RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 162 — stellt, wie dies die erhaltenen Statuensockel zeigen. Im Interesse der Ergänzung dieser ihrer Statuen beraubten Sockel wäre es also wün­schenwert, die für Holicser Erzeugnisse gehal­tenen unmarkierten Gegenstände der Kleinplastik zu überprüfen. Eine Markierung wurde nämlich nur am Sockel angebracht (in einem Ausnahms­fall kommt sie auch an der Statue vor) und die leicht vom Sockel zu entfernenden unmarkierten Statuetten gingen mit der Zeit und nach langer Wanderung, von ihrem Sockel getrennt, schliess­lich als Holicser Figuren in das allgemeine Be­wusstsein über und gelangten unter solcher Be­nennung in die verschiedenen Sammlungen. Nach unserer heutigen Beurteilung vertre­ten die Tataer figuralen Gegenstände ein höhe­res Niveau als die von Holies, was durch die künstlerische Entwicklung Schweigers erwiesen wird. Ohne dass wir uns auf die ausgereifte Tä­tigkeit unseres Bildhauers in Tata berufen wür­den, genügt es, einige Vergleiche zwischen den Erzeugnissen der beiden Betriebe anzustellen. Das Holicser Salzfass, mit der sitzenden Gestalt — welches nach Meissener und Wiener Modell knechtisch kopiert wurde — kann zum Beispiel nicht als glückliche Lösung bezeichnet werden. Wie viel mehr plastischer Sinn, proportionelle Verteilung im Raum und Ungezwungenheit kenn­zeichnet die Tataer Salzfässer mit den Frauen­und besonders mit den Männergestalten, oder die ebenfalls als Salzfass benützte Kinderge­stalt mit dem Füllhorn, und wie viel reifer sind sie schon in der Auffassung 1 Ebenso zeigt die Frauengestalt des Veronika-Weihwasserbeckens in Tata in ihrer Körperhaltung und ihrem Schwe­ben nicht jenes Auseinandergehen und folgt nicht so sehr dem Reliefmässigen der Wiener Porzel­lanmodelle wie die Holicser. Ihre Masse strömt besser in den Raum und ist plastischer, ihre Bewegung ruhiger. Eine ganz aussergewöhnli­che, der Tataer Konzeption nahestehende Ve­ronika kennen wir auch aus Holies, was wir damit erklären können, dass Schweiger unmit­telbar vor seinem Abgang sich auch schon in Holies mit der neuen Konzeption versuchte. Endgültige Form erhielt sie aber erst in Tata. Die wiederkehrenden Ideen waren übrigens auch keine Kopien, sondern immer neuere künstleri­schen Offenbarungen des Meisters. Deshalb irrt jede solche Einstellung, welche in den Tataer Majolikadenkmälern Nachahmungen von Holies sieht. Unser Bildhauer hatte offenbar eine be­sondere Vorliebe für den Mythenkreis des Mee­res, denn in Holies und in Tata begegnen wir seinen Gestalten gleicherweise. In Holies kennen wir die Gestalt der Amphitrite, des Triton, des Poseidon und des auf einem Delphinen spielen­den Puttos. Leider ist es uns bis jetzt nicht ge­lungen, ausser den hier erwähnten Weihwasser­becken und einem weiteren, das Christus am Kreuze darstellt, in Tata andere figurale Ma­jolikagegenstände zu entdecken. Die erhalte­nen Sockel jedoch, ferner die ihres Statuen­schmucks beraubten Tafelaufsätze beweisen, dass in Tata auch mehr Majolikastatuen herge­stellt wurden, diese sind aber zum Teil ver­schwunden und zugrundegegangen, oder sind in den verschiedenen Sammlungen unter der Bestimmung Holies verborgen. Die erhaltenen Sockel haben wir gerade wegen ihrer fehlenden Statuen unter die architektonischen Denkmäler gereiht, da ihre Aufzühlung nur dort begründet erscheint. Obschon die Zahl der Tataer figuralen Ge­genstände recht gering erscheint dazu, um so­wohl über ihre Ursprünglichkeit, als auch über ihr Befolgung gewisser Vorbildung ein Urteil fäl­len zu können, können wir doch sowohl hier, wie im allgeinen in Tata eine gewisse Verän­derung und Entfernung gegenüber den ähnlichen Produkten Holies bemerken. Diese Unterschei­dung zeigt sich nicht so sehr in der Feinheit der Ausführung, als vielmehr — wie schon er­wähnt — eher in der reiferen plastischen Auf­fassung der Konzeption, in der kraftvolleren For­merfühlung der Gestalten. Die Änderung ist — da es sich um die Werke eines und desselben Künstlers handelt — neben der künstlerischen Entwicklung vor allem darin zu suchen, dass die Möglichkeit der technischen Verfahren, die den Erfolg der Modellierung und der Ausführung sichern, richtiger erkannt wird. Holies strebte ohne Rücksichtnahme auf die Gebundenheit des Fayence-Materials eher danach, sogar die leich­ten Porzellangestallten von Meissen und Wien nachzuahmen, während Tata mit richtigerem Instikt ähnliche Lösungen der Fayence-Erzeug­nisse befolgte und auf diesem Gebiet vielleicht den figuralen Produkten der Fabrik von Nieder­weiler am nächsten steht. 2 6 Der Einfluss von Niederweiler auf den Tataer Betrieb ist so zu erklären, dass Hermann oder Schweiger von dort oder aus einer nahegelegenen Fabrik ka­2 6 M. J. Bailot : La Céramique Frangaise. Nevers, Rouen et les Fabriques du XVII e et du XVIIP Siecle. (Pa­ris. 1925.)

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