Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - MONSTRANZEN
97. MONSTRANZ Abb. 97 App.Jank. 263. Óbuda, Kirche St. Peter und Paul 2. Hälfte 15. Jh. H: 51,3 cm; F-Dm: 15-15,3 cm Erwerb; aus der Jankovich-Sammlung Silber, teilweise vergoldet, getrieben, gegossen. Der Sechspassfuß ist glatt, steht auf einem breiten Rand und ist nur mit sechs Kanten verziert. Über ihm eine sechseckige doppelte Fußplatte. Auf ihr zwei hohe, sechseckige glatte Schaftringe. Zwischen diesen ein flacher, mit getriebenen Blättern verzierter Nodus mit sechs hervorspringenden rhombischen Zapfen. Auf einer weiteren Schaftplatte trägt ein sechsseitiges Pyramidenglied den Hostienschrein, der aus einem oben und unten runden Behälter besteht mit jeweils einem stehenden und einem hängenden Lilienkranz, zwischen ihnen ein neueres, zylindrisches Glas. Im Inneren eine große vergoldete Lunula. An beiden Seiten des Schreins gegossene, nach außen breiter werdende Stützpfeiler, in ihren Nischen winzige gegossene vergoldete Statuetten von St. Petrus und St. Paulus. In Richtung der Hostie vertikale Blätterreihen (ähnlich der Monstranz von Vécke, Nr. 100), je drei Stützpfeiler, außen je zwei Blattornamente, unten je eine sich windende, gerippte Ranke. Das Dach des Schreins hat die Form eines Pyramidenstumpfes, auf dem ein Turm in Form eines hohen Kapellenkranzes mit gotischen, zweigeteilten Fenstern steht, rundherum kleinere Stützpfeiler. An die Stützpfeiler schließen sich an beiden Seiten durchbrochene Dekorationen mit Engelsköpfen an. Auf der hohen Spitze ein Kruzifix mit graviertem Blätterdekor auf der Rückseite. Einst gehörte sie der Kirche St. Peter und Paul in Óbuda. Im Jahre 1787 erwarb sie Miklós Jankovich auf einer Versteigerung. An der Stelle der heutigen Barockkirche stand bereits im 15. Jh. eine Kirche, so entsprechen die Statuetten von St. Petrus und Paulus deren Patrozinium. Leider haben wir sehr wenige Goldschmiedearbeiten mit der authentischen Darstellung der Gestalt des einstigen Schutzheiligen. Deshalb ist für uns diese Monstranz von besonderer Bedeutung: sie bewahrt ihren Originalzustand, zeigt die damaligen Schutzheiligen. 98. MONSTRANZ Abb. 98 App.Jank. 264. Igló (Spisska Nova Ves, SK) röm.-kath. Kirche 2. Hälfte 15. Jh. H: 42 cm; F-Dm: 18,7 cm Erwerb: aus der römisch-katholischen Kirche von Igló im Austausch gegen eine neue. Kupfer, vergoldet, getrieben, gegossen. Der Sechspassfuß steht auf einem glatten Rand, dem sich sein flacher unverzierter Wölbungsteil über eine schräg aufsteigende Seite anschließt. Er endet relativ niedrig in einer achteckigen Fußplatte. Die zwei hohen zylindrischen Schaftringe sind spätere Ersetzungen. Sie fassen den sehr flachen, doch breiten Nodus ein, der mit flach getriebenen Blätterreihen geschmückt ist. Über dem oberen Schaftring eine weitere achteckige Trennplatte, auf der das zylindrische, nach oben plötzlich ausladende Pyramidenglied ruht, das die Hostiendose trägt. Die Dose ist ziemlich beschädigt, unten schließt sie mit einem horizontalen Zylinderstück, auf dessen oberem Rand die Lunula von einem Lilienkranz umrahmt ist. Das einstige zylindrische Glas fehlt. Oben schloss sich ein hängender gotischer Lilienkranz einst der Wand des Glases an. An beiden Seiten lehnen sich gotische gestaffelte Stützpfeiler an je eine längere, unten gebogene Säule an. Über dem oberen Lilienkranz eine vierseitige Kapellenkranz mit zweigeteilten gotischen Maßwerkfenstern und kleineren Stützpfeilern dazwischen. Darüber weitere Pfeiler, in der Mitte ein Türmchen mit gerippten Kanten und graviertem Dachziegelmuster, von dessen Spitze das Kreuz abgebrochen ist, fehlt. Das Stück wurde nachträglich neu vergoldet, doch hat es eine lockere Konstruktion und ist an vielen Stellen beweglich. Eine Parallele dazu ist die Bronzemonstranz von Nagysink, die in ihrer Konstruktion identisch zu sein scheint (ROTH 1922, Nr. 6). Literatur: Ausstellung 1884,71, Nr. 31 ; ROTH 1922, 5, Nr. 6, Taf. 7 (Parallele); H. KOLBA 1985, 109; NAGYE. 1985, 146; MM 1987.1, 739; Ausstellung 2002, 164-165, Nr. 125 Literatur: H. KOLBA 1985, 109, Abb. 45; NAGY E. 1985, 133, Abb. 45; MM 1987, I, 739