Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)

Einführung - Die mittelalterlichen Bronzegegenstände des Ungarischen Nationalmuseums

Behauptung der Verkäufer am Fundort der beiden Gebisse, in Zsámbék, entdeckten Fragmente (Kat. Nr. 272) um Originale handelt. Prägestöeke (Kat. Nr. 280-282) Die bronzenen Prägestöcke wurden für die Serien­herstellung der seit dem Endedes 13. Jahrhunderts Mode gewordenen, auf Kleider, Gürtel und Kopfschmuck genähten Silber- oder Kupferplatten gebraucht. Das vielfach publizierte Stück Nr. 280 war geeignet, die Formen von mehr als 30 Klciderzicrbeschlägen bzw. aus Blech zu verfertigenden sonstigen Gegenständen (Knöpfe, längliche keilförmige Eckplatten) herzustellen. Ähnliche mehrfunktionelle Prägestöcke ebenfalls aus der Mitte des 14. Jahrhunderts besitzt das Museum von Werschetz (Versec, Vrsac, Serbien), während die Mittelalter­sammlung des Nationalmuseums noch zwei weitere kleinere bronzene Goldschmiedewerkzeuge für die Herstellung je einer Platte enthält. Fragmente (Kat. Nr. 283-298) Die Gruppierung der Objekte des Kataloges entsprechend ihrer Bestimmung hatte zum Ergebnis, daß ein gemischtes Kapitel der nicht einzuordnenden Gegenstände zusammengestellt werden mußte. Von einem Teil dieser Gegenstände ist zwar ihre Bestimmung bekannt, sie gehören aber nicht in die voranstehenden Gruppen, ein anderer Teil ist aber derart fragmentarisch, daß ihre Zugehörigkeit tatsächlich fraglich ist. Aus dem byzantinischen Kulturkreis stammtNr. 283, ein rechteckiger dicker Beschlag mit einem an einer lilienförmigen Pflanze pickenden einander zugewendeten Vogelpaar auf der Vorderseite. Die Oberfläche des Musters ist vergoldet, im eingetieften Hintergrund sind Reste dunkelblauer Emaille zu sehen. Auf der Rückseite des Beschlages befinden sich an den vier Ecken je eine hohe gegossene Bandöse. Die Bestimmung, der Herkunftsort und die Zeitstellung des Beschlages sind fraglich, einzig das symmetrische Vögelpaar weist auf - vermutlich provinzielle - byzantinische Herkunft hin. Drei ebenfalls mit eingebetteter Emaille verzierte Beschläge vertreten die westliche - rheinländische ­Emaillekunst des 12. Jahrhunderts. Über die Herkunft der Platten Nr. 284 und 285 haben wir keinerlei Kenntnisse, sie kamen durch den Kunsthandel in die Sammlung. Die länglich trapezförmige Randplatte Nr. 286 wurde in der Domäne Csákberény gefunden, und da die bei Erdarbeiten zufällig zusammengekommenen sonstigen Gegenstände großenteils aus römischer Zeit stammten, kam dieses Stück ebenfalls in die römerzeitliche Sammlung und wird nun veröffentlicht. Auf jeden Fall bezeugt diese einzige Platte im ungarischen Fundmaterial, daß Erzeugnisse der westlichen Emaillekunst-wenn auch nur in verschwindend geringer Zahl - schon im Mittelalter ins Karpatenbecken gelangten. Die Bestimmung einer gegossenen vergoldeten Figur, die - aufgrund ihrer Stilmerkmale - vermutlich ein Erzeugnis aus Niedersachsen ist, ist unbekannt (Kat. Nr. 287). Gemäß dem Loch bei den Füßen der Männergestalt mit Glorie war sie möglicherweise auf einen größeren Gegenstand - ein Reliquiar oder einen Tragaltar ­genagelt. Über die Herkunft wissen wir nichts, sie wurde aus dem alten Bestand des Museums erneut inventarisiert. Ebenso ungelöst ist die Bestimmung des einen Raben darstellenden Reliefgußstückes, das angeblich im Korn. Tolna in der Erde gefunden wurde (Kat. Nr. 288). Sehr wahrscheinlich stammt es von einem größeren Objekt ­nach Ansicht des Veröffentlichers vielleicht von einem Tor-, obwohl es keine Spuren seiner Befestigung gibt. Zwei gotische Türverzierungen, ein Türklopfer in Fonn einer Tierfigur und der Halter eines Türklopfeninges in Löwenkopfgestalt (Kat. Nr. 289, 290), kamen durch Ankauf in die Sammlung, gemäß ihren Verkäufern beide heimische Funde. Letztere wurde - nach Zeugnis von Parallelen - wahrschemlich in Nürnberg hergestellt. Die Bestimmung zweier kleiner Fragmente, einer auf einer Kugel knienden Männergestalt (Kat. Nr. 295) und eines halbkugelförmigen Gegenstands mit oben angebrachtem Henkel (Kat. Nr. 296), ist unbekannt, möglicherweise ist letzteres emTeil einer aus zwei Hälften gegossenen kugcl förmigem Rassel, an der Seite befindet sich viermal das Nürnberger Wappen. Ein interessantes Stück ist die am Anfang des 16. Jahrhunderts in Süddeutschland geschaffene Pferdefigur, der Teil eines ritterlichen Spielzeuges (Kat. Nr. 298). Das Exemplar im Nationalmuseum stimmt weitgehend mit der Pferdefigur der einzigen kompletten Garnitur im Wiener Kunsthistorischen Museum überein. Auf dem Rücken der auf Rädern rollenden - nach einer zeit­genössischen Darstellung mit einem Stock zu schiebenden - Pferde saßen gesondert gegossene Ritterfiguren, mit dem Spielzeug imitierte man das Ritterturnier. Gefäße, Mörser (Kat. Nr. 299-322) In einem gesonderten Kapitel des Kataloges wurden die figuralen Gießgefäße, die Aquamanilen behandelt, die vor allem als Schöpfungen der mittelalterlichen Plastik Aufmerksamkeit verdienen. Ebenso beschäftigte sich ein gesondertes Kapitel mit den gravurverzierten Bronze­schüsseln, welche die Fachliteratur im allgemeinen als selbständige Gattung behandelt und über die auch mehrere monographische Bearbeitungen erschienen. Die Gemelli-

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