RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - II. Neuerliche Inbetriebsnahme der Fabrik (1768-1772)

- 100 — den Dienst eines praktischen Zwecks gestellt, und so lag des Hauptgewicht auf der Erfind­ungsgabe und dem Interressanten Eine Aus­nahme bildeten nur die selbständigen Figuren und Figurengruppen. Mit der künstlerischen Lösung der Auf­gabe wurden natürlich Bildhauer betraut. Doch war die schöpferische Phantasie der Künstler durch die nicht immer nach künstlerischen Ge­sichtspunkten vorgeschriebenen Weisungen der Fabriken und einzelner Hocharistokraten ge­hemmt. Aber auch die Möglichkeiten der tech­nischen Ausführung mussten in Betracht gezo­gen werden, und hier hatte wieder die Fabrik dreinzureden. Wenn es auch mancher kerami­schen Fabrik gelang, einen namhafteren Künst­ler in ihren Dienst zu stellen, waren es zu­meist doch nur die jungen, die noch bei den ersten Flügelschlägen hielten, die jugendlichen Titanen, oder die vom Schicksal Verfolgten, die sich mit diesen Bestrebungen abfinden konnten und die Arbeiten übernahmen, indem sie sich einstweilen einordneten in die im Dienst des Gewerbes stehende Künstlerlaufbahn. So war eine der hervorragendsten Künst­lerpersönlichkeiten der französischen Bildhauer­kunst des XVIII. Jahrhunderts, Falconet, in sei­nen jungen Jahren Leiter der Modellier-Abtei­lung der Porzellanfabrik in Sevres. Pigalle und Clodion haben ebenfalls für Sevres Modelle an­gefertigt, der letztere übernahm sogar nach der französischen Revolution Bildhauerarbeiten auch in der Fayence- und Porzellanfabrik von Nie­derweiler. Melchior stand im Dienste der Fab­riken von Höchst, Frankenthal und Nymphen­burg, Kändler in dem der Meissener Fabrik. In den sorgenschweren Tagen des Kampfes ums Dasein, oder um der gut bezahlten Arbeit wil­len hat fürwahr so mancher Bildhauer seine Laufbahn in irgendeiner Fayence- oder Porzel­lanfabrik begonnen, oder seine Kunst diesen Fabriken verschrieben. Anton Schweiger, der von Holies nach Tata wanderte, stammte aus einer alten Künst­lerdynastie. Unter seinen Ahnen aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert finden wir Goldschmiede, Diamantenschleifer, Bleigiesser, Petschaftverfer­tiger, ferner Bildhauer und Maler. Ihre Heimat war Bayern, besonders die Städte Augsburg und München, und von dort zerstreuten sie sich in die Gegenden von Graz, Amberg und Rei­chenhall. 2 2 Wahrscheinlich dürfte zur nächsten 2 2 Thieme-Becker ; Allgemeines Lexikon d. bild. Künstler. B. XXX. Verwandtschaft unseres Bildhauers auch der Modelleur der Wiener Porzellanfabrik, Franz Schweiger gehören, der im Namensverzeichnis der dortigen Angestellten im Jahre 1784 erwähnt wird. 2 3 Den Geburtsort Anton Schweigers ken­nen wir nicht, auch für sein Geburtsjahr bietet nur die Tataer Sterbematrikel einen Anhalts­punkt. 2 4 1728 wurde er geboren und die Grenz­stadt Holies war die erste grössere Station sei­ner Kunst. Die Holicser Fabrik nahm seine An­meldung mit Freuden an : sie brauchte einen ortsansässigen Bildhauer. Es ist nicht zu bestreiten, dass neben der Leitung Germains auch die Tätigkeit Schweigers viel zum Aufschwung von Holies beigetragen hat, das damals seine Blütezeit erlebte. Sein Umsatz und seine Einkünfte stiegen ständig. Besonders die figuralen Schmuckstücke der Fabrik zogen die Aufmerksamkeit der Fabriken der Monarchie auf sich. Die naturalistischen Formen der Gegenstände und Zieraten wurden vollkommener, von dem in mannigfachen Rei­hen erzeugten kleinplastischen Material aber zeichnete sich manches Stück durch seine Ori­ginalität unter den gewohnten und allgemein verbreiteten Vorbildern aus. Von der Mannig­faltigkeit der Darstellungen bietet die reiche Ho­licser Sammlung in der Budapester Kunstge­werblichen Abteilung des Ungarischen Histori­schen Museums ein genügend anschauliches, überzeugendes und einheitliches Bild. 2 5 Die 14­jährige Tätigkeit Schweigers (1754?—1768) be­stimmt die Entstehungszeit der Holicser Fayence­figuren, und so sind wir heute schon in der giücklichen Lage, diese Gegenstände mit Namen und einem bestimmten Zeitraum bezeichnen zu können. Es ist wohl wahr, dass die Modelle auch nach Schweigers Abgang weiter im Ge­brauch waren, doch fallen ihre Schöpfung und ihre Konzeption trotzdem in seine Zeit. Vergli­chen mit den früher, etwa unter Schweigers Kontrolle verfertigten Fabrikaten konnten bei den späteren höchstens in der Art der Bema­lung, in der Farbengebung Abweichungen vor­kommen. * Mit dem Unternehmen der drei Holicser Meister bekam die Tataer Fabrik wieder das alte Gebäude, das wiederum von Fellner um­2 3 Folnesics-Braun : Geschichte der k. k. Wiener Porzellan Manufaktur. (Wien, 1907.) S. 182. 2 4 Pfarramt in Tata. Lib. Defunct. Tom. 111. 1802. 13. jun. sepultus est Antonius Schweiger, Sculptor, annor. 74. 2 5 Abgekürzt : Kunstgew. Mus.

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