Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)

Einführung - Die mittelalterlichen Bronzegegenstände des Ungarischen Nationalmuseums

onen aus Limoges wiederum wurden zusammen mit den Limousiner Importgegenständen dargestellt. In diesem Kapitel werden die im weltlichen Gebrauch befindlichen Bronzegefäße gemeinsam mit den in den Haushalten und Apotheken benutzten Mörser besprochen. Die Sammlung des Nationalmuseums besitzt eine einzige Bronzekarme - von unbekanntem Fundort - und einen von einem ähnlichen Gefäß stammenden Henkel in Drachengestalt (Kat. Nr. 299, 294) sowie ein auf drei Beinen stehendes Wasserwärmgefäß mit Ausgußrohr (Kat. Nr. 300). An Mörsern ist die Sammlung sehr viel reicher. Einen Teil von ihnen erwarb das Museum aus der Menge von Glocken und sonstigen Bronzegegenständen, die während des Ersten Weltkrieges zum Zwecke des Geschützgusses eingesammelt wurden. Die meisten sind unbedeutende, schmucklose Stücke, demi in den vierziger Jahren kamen die reicher verzierten französischen und italienischen Mörser ins Kunstgewerbemuseum. Einige niedrige, kugelförmige, mit tropfenförmigen Rippen verzierte Mörser gehören zum südeuropäischen - in erster Linie auf der Iberischen Halbmsel und in Italien auf arabischen Einfluß hin entstandenen - Typ (Kat. Nr. 301-306). Die trichterförmigen Mörser mit durch horizontale Rippen gegliedertem Mundrand, sich schräg ver­breiterndem ebenfalls geripptem Fußrand und mit der Mörserwand parallelem Stäbchcnhenkel sind der Fachliteratur nach Erzeugnisse aus dem Alpengebiet und Österreich. Die fünf Mörser mit der Kat. Nr. 307-311 kamen sämtlich von unbekannten Fundorten durch Ankauf in die Sammlung. Mit der meisten Zahl von Exemplaren befinden sich die für den süddeutschen Raum typischen, im allgemeinen größeren als die bisherigen, mit vertikalen Rippen verzierten und mit einem oder zwei eckigen Henkeln versehenen Mörser in der Sammlung (Kat. Nr. 312-321). Aus ihrer Häufigkeit läßt sich folgern, daß dies der im Spähnittelalter in Ungarn allgemein benutzte Mörsertyp war. Möglicherweise kamen sie aus Süddeutsehland nach Ungarn, aber wahrscheinlicher ist, daß die heimischen Bronzegießereien diese Form übernahmen und selbst herstellten. Mehrere Stücke dieser Art wurden in der Erde oder im Donaubett gefunden. Die aus Nord­deutschland stammenden horizontal gerippten Mörser fehlen im ungarischen Material völlig. In der Sammlung befindet sich ein einziger verzierterer, niedriger Mörser mit sich verbreiterndem gerippten Mundrand, über dessen Fußrand eine vorgewölbte Inschrift aus gotischen Minuskeln umläuft (Kat. Nr. 322), die wegen der starken Beschädigung des Mörsers undeutbar ist. Taufbecken (Kat. Nr. 323) Die kelchförmigcn Taufbecken mit hohem trichter­förmigen Sockel, flachem Nodus und abnehmbarem niedrigen Oberteil entstanden in den erzreichen Gegenden Ungarns, in der Zips und in Siebenbürgen im 14.-15. Jahrhundert. Die früheste Werkstatt gründete Konrad Gaal um 1360 in Zipser Neudorf (Igló, Spisská Nová Ves, Slowakei), der von König Ludwig dem Großen für die in Visegrád gegossene große Glocke einen Privilegienbrief bekam. Aus der zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch in Betrieb befindlichen Gießerei keimt die Fachliteratur viele Glocken und Taufbecken, eines der letzten davon ist der einzige im heutigen Ungarn am originalen Platz verbliebene Taufbrunnen in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Gyöngyös. Das Taufbecken des Nationalmuseums wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Zipser Neudorfer Werkstatt für die Pfarrkirche von Liptótepla (Liptovská Teplá, Slowakei) gegossen. Bei der Millcniumsausstellung 1896 in Budapest war es bereits ausgestellt, 1914 übergab es die Pfarrkirche dem Museum, um von seinem Erlös die Kirche renovieren zu können. Dies ist die emzige Arbeit aus der Werkstatt von Zipser Neudorf, auf der der Figurenschmuck von der die ganze Oberfläche be­deckenden Inschrift völlig verdrängt wird. Nachgüsse, Fälschungen (Kat. Nr. 324-335) Keine einzige große Muscumssammlung, so auch nicht die des Nationalmuseums, ist frei von Fälschungen. Ihre Mitteilung im Katalog hielt ich deshalb für notwendig, weil es sich - zumindest zum Teil - um schon früher veröffentlichte Stücke handelt und sich außerdem solche darunter befinden, die wahrscheinlich Nachgüsse originaler mittelalterlicher Werke sind. Zu den ersteren gehören das Prozessionskreuz Nr. 326, die Madonnen­statuettc Nr. 329, die - auch von ihrem Veröffentlicher als Fälschung betrachtete - Limousmer Scheibe Nr. 330 und die Löwenfigur Nr. 333. Die eucharistiehaltendc Madonnenstatuette im Stil von Limoges ist nicht nur aufgrund ihrer auch in der Beschreibung angedeuteten Besonderheiten und verdächtigen Entdcckungsumstäiidc bei den Fälschungen eingereiht worden, sondern auch, weil sie genau zu dem Gegenstandstyp gehört, den auch die Sammler sehr schätzten und suchten. Die LöwenstaUie Nr. 333 und das - unpublizierte ­Bronzcsicgel Nr. 334 kaufte das Museum von einer über jeden Verdacht erhabenen Person, dem die Sammlung auch mit wertvollen Stücken bereichernden Domherrn

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