Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 1. Die Forschungsgeschichte der Theiß-Kultur

Arbeit von János Banner in Szeged und besonders in der Gemarkung von Hódmezővásárhely eine bedeutende Stellung ein. Hódmezővásárhely war die einzige solche Verwaltungseinheit des Landes, wo Urzeitforschungen innerhalb der Grenzen der gegebenen Möglichkeiten systematisch durchgeführt wurden. Das von den in der Gemarkung der Stadt gelegenen, sämtlichen urzeitlichen Fundstellen erschlossene, reiche Quellenmaterial wurde in kurzer Zeit publiziert. Mit besonders gutem Ergebnis schloß die 1929 begonnene Ausgrabung von Hódmező­vásárhely Kopáncs-Kökénydomb. Hier führte man bei fünf Gelegenheiten Erschließungen durch und so wurde dieses Gebiet zu einem der am besten durchforschten Fundorte der Theiß-Kultur. 40 Das wichtigste Ergebnis der Ausgrabungen war, daß man in der Rekonstruktion des einstigen Lebens der Siedlung, in der Untersuchung der Wirtschaft, 41 der örtlichen Handwerke und der Tauschbeziehungen zur Synthese gelangte. 42 Ein wichtiger Fundort des einheimischen Neo­lithikums ist Hódmezővásárhely-Szakáihát, wo J. Banner und L. Bálint 1934 Erschließungen durchgeführt und das Ergebnis auch publiziert haben. 43 Das Gelände war stark gestört. Infolge der Eingrabungen der verschiede­nen Zeiten konnten die Objekte und das Fundmaterial nicht immer auseinandergehalten werden, was noch dadurch erhöht wurde, daß auch ein Fundmaterial von solchem Charakter zum Vorschein kam, das an das bis­her publizierte nicht gebunden werden konnte. In den neuen Funden dachte J. Banner neben den Theiß-Ele­menten auch die Reminiszenzen der Bükk-Kultur ge­funden zu haben, vor allem aufgrund der Ausgußge­fäße 44 bzw. der Linienbündel- und Gittermuster. Letz­tere lassen sich übrigens in die Bodrogkeresztür-Phase der Kupferzeit reihen. 45 Das neue Charakteristikum war durch die Linearkeramik gegeben, die den Erschließern nach mit der Verzierung der Theiß-Kultur gemischt vor­kommt und im weiteren zur namensgebenden Fundstelle der Szakálhát-Gruppe geworden ist. Zur Genese der Theiß-Kultur zeigte die Arbeit von Csalog einen Weg. Seiner Grundansicht nach hat er die Bükk- und Theiß-Kultur als selbständige Kulturen neben­einandergestellt und erkannt, daß die Ornamentik der Theiß-Kultur nicht aus der Bükk-Kultur entstanden ist, sondern einen davon abweichenden geschlossenen Stil repräsentiert. 46 Seine Auffassung gründete er auf vier Sätze: 1. anthropologische Unterschiede; 2. Selbständigkeit des Theiß-Stiles; 3. selbständiges Verbreitungsgebiet. Die in den Berührungsgebieten nachweisbare Stilvermischung stellt nicht den Übergang zwischen den zwei StÜen dar, sondern zeigt nur die sich aus der Nachbarschaft erge­bende Wechselwirkung an; 4. chronologische Gleich­zeitigkeit zwischen dem Bükk- und Theiß-Stü. Die Konzeption von J. Csalog übte auf die ein­heimischen und ausländischen Fachkreise nur sehr langsam ihre Wirkung aus. Der Hauptgrund hierfür war die Einengung der Forschung nach dem zweiten Welt­krieg, jedoch dürfte hierbei auch der Umstand mitge­spielt haben, daß die von ihm mitgeteÜten Beweise bei dem damaligen Stand der Forschung nicht in allem überzeugend waren. Es stand auch kein authentisches anthropologisches Material aus der Bükk-Kultur zur Verfügung. Sich auf die 1912 erschienene Mitteilung von Schliz berufend, ist Csalog der Meinung, daß von den an die bömisch-m ährische Spiralmäanderkeramik knüpf­baren Menschentypen der Mensch der Lengyel-, also der Mensch der Theiß-Kultur den Menschen der Bükk­Kultur, der Gruppe mit Spiralmäanderverzierung von kürzerem Schädel und gedrungenerer Statur repräsen­tiert. Einen viel größeren Widerhall fand er mit seinem über den selbständigen Theiß-Stil der Keramik vertrete­nen Standpunkt. Csalog gab die zwei wichtigsten Grund­eigenheiten des Theiß-Stiles „in der Aufteilung der Oberfläche in Feldern und in der Anwendung der bis ins Unendliche fortsetzbaren, räum ausfüllen den Muster von viereckiger oder rhombischer Struktur" an. Auf­grund dieser letzteren führte er in die Literatur den Begriff des Textilstiles ein, wobei er den früher als rein verzierendes Element hingestellten mäander-mäandroi­den Linien eine Erklärung abgab. 47 Seine Grundvor­stellung weiterentwickelt, bewies er auch in der Praxis ihre Unumgänglichkeit in der Erzeugung und auf diese Weise auch in ihrer Entstehung. Den Ursprung des Textil­stiles führt er auf den Matten- bzw. Bastfaden zurück und leitet die in der Keramik erscheinenden Motive aus den verschiedenen Flechtverfahren ab. 48 Die so entstan­denen Verzierungen teilte er in zwei Gruppen. In die Stilstufe „A" reihte er die Muster, die unmittelbar ab­gesponnen werden können, in die Stufe „B" jene, welche durch eine zeichnerische Weiterentwicklung zustande gekommen sind. Den zwei Stilstufen eignete er einen chronologischen Unterschied zu und meinte, daß die im südlichen Teil des Alföld zum Vorschein ge­kommenen Theiß-Funde die Stufe „B" vertreten, des­halb hielt er diese für später entstandene Produkte als das aus der östlichen Hälfte des Alföld bekannte Fund­material der Theiß-Kultur. 49 Mit den von J. Csalog auf­genommenen StÜstufen befaßte sich auch P. Patay 50 und war der Meinung, daß die Flechtmuster von Theiß­Charakter der oberen Theißgegend vergebens die ältere Stufe ,,A" vertreten, die Auffassung von J. Csalog kann chronologisch nicht geteilt werden. Auf die Einwendung von Patay reflektierte J. Csalog und führte im Zusam­menhang mit den Funden des Hauses E von Szentes­Túzköves wiederholt die primären und eigenartig weiter­entwickelten Flechtmuster vor. 51 Csalog kehrte auch in mehreren Aufsätzen auf die Flechtarbeit zurück und kam zum Ergebnis, daß dieser Stil an keine ethnische oder kulturelle Gruppe gebunden werden kann, sondern ein auf die Keramik übertragenes Erbe der nomadischen bzw. keramiklosen Urbewohner darstellt. 52 Außer dem selbständigen Stil war viel bedeutender die auf die chronologische Lage der Bükk- und Theiß­Kultur gemachte Feststellung von Csalog, die sowohl von der einheimischen, als auch von der ausländischen Lite­ratur akzeptiert wurde. Die Ausgestaltung der Theiß­Kultur verlegte er auf den mittleren Teil des Alföld und setzte als ihren Vorläufer eine mesolithische „Ur-Theiß"-

Next

/
Oldalképek
Tartalom