Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)
Katalog - Fragmente
plastisch geformten, mit großen, starken Krallen ausgestatteten Füße sind hintereinander stehend dargestellt. Auf dem Vogelkörpcr ist das Gefieder durch seichte, unregelmäßig angeordnete gravierte Striche angedeutet. Das stark abgewetzte Gußstück stammt seinem Stil nach aus dem 12. Jh., Verwendungszweck und Ort der Herstellung sind aber fraglich. Der hintere Rand ist abgewetzt und hat viele kleine Scharten, doch gibt es keine Spur von einer Befestigung oder von einer zweiten Hälfte des Vogelkörpers. Hampel, der von dem Kauf berichtete, nimmt an, daß es sich vielleicht um die Zierde einer Kirchentür handelt. Im Historischen Museum zu Moskau befindet sich eine ähnliche Vogelfigur, sich auf ihre beiden Füße und auf der breiten Schwanz stützend. Der Verwendungszweck der rundplastischen Figur ist fraglich, sie ist als byzantinische Arbeit bestimmt und auf dem 14. Jh. datiert. Durch das Museum von einer Privatperson erstanden. Nach Angabe des Verkäufers wurde das Stück in Uzd (Kom. Tolna) gefunden. HAMPEL 1889,282, Abb. 271 ; GERECZE 1898, 43, Abb. 33; GEREVICH 1938, 195; LOVAG 1994, 11-30. 289. TÜRKLOPFER Abb. 289 Ungarisch (?) zweite Hälfte des 14. Jh. Bronze, gegossen. H: 11,8 cm, B: 10,8 cm Inv.Nr. 1873.263.1. Phantasie-Tierfigur, mit Pferdekopf und Mähne, zwei kurzen Vorderbeinen, mit langem, sich gegen den Rücken zurückringelndem, in einem Dreiblatt endendem Schweif. Der Kopf ist mit offenem Maul, mit einer löwenartigen Nase, großen, zurückgeschlagenen Ohren dargestellt, die hoch sitzenden Augen sind oval und konvex, in ihrer Mitte Löcher. Die Halsmähne ist durch schräge Einkerbungen angedeutet, die kurzen Beine sind parallel. Unter den Beinen befindet sich ein Loch von 1-1,5 cm Durchmesser quer durch den Körper des Tieres, durch den die Haltcstange gesteckt war. Die Oberfläche des Schweifes ist glatt und er endet in der Fonn dreiblättrigen Klees. Am Rücken des Tieres und am Ansatz des rechten Vorderbeins ist das Fragment je eines menschlichen Fußes übrig geblieben, auch der Gegenstand oben am Schweif ist fragmentarisch, von hier langt ein eine Kugel haltender Ann nach unten. (Wahrscheinlich war eine etwas unproportional Menschenfigur auf dem Rücken des pferdeköpfigen Tieres.) Der Gegenstand ist massiv gegossen, an dem den Körper durchbrechenden Loch abgewetzt und auch die Enden der an die Tür stoßenden Füße sind stark abgestoßen. Die Formung des Pferdekopfes - besonders der Augen und Ohren - steht dem aus der einstigen Figdor Sammlung in das Berliner Kunstgewerbemuseum gelangten, einen berittenen Jäger darstellenden Aquamanile nahe, dessen ungarische Herkunft wahrscheinlich ist (Bronzen von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. Peter Bloch. Berlin, 1983). Mit mehreren anderen, verschieden alten Objekten kaufte es das Museum, nach Aussage des Verkäufers stammt es aus Pilismarót (Kom. Komárom). LOVAG 1994, V-16. 290. TÜRKLOPFERHALTENDER Abb. 290 LÖWENKOPF Süddeutsch (Nürnberg?) erste Hälfte des 15. Jh. Bronze, gegossen. H: 6 cm Inv.Nr. 1874.171.41. (Unter der Nummer 57.703.C. neu inventarisiert) Plastisch gegossener Löwenkopf, seitlich vom Maul zwei runde Löcher von 8 mm Durchmesser. Der Kopf ist von welligen, starken Mähnenlocken umrahmt, in den beiden nach oben stehenden Ohren je ein Loch zum Annageln. Unter den stark hervorspringenden, welligen Augenbrauen große, mandelfönnige Augen. Die Nase hat Dreieckform, aus dem offenen Maul hängt die Zunge heraus, daneben befinden sich zwei starke Augenzähne. An den Backen ist die Behaarung durch Punkte angedeutet. Ein sehr dickes Gußstück. Abgewetzt, in den beiden Löchern seitlich des Mauls durch den Klopfring verursachter Verschleiß. Oben ist das Ende einer, unten von zwei Mähncnlocken abgebrochen. Die kleine Zierde befand sich wahrscheinlich an einer inneren Tür. Die dichte, wellige Mähne, die aus dem offenen Maul heraushängende Zunge und die stilisierten Kopfformen erinnern an den Türklopfer mit Löwenkopf am Südtor der St. Lorenzkirche zu Nürnberg. (MENDE 1981, Nr. 189.) Durch das Museum von einem Händler erstanden, Fundort ist angeblich Újvidék (Novi Sad, Jugoslawien). Nicht publiziert. 291. EMAILLIERTE PLATTE Abb. 291 Süddeutsch (?), erste Hälfte des 15. Jh. (?) Bronze, gegossen, graviert, vergoldet, emailliert. Dm: 6,2 cm Inv.Nr. 1893.17.2.