Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 1. Die Forschungsgeschichte der Theiß-Kultur

örtliche Gruppe der Theißgegend in die südosteuro­päische Region aufnahm. 11 Im südlichen Alföld kam durch die Tätigkeit von Gábor Csallány, dem Museumdirektor von Szentes ein Fundmaterial vom Charakter der Theiß-Kultur zum Vorschein, jedoch ohne systematische Erschließung. 12 Auch vom Gebiet des Komitats Békés kamen Streufunde in das Museum, die János Banner wertete. 13 Von den Fundorten war Békés-Povád lange Zeit hindurch am bedeutendsten, wo Ottó Trogmayer 1960 eine Rettungs­grabung durchführte. 14 Die andere große Siedlung der Szakáihát-Theiß-Kultur ist im südlichen Alföld Tápé­Lebő (Felsőhalom), deren Erschließung sich gleichfalls an den Namen von Ferenc Móra knüpft. Móra führte 1930—31 in der "Insula Lebő" Ausgrabungen durch, die auch heute noch nicht publiziert sind, da die Disserta­tion von Gábor Tóth unveröffentlich blieb. 15 Leider wurde anläßlich dieser Erschließung - außer den sich auf die Gräber beziehenden Aufzeichungen — kein Gra­bungstagebuch geführt und so konnte Gábor Tóth nur die typologische Trennung der Funde durchführen. Der von Ferenc Móra gegebene Bericht über eine eigenartige Gefaßform diente als wertvoller Beitrag zum späteren Auseinanderhalten der Gruppen innerhalb der Kultur. 16 Von den ständigen Forschern der neohthischen Kulturen in Ungarn muß Lajos Kiss erwähnt werden, der vor allem in der Umgebung von Kenézlő und Paszab durch kleinere Erschließungen unsere Kenntnisse im Zusammenhang mit der Theiß-Kultur bereichert hat. 17 Die Erforschung des Neolithikums setzte Ferenc Tompa mit historischem Aspekt in Gang. Seine 1926 in Bodrogkeresztúr durchgeführte Ausgrabung ermöglichte ihm, die relative Chronologie der neolitischen Kulturen Ungarns zu entwerfen und die Bestimmung ihrer Genetik zum ersten Male zu versuchen. 18 Der „Kutyasor" ge­nannte Fundort ist ein 400 m langer Erdrücken, wo Ferenc Tompa die folgende Schichtung gefunden hat: — bis 30—40 cm eine gepflügte Schicht mit Scherben aus dem 3—4. Jh.; — zwischen 70—130 cm Feuerbanken mit grob ausge­führter buckelverzierter Keramik; seiner Meinung nach gehörte diese Keramik in die Bodrogkeresztür­Kultur; — zwischen 130—180 cm kam in der untersten Schicht der Siedlung eine Keramik zum Vorschein, die den Ausgräber zur Systematisierung des Neolithikums anregte. Die Funde nannte er Linienbandkeramik und reihte sie zur Bandkeramik. — Diese und die ähnli­chen Funde nannte er Theiß-Kultur. Ferenc Tompa gibt als erster eine Zusammenfassung über die Kera­mikornamente: „In der gerade laufenden und plötz­lich Richtung wechselnden Linienführung finden wir kein System, keine Regelmäßigkeit, deshalb wirkt auf uns diese auf Raumausfüllung strebende, in bizarrer Weise, launenhaft gekerbte Linienverzierung, wie ein degenerierter Trieb eines im Stil und in der Konzeption einheitlichen und in der Linienführung fast auf künstlerische Höhe gelangten, verfeinerten Keramik". Außer der Linienverzierung hält F. Tompa die Buckelverzierung für charakteristisch, da diese in der Keramik des Neolithikums zuerst hier erschienen ist und außer der unmittelbaren Nacheinanderfolge der Schichten einen erstklassigen Beweis auch dazu liefert, daß der in Bodrogkeresztúr in der über sie befindlichen kupferzeitlichen Keramik als einzige Zierde vorkommende Buckel von hier seinen Ur­sprung nimmt. 19 Aus der von Pál Patay im Jahre 1956 durchge­führten Kontrollausgrabung ist uns bekannt, daß in den von ihm in Bodrogkeresztúr-Kutyasor geöffneten Flä­chen die von Tompa aufgenommenen zwei Schichten fehlen. Die Keramik mit typischer Ritzverzierung wird auch hier — wie an sämtlichen seit damals bekannt ge­wordenen Fundorten — von der buckelverzierten Kera­mik begleitet. Wenn die Authentisierung zur stratigraphi­schen Beobachtung auch keine Möglichkeit gab, ge­wannen wir betreffs der Bestattungs- und Siedlungsver­hältnisse dennoch wichtige Daten. 20 Aufgrund der Ausgrabung von Kutyasor reiht Tompa den Fundort von Munkács-Kishegy in der Samm­lung von Tivadar Lehóczky, den Fundort von Tisza­polgár in der Sammlung von Dr. Béla Bender, den aus den Ausgrabungen von Ede Mehler stammenden Fundort von Somodor, 21 ferner die Siedlung von Lengyel, Poroszló-Ráboiy-puszta im Komitat Heves, die Fundorte mit den von Sándor Farkas gesammelten Funden von Szentes-Berek und Szegvár-Tüzkövesd mit der von Gyula Kisléghi Nagy erforschten neolitischen Siedlung von Ős­csanád in die,,Theiß"-Ker amik. Die Funde von Bodrogkeresztur-Kutyasor be­stimmte Ferenc Tompa chronologisch als letzte Denk­mäler des Neolithikums und laut ihm „ernährte dies die Wurzeln der darauffolgenden kupferzeitlichen Kultur." 22 Die aufgrund der Ausgrabung von Bodrogkeresztur­Kutyasor skizzierte Chronologie und Genetik stellte Tompa in seiner schon damals in Arbeit gewesenen großen Monographie dar und teüte auch das gesamte Material mit. 23 Hier gebraucht er für die mäanderver­zierte Keramik die Benennung: Theiß-Kultur, die er auch Spät-Bükkien oder Theißgebietkultur nennen könnte und die V. G. Childe 24 als Danubian II bezeichnet. Tompa entwickelt in seinem Werk die geradlinige Entstehungstheorie des Spät-Bükkien oder Theißgebiet­kultur weiter und erblickt die Wurzeln der Theiß-Kultur in dem von ihm Bükk III genannten Material. Dies ist seiner Meinung nach die degenerierte Form der klassi­schen Bükk-Keramik, die einen zwangsmäßigen Verfall des zur Höhe gelangten Stüs zeigt. Während er in seiner Publikation von Bodrogkeresztúr bezüglich der Gründe des Verfalls nur noch Alternativen — Ausleben des Stils, Volkselementenänderung, Volksbewegungen, Einwande­rung von neuen Stämmen — gibt, hält er in seiner Mono­graphie schon den Ursprung der Theiß-Kultur für das Ergebnis der inneren Entwicklung und sieht die Ursache des Verfalls in ihrer auf das Flachland stark zurückge­zogenen Lage und in der schwächeren Rohmaterialver­sorgung. 25 Sich an das damals bekannte Gesamtmaterial haltend, erörtert er ausführlich die Zier- und Formmerk­male der Kultur. Eine besonders große Bedeutung wurde

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