Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)
Einführung - Die mittelalterlichen Bronzegegenstände des Ungarischen Nationalmuseums
Ferenc Ébenhöch; der gelehrte Sammler war der Überzeugung, sie seien in der Erde gefunden worden. Die Löwenfigur ist wahrscheinlich ein historisierendes, antike wie mittelalterliche Stilelemente enthaltendes Stück, das Siegel dagegen ein wirres Durcheinander von formalen Chrakteristiken aus verschiedenen Perioden des Mittelalters mit einer Umschrift aus sinnlosen Strichen. Die Fonn echter mittelalterlicher Gegenstände mag man beim Guß der Korpusse Nr. 327 und 328 benutzt haben, zweifelhaft wird ihre Echtheit nur dadurch, daß die Gußfonn von bereits abgewetzten und konodierten Stücken genommen wurde. Interessant ist das Prozessionskreuz Nr. 324, das fast völlig mit dem zweifellos echten Kreuz von Jászberény (Kat. Nr. 43) übereinstimmt. Die detailliertere, von den mittelalterlichen abweichende Gestaltung und der massive Guß des Korpus vom Kreuz Nr. 342 waren die Gründe, derentwegen es zu den Fälschungen gerechnet wurde. Ebenfalls aufgrund formaler und technischer Überlegungen kamen das mehrfach publizierte Prozessionskreuz Nr. 326 und das unveröffentlichte ebensolche der Nr. 325 mit zu den Fälschungen. Auch wenn ihre Detaillösungen klar von denen der übrigen Kreuze abweichen, läßt sich nicht mit voller Sicherheit ausschließen, daß sie nicht doch im Mittelalter entstanden. Im 19. Jahrhundert wurden Fälschungen nicht nur geschaffen, um die Wünsche von Sammlern erfüllen zu können, sondern es wurden „mittelalterliche" Gegenstände auch zur Ergänzung von historisierenden Wohnungseinrichtungen und für den kirchlichen Gebrauch hergestellt, nicht selten Kopien von Museumsstücken. (So boten z.B. zwei Metallgußfirmen auch die Kopien zahlreicher mittelalterlicher Bronzegegenstände aus dem Nürnberger Germanischen NationaImuseum in ihrem Katalog an.) Die Technik des Bronzegusses hat sich im Laufe der Jahrhunderte nicht viel verändert, das im Mittelalter verwendete Wachsausschmelzverfahren kemit und benutzt man bis zum heutigen Tag. Auch die Materialuntersuchungengeben nur sehr selten Orienticmng, hat es doch ein bestimmtes Rezept für die Zusammensetzung nie gegeben. Aus dem überdurchschnittlich hohen Zinkgehalt von über 30 % bei Messinggegenständen kaim man nur mit mehr oder weniger Sicherheit auf neuzeitliche Güsse schließen, aber bei den zinnhaltigen Bronzen gibt es nicht einmal diesen Anhaltspunkt. So kann man sich bei der Bestimmung der Herstellungszeit von Bronzegegenständen fast ausschließlich auf die Stilkritik stützen.