Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KELCHE
Engel, hinter ihm ist der Fuß des Kreuzes sichtbar. Der kegelstumpfförmige Fußhals ist mit getriebenen Akanthusblättern verziert, die von plastischen Englein gehalten werden. Beide Schaftringe sind zylindrisch, gegliedert, der obere ist größer. Der Nodus ist birnenförmig, auf ihm in barockem Rahmen unbekleidete Englein mit Weihrauchbehälter, -kessel und Buch. Die Kuppa ist mit dem Fuß verglichen klein, weitet sich nach oben und biegt am Rand nach außen. Auf ihrem Korb in ovalen Blätterrahmen drei Szenen, zwei nicht identifizierbar und nicht aus dem Neuen Testament: 1. Maria mit dem Jesuskind und dem Johannesknaben. 2. Liegende Frau mit Zepter oder Lilie in der Hand, neben ihr gießt ein Engel Wasser aus einem Krug. 3. Liegende Frau mit Schleier, links eine Tiara, vor ihr ein Kind, sie hält in der Linken ein Doppelkreuz und in der Rechten einen Kelch. Zwischen den Blattrahmen ähnliche Englein wie am Fuß. Der Kuppakorb wird oben von einem erhabenen Lorbeerkranz und einer Blätterreihe geschlossen. Der Name des Goldschmieds ist bekannt: am Fußrand in herzförmigem Schild das Meisterzeichen ZF - Zacharias Fayll und das Wiener Beschauzeichen aus dem Jahr 1696. Zum Kelch gehört auch eine Patene (Nr. 87). Literatur: Erstmitteilung Zum Meisterzeichen: ROSENBERG, 1928, Nr. 7941, 440; Altwien-Lexikon 1952, Nr. 449 67. KELCH Abb. 67 1893. 69. 1. Esztelnek (Estelnic, RO) Um 1700 H: 17,4 cm; F-Dm: 9,4 cm; M-Dm: 7,6 cm Erwerb: Ankauf von Simon Kohn aus Esztelnek. Aktennr.: 237/1893 Silber, teilweise vergoldet, getrieben, gegossen. Der runde Fuß steht auf einem breiten Rand, über seiner glatten Wölbung eine horizontale Gliederung, auf der sich der schlanke walzenförmige Hals emporhebt. Auf diesem steht der gegossene, vasenförmige Nodus mit Engelsköpfen und Muscheln in drei Kartuschen. Die Kuppa ist glatt, weitet sich gleichmäßig nach oben. Außen ist sie unter dem Mundrand 1 cm breit und im gesamten Inneren vergoldet. Am Fußrand das eingeschlagene Goldschmiedezeichen: unter einer Krone das Meisterzeichen CE, das Zeichen von Christianus Erkeder, der 1698 Meister der Kronstädter Zunft von Brassó wurde und 1718 starb (KÖSZEGHY 1936, Nr. 254d). Der Fußrand ist beim Zeichen aufgebogen. Eine nahe Parallele dazu ist der Kelch Nr. 64, der ebenfalls aus Esztelnek stammt und einige Jahre früher ins Museum kam. Auch bei ihm ist nicht festzustellen, ob er in der katholischen Kirche oder im Franziskanerkloster in Gebrauch war. Literatur: KÖSZEGHY 1936, 45, Nr. 254d; Ausstellung 1991, Nr. 104 68. KELCH Abb. 68 61.81.C. Siebenbürgen Um 1700 H: 24,3 cm; F-Dm: 12,3 cm; M-Dm: 9,6 cm Erwerb: aus dem nicht inventarisierten, früh erworbenen Bestand Silber, vergoldet, getrieben, mit siebenbürgischem Email verziert. Der glatte Rand des Sechspassfußes ist gerippt. An der Seite und auf der Wölbung der Pässe zwischen durchbrochenen Blattranken mit winzigen Nieten befestigte Verzierungen mit fünfblättrigen Blumen, Rosen und Tulpen. Das Muster ist sog. siebenbürgisches Email, mit übermaltem Email in Weiß, Blau, Schwarz und Mauve, die Form der wirklich großen Blumen deutet den sog. großblumigen Stil an. Die Auflagen folgen unten der Linie der Pässe und verjüngen sich nach oben bis zum Ende des Fußes. Oben ein gravierter Blätterkranz, darauf eine sechseckige Fußplatte mit gezacktem Rand. Zwischen den beiden konkav walzenförmigen Schaftringen mit gleichfalls gezacktem Rand der Nodus in abgeflachter Kugelform mit einem gleichfalls mit siebenbürgischem Email verzierten Rankennetz in zwei Reihen, auf dem silberne Perlen sitzen. Die Kuppa ist bauchig, mit ausladendem Mundrand, unter ihm ein späteres graviertes Wappen: in einem Lorbeerkranz aus einer Krone steigender Hirsch, darüber eine fünfzackige Krone. Auf dem Kuppakorb zwischen sechs vertikalen tordierten und emaillierten Drähten abwechselnd drei Tulpen- und drei Margeritensträuße, jeweils mit winzigen Vergissmeinnicht, versteckt zwischen bunten Blättern. Die Blumen und Blätter sind mit farbigem siebenbürgischem Email bedeckt. Der Kelch ist ein seltenes Exemplar der mit siebenbürgischem Email verzierten Gegenstände. Meistens sind es Schmuckstücke, Gefäße mit dieser farbenprächtigen, prunkvollen Technik sind kaum