RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 161 — sere Zeiteinheiten vor Augen hält, kann uns schon der Bestimmung des Ursprungs der Stücke aus Holies oder aus Tata näher bringen. Wir mussten hier deshalb auf die unmar­kierten figuralen Majolikagegenstände abschwei­fen, weil diese — sofern sie nicht Fälschungen sind — häufiger vorkommen als andere unmar­kierte Gefässformen. Dies kann wohl so erklärt werden, dass die figuralen Darstellungen mehr oder weniger individuelle Arbeiten der Bild­hauer waren und der Künstler seine selbst ge­formten Schöpfungen nicht immer der Fabrik übergab. Ein oder das andere Modell wurde etwa nur versuchsweise hergestellt, über das der Bildhauer frei verfügten konnte, und dann gelangte es ohne jede Markierung vielleicht vom schaffenden Künstler selbst als Geschenk in die Hände anderer. Deshalb findet sich so selten ein markiertes Stück von identischer Aus­führung mit dem unmarkierten Gegenstand. Trotzdem es keine (geschriebenen) Auf­zeichnungen über die Urheberschaft der Holi­cser figuralen Erzeugnisse gibt — obschon wir schon aus dem erwähnten Ausweis in franzö­sischer Sprache darauf schliessen können — sehen wir doch in Schweiger den Meister der schönsten Stücke aus Holies. Unsere Behaup­tung wird nicht nur durch die Verwandtschaft mit den figuralen Stücken unter den Tataer Ma­jolikadenkmälern gerechtfertigt, sondern auch durch die sonstige Tätigkeit Schweigers in Ta­ta, über die wir schon geschriebene Beweise besitzen. 2 3 Seine Rolle in der Tataer Fabrik kann ebenfalls nicht in Zweifel gezogen werden, war er doch eines ihrer gründenden Mitglieder. Schirek, der die Frage nach dem Meister der Holicser figuralen Stücke nicht lösen konnte, macht die interessante Bemerkung, es wäre ein grosser Irrtum, hier an Germain oder an Cuny als Urheber dieser Stücke zu denken. 2 4 Germain und Cuny waren übrigens im Malen und im technischen Teil der Fabrikation geübter, und als Werkstättenleiter konnten sie mit ihrem all­gemeinen Fachwissen den ihnen zugeteilten Bildhauer und Modelleur beeinflussen und lei­ten : die schöpferischen Künstler dieser Stücke waren sie aber niemals. Die Leiter der Werk­stätten und der Fabrik sind also sowohl in Ho­lies als auch in Tata jeweils aus der Urheber­schaft der plastischen Schöpfungen auszuschal­ten. Auf Holies wollen wir hier jetzt nicht aus­2 3 Révhelyi E. a. a. 0. S. 18. 2 4 C. Schirek a. a. 0. S. 248. führlicher eingehen, doch können wir den en­gen Zusammenhang nicht ausser Acht lassen, der nicht nur zwischen den Tataer Majolikage­genständen, sondern besonders zwischen Schwei­gers monumentalen bildhauerlichen Schöpfun­gen und den Holicser Figuren besteht. Wie Schweigers grossangelegte Tataer Schöpfungen sozusagen ohne Ausnahme kirchliche oder my­thologische Themen zum Gegenstand haben, so gewannen auch die wertvolleren figuralen Erzeugnisse der Holicser Fabrik ihre menschli­chen Darstellungen aus diesen beiden Themen­kreisen. Die Tataer Kalvariengruppe, das Al­tarkruzifix der Pfarrkirche, die Maria Immaculata auf dem Hauptplatz, die Statue Johanns v. Ne­pomuk, die Frauengestalt des Springbrunnens im Esterhäzyschloss und die Putten der Front des kleinen Schlosses sind samt und sonders sich wiederholende, aber reifere grossangelegte Kompositionen aus dem Themenkreis der Ma­jolikafabrik in Holies. Nehmen wir zu alledem noch einige auch in schriftlichen Aufzeichnun­gen erhaltene, aber verlorengegangene Schöp­fungen, wie die Statuen der Luna, des Cupido und der Diana, so steht es schon auf Grund der Übereinstimmungen in diesen Themen aus­ser allem Zweifel, dass der Urheber sowohl der markierten Holicser Stücke als auch der noch in Schwebe gelassenen unmarkierten nurTatas berühmter Bildhauer, Anton Schweiger gewesen sein konnte. 2 5 Als Ergebnis der Vergleiche zeigt Holies nicht nur die Jugendarbeit Schweigers, sondern gibt auch ein anschauliches Bild davon, wie sich die ersten Knospen des künstlerischen Gei­stes entfalten. Die Holicser kleinplastischen Ge­genstände haben für uns gerade deshalb Be­deutung, weil wir in ihnen die ersten skizzen­haften Konzeptionen sog. Bozzettos von Schwei­gers späteren, in Tata verwirklichten Denkmals­schöpfungen von grossen Ausmassen und im freien Räume erkennen. Die künstlerische Lauf­bahn unseres Bildhauers wird durch die beiden Tätigkeitsorte in interessanter Weise ergänzt. Tata kann, als kleinerer Betrieb, weniger zahl­reiche Kleinplastiken aufweisen als Holies, an­derseits verfügt die Stadt aber über solche grös­sere Denkmalschöpfungen, wie sie in Holies völlig fehlen. Und doch hat ausser den bekann­ten Tataer Denkmälern auch die Majolikafabrik des Ortes selbständige Majolikastatuen herge­2 6 Révhelyi E. a. a. 0. S. 18.

Next

/
Oldalképek
Tartalom