfluß die Fundorte von Óscsanád, Tordos, Petres, im Osten hingegen Herpály, Kismarja und Pocsaj-Esztár. 28 In der inneren Chronologie nimmt er zwei Phasen auf, vor allem aufgrund der Bemalung: Theiß I. Hierher reiht er die Fundorte Bodrog­keresztúr, Tokaj, Paszab, Tiszapolgár I, Szentes, Kopáncs, Őscsanád, Tordos II und in Transdanubien Ny anyapuszta. Theiß II. Als wichtigere Fundorte erwähnt er die folgenden: Herpály, Kismarja, Pocsaj-Esztár, Tiszapolgár II, Pusztaszer, Lebő, in Transdanubien hingegen Lengyel, Te vei, Hidegkút, Simontornya, Somodor. 29 Aufgrund des umfangreichen Vergleiches mit den Funden der umliegenden Gebiete stellt er eine neue relative Chrono­logie des Neolithikums Ungarns auf. 30 Die in Tállya 31 von Sándor Gallus durchgeführte Ausgrabung und das Vorkommen des Grabes von Nagy­tétény 32 führte dazu, daß die Kulturen von Transdanu­bien und des Alföld in Parallele gestellt werden konn­ten. 33 Gallus brachte Theiß I mit der Zseliz-Kultur in Zusammenhang, was auch durch die Funde von Békás­megyer bewiesen wurde. 34 Das Grab von Nagytétény fand durch seine eigenartig zusammengesetzte Keramik als einer der stratigraphisch wichtigsten Funde des mittleren Neolithikums in der einheimischen und aus­ländischen Literatur Aufnahme. Die im Gebiet Siebenbürgens entdeckten neohthi­schen Kulturen wurden von Márton Roska systemati­siert. Sein Fundkataster teilte zum ersten Mal die Ver­breitungskarte der Fundorte der Theiß- (Vinca-) Kultur — unter Absonderung der Gruppe von Tordos bzw. Nándorvállya — mit. 35 M. Roska reiht 122 Fundorte auf und aus den gezogenen Schlußfolgerungen kann folgendes hervorgehoben werden: 1. Aufgrund der Funde der ersten Schicht von Tordos vertritt er die Meinung: ,,In Siebenbürgen geht die Bükk-Kultur nicht unmittelbar der Theiß-Kultur voraus, sondern ist eine parallele Erscheinung in der Relation des Nebeneinanders, aus diesem folgt natür­licherweise, daß sie aufeinander eine gegenseitige Wir­kung ausgeübt haben." 36 2. Der frühere Typ der Theiß-Kultur drang seiner Meinung nach durch die Täler der Szamos- und Maros­flüsse in Siebenbürgen ein und hielt auf seinem Wege nach Osten im Háromszék-Becken plötzlich inne. Dies erklärt er mit dem Vordringen des Volkes der Tripolje­Kultur, wo die zwei Völker zur gleichen Zeit neben­einander leben. Roska versteht aber unter Theiß-Kultur die Tordos-Fazies der Vinca-Kultur bzw. hält die sieben­bürgische Keramik für eine jüngere Phase der Kultur. Von dieser hebt er hingegen vor allem die Funde von Lume Noa- und Esztár-Typ, also die älteren, mit der Bükk-Kultur in der Tat gleichaltrigen und der Theiß­Kultur vorangegangenen Funde hervor. Die grundlegende Monographie von Tompa brach­te von den sich übrigens belebenden archäologischen Forschungen die Untersuchung des Neolithikums in Bewegung. Für die Forschung der Theiß-Kultur ist eine in zwei Richtungen unternommene Tätigkeit charak­teristisch. Die eine ist die weitere Verfeinerung der Genetik der Bükk-Kultur und der Verbindung mit den benachbarten Gebieten, wo F. Tompa und J. Csalog arbeiteten. Die andere Tätigkeit knüpft sich an J. Banner, der mit seinen großangelegten Ausgrabungen in der Umgebung von Hódmezővásárhely als erster zur Erkennung der Siedlungs- und Wirtschaftsverhältnisse den Grund zu legen gewünscht hat. Die Theorie von Ferenc Tompa betreffs der Genetik der Theiß-Kultur wurde von einem jeden ungarischen Forscher akzeptiert. J. Csalogovics (Csalog) untermauerte mit der Untersuchung der geographischen Faktoren die Meinung von F. Tompa und modifizierte diese nur in dem Sinne, daß - seiner Meinung nach — der Grund für die in der Keramik eingetretenen Ände­rung vor allem in der Berufsänderung liegt. Außer dem ausgesprochenen landwirtschaftlichen Charakter der Bükk-Kultur hob er im Leben des Volkes der Theiß-Kul­tur die grundlegende Bedeutung der Jagd, der Fischerei und der Viehhaltung hervor. 37 Chronologisch stellt er Theiß I mit Vinca I, Thessalien II, Tordos I in Paral­lele, und in der Beurteilung der Jordansmühl-Kultur berichtigt er die Synchronisierung von Tompa. F. Tompa erblickte durch seine sich an die Theiß­Kultur schließenden neueren Ausgrabungen (Kenézlő, Báji homok 1930, Bodrogkeresztúr 1935, Tiszakeszi­Szódadomb 1936) sowie die von J. Banner in Hódmező­vásárhely und in der Umgebung von Szeged (Kopáncs, Ószentiván) in Gang gesetzten Forschungen seinen sich auf die Genese der Theiß-Kultur beziehenden Stand­punkt damit bekräftigt, daß während er bei seiner Aus­grabung von Berettyóújfalu-Herpály halom die Theiß II­Kultur (Herpály-Kultur) stratigraphisch untermauert der Frühkupferzeit folgte, befindet sich in Bodrog­keresztúr die Theiß-Sied lung stets in der Nähe der Bükk­Kultur, jedoch vermengt sie sich mit dieser nie. 38 F. Tompa berührte in seiner über die Urzeit von Buda­pest verfaßten Übersicht auch die Problematik der Theiß-Kultur, wies auf ihre sich nach dem Sudetenland bzw. Bayern richtende Expansion hin. 39 In der Forschung des Neolithikums in Ungarn nimmt die Tätigkeit der Universität von Szeged, die

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