RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik
- 176 — dem Apfel im Rachen. Das Chronostikon in roten und schwarzen Buchstaben lautet Hier VelLet ; einst : Christina HerMannln, VnD Wartet Vnser In stILLer RVhe 1788 Ihres Wahren ALters In belgesezten Iare 64. Ohne Marke. Masse : 46><38'5 cm. (Piar. Mus. Taf. XXI. Nr. 4.) 8. Sockel, vierseitig, an den Ecken mit in diagonaler Richtung vorspringendem unterem Teile, darauf Stützen, die in einer Schneckenlinie von schwungvollem Bogen und gerippter Fläche enden. Die gerahmten kleinen Wandfelder des auf kugelförmigen Füssen stehenden unteren Teils zieren weichselfarbene RokokoDekorationen, den Sockelrumpf in der selben Farbe gemalte Phantasie-Landschaften. Die Lösung folgt getreu dem Holicser Vorbild und so dürfte wahrscheinlich auch auf diesem Sockel eine Statue der Madonna, des Kruzifixes oder des hl. Johannes v. Nepomuk gestanden haben. Markierung schwarzes T, um 1780. H. 18 cm. (Gelangte auf der X. Auktion des Ernstmuseums, im Jahre 1920 zum Verkauf.) 4 8 9. Sockel, viereckiger Form, mit abgestumpften und etwas vorspringenden Ecken. Grund der Längsseite konkav, der Schmalseite konvex. Oben ragt in der Mitte der Längsseite aus einem Muschelmotiv in der Art eines Konsols ein zurückgebogenes Blatt hervor. Beide Seiten sind durch Wölbung verbunden, die Ecken durch ähnliche Ausgestaltung, aus der ein breiter Volutenbogen nach unten geht. Grundfarbe mattes lila. Die gerahmten Felder der Seiten schmücken Blumenkränze. Ein edler Sockel von ruhigem Aufbau, wie ihn ähnlich Holies nicht aufweisen kann. Gehörte vermutlich zu einer grösseren Statue religiösen Vorwurfs. Markierung schwarzes T, um 1785. Höhe : 14 cm. (Kuntsgew. mus. Nr. 1605 Taf. XVIII. Nr. 7.) 10. Schubladenschränkchen (Tabernakel) nach Art der Schränke der Rokoko-Tischler. In dem auf Füssen stehenden breiteren unteren Teil von wellig gebrochener Schweifung befinden sich zwei längliche Schubladen im schneckkenlinigen, mit Muscheldekoration abgeschlossenen Oberteil mit Dreiteilung und durch Einfügung eines niedrigeren Teiles 12 Schubladen. 4 8 Photographie im Ausstellungs-Katalog. Tai. XXIII. Nr. 486. Grundfarbe den Holzbast nachahmendes mattgelb, Knopf und Schloss der Schubladen lebhaft gelb, Landschaften mehrfarbig. Die Seiten schmücken ebenfalls Landschaftsbilder, die Rückseite vor bläulichem Hintergrund eine am Stamm hinaufrankende Rebe. Markierung schwarzes T, um 1780. H. 39 cm. (Samml. Br. Georg Ullmann. Taf. XXII. Nr. 1.) 11. Schubladenschränkchen, sogar in der Farbe dem vorigen gleichend, nur die Masse sind grösser, die Abschluss-Dekoration ruhiger und die Landschafts-Darstellungen reicher. Auf der Rückseite statt der Malerei Aufschrift : den 25 Augüsty 1781. Markierung schwarzes T. H. 44 cm. (Kunstgew. mus. Nr. 18281 Taf. XXII. Nr. 2.) 12. Schubladenschränkchen, in Gestalt und Einteilung ganz mit den obigen übereinstimmend, doch mit bewegterer Frontfläche von lebhafterem Rhythmus. Grundfarbe geblichgrün, Farbe der Landschaftsbilder in schwarzem Rahmen rötliches lila. Von den bisher bekannten drei Tabernakeln das grösste und am schönsten ausgeführte Exemplar. Auf der Rückseite Aufschrift: den 6. July A° 1786. Markierung schwarzes T, H. 45 cm. (Piar. Mus. Taf. I. Nr. 1.) I. Verschiedenerlei Gegenstände. Ausser den bisher besprochenen Stücken hat die Fabrik auch solche Erzeugnisse, die wir in keines unserer Kapitel einreihen konnten, teils wegen ihrer abweichenden Dekoration, teils wegen ihrer speziellen Gestalt. Sie gehörten weder zu den Gefässen, noch zu den naturalistischen Formen und wenn sie auch irgend eine Bestimmung hatten, wurden sie doch eher als Prunkstücke behandelt. An ihnen ist der Einfluss des Rokokos zu spüren ; es sind kunstgewerbliche Erzeugnisse jener Epoche, die eine besondere Liebhaberei und Freude an der überschwenglichen Dekoration oder am Erfinden neuerer launenhaften Formen fand. So entstanden Röhren-Vasen von sonderbarer Form, sog. Potpourri-Vasen d. h. duftverbreitende Gefässe, Räuchervasen. In diese Vasen wurden mit Salz vermengte Blumen und Blätter gelegt, oder duftende Öle gegossen, aus denen sich durch die am bauchtigen Körper und den Deckeln angebrachten röhrenartigen Öffnungen ein angenehmer Duft verbreitete. 4 9 Sie kommen in verschie4 9 R. Schmidt : Das Porzellan als Kunstwerk und Kulturspiegel. (München, 1925.) S. 89.