Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)

Katalog - Fragmente

286. EMAILLIERTE PLATTE VON EINEM Abb. 286 RELIQUIAR Rhein-Maas-Gebiet, 60er-80er Jahre des 12.Jh. Bronze, gegossen, vergoldet. L: 21,4 cm, B : 4,5 cm Inv.Nr. 1906.86.81. (Unter der Nummer 54.36.1. erneut inventarisiert) Trapezförmige, dicke Bronzeplatte, die Enden der beiden schrägen Seiten sind ungleich. An den Längsseiten je drei Nagellöcher, in drei Löchern eingerostete Nägel. Auf der Vorderseite breite, glatte - einst vergoldet gewesene - Umrandung, innerhalb dieser ein vermischt weiß und türkisfarben emaillierter Rahmen. In der Mitte in sechs runden Feldern eine achtblättrige Blumen­zierde. Die vier größeren Blütenblätter sind in welliger Zelle getrennt mit zweifarbiger Emaille geschmückt. Nur eine ganze und zwei halbe Blumen sind erhalten, bei den drei anderen sind auch die Zellen herausgefallen. Zwischen den sechs Medaillonen befinden sich an den Rahmen anschließend mit weißer Emaille ausgefüllte kleine Blätter in der Form dreiblättrigen Klees. Der Hmtergrund ist mit dunkelblauer, die Blumen sind mit roter und gelblich-weißer Emaille ausgefüllt. Ein Ende der Platte ist beinahe heil, das in einem spitzeren Winkel endende Ende ist verbogen, auf der Rückseite sind hier tiefe, parallele, gerade Furchen (Werkzeugspuren). Die Vergoldung ist nur in Spuren erhalten, die Email le Verzierung ist stark brüchig, herausgebröckelt, von drei großen Blumen fehlen auch die Zellen. Die Asymmetrik der Enden läßt daraufschließen, daß die Platte den Rand des dreieckigen Giebels eines großen Schreins oder eines tafelfönnigen Reliquiars geschmückt haben dürfte. Die durch eine Wellenlinie getrennte zweifarbige Emaille der Blütenblätter kommt auf den mit typologischen Szenen geschmückten, emaillierten Kreuzen aus den 60er-70er Jahren des 12. Jh. vor, die sich in London im British Museum und im Kunst­gewerbemuseum Berlin-Köpenick befinden. (KÖTZSCHE 1973. 212, Abb. 20-21.) Zentraler Blumenschmuck in runden Feldern ist ein Motiv, das in der zweiten Hälfte des 12. Jh. auf vielen emaillierten Arbeiten im Rhein-Maas-Gebiet erscheint, u.a. auf den Emailleplatten des Schreins der Heiligen Drei Könige in Köln. Unsere Platte ist in Puszta-Orondbci Csákberény (Kom. Fejér) zum Vorschein gekommen. Sie wurde im Gutsschloß von Csákberény mit aus der Umgebung herrührenden, weiteren archäologisch­en Funden aufbewahrt. Im Jahre 1906 schenkte die Gräfin Merán die ganze, aus 154 Stücken bestehende, überwiegend römerzeitliche Gegen­stände enthaltende Sammlung dem National­museum. Bis 1985 gehörte die Platte zur römischen Sammlung, (wurde auch als römisch publiziert) und befindet sich seither in der Abteilung für Mittelalter. SELLYE 1939, 14-15, 73, T. XI. 1. 287. HEILIGENFIGUR Abb. 287 Niedersachsen, zweite Hälfte des 12. Jh. Bronze, gegossen, graviert, vergoldet. H: 11,4 cm, B: 4 cm Inv.Nr. 57.4.B. Massiv gegossene Figur, das runde Loch zwischen den Füßen läßt darauf schließen, daß sie an etwas angenagelt war. Stehende Männerfigur, bartlos, hinter dem langhaarigen Kopf eine Glorie. Die rechte Hand hält sie mit nach außen gedrehter Handfläche vor die Brust, mit der Linken zeigt sie nach 1 inks. Auf dem langen Gewand eüi breiter Kragen mit gravierten Einkerbungen, die Taille ist umgürtet, am rechten Ann ist der breite Ännel faltenbildend zurückgerutscht, eine herunter­hängende Falte des Mantels ist über den linken Unterarm geschlagen. Am Gewand sind senk­rechte, plastische Falten und gravierte, U-fönnige Raffungen. Die beschuhten Füße stehen auf einem schrägen Suppedaneum, unter der Fußstütze ist die Platte auf der Rückseite brüchig. Die Platte der Glorie ist brüchig, die F inger der I inken Hand fehlen, die Vergoldung ist nur in Flecken erhalten. Wahrscheinlich war die Apostelfigur an der Seite eines Reliquiarkästchens, eventuell eines Tragaltars angebracht. Die Gesichtszüge, die niedrige Stirn, die großen, weit offenen Augen und der schmale Mund sind dem Christusantlitz auf dem Buchdeckel Cod. bibl. 4,32. der Württem­bergischen Landesbibliothek in Stuttgart ähnlich (AUGSBURG 1973, Nr. 124). Herkunftsort unbekannt, aus dem alten Material des Museums erneut inventarisiert. Nicht publiziert. 288. VOGELFÖRMIGES RELIEF Abb. 288 Ungarisch (?), zweite Hälfte des 12. Jh. Bronze, gegossen, graviert. H: 10,9 cm, B: 10,7 cm Inv.Nr. 1889.11. Dickes, innen hohles Gußstück einer nach rechts gewendeten Vogelfigur mit gerade abgeschnittener Rückseite. Auf dem auf kurzem Halse sitzenden Kopf ein großer, gebogener Schnabel und ein durch eine eingetiefte Linie angedeutetes mandel­förmiges Auge. Auf dem sich aus der Körper­oberfläche erhebenden, steifen Flügel ist das Gefieder durch ein Gittermuster angedeutet. Die

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