RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

-iSä­korationsverfahren. Die auf bescheideneren Grundlagen stehenden Fabriken von Stomfa und Buda zum Beispiel wirkten ebenfalls innerhalb der Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, denn ab­gesehen von ein oder zwei ganz schwachen Versuchen begegnen wir in ihren Erzeugnissen keinen künstlerischeren Darstellungen. Die bestbezahlten Angestellten der Fayen­cefabriken waren die Landschaftsmaler. Von ihnen verlangte man grössere Vorbildung und reichere Phantasie und gewöhnlich wurden sie auch mit der Leitung der Malerwerkstätten be­traut. Neben ihrer persönlichen Arbeit lag es ihnen ob, den Blumenmalern und den Malern der figuralen Formen die Richtung zu weisen. Vielleicht war Johann Radiel der Leiter der Ma­lerwerkstatt. Er hatte in Holies gelernt, doch steht seine Kunst der Strassburger Richtung am nächsten. Zu Beginn der zweiten Gründung war noch Paul Deutscher der Maler der Tataer Fab­rik, doch beschäftigte er sich nur mit Blumen­dekoration und deshalb begegnen wir zu dieser Zeit in Tata auch keiner anderen Richtung von Dekorationsmalerei. Erst die Person Radieis be­deutete Wendung und grösseren Schwung. Wie erwähnt, wurde die Holicser Fabrik durch Ra­dieis Weggang von dort schwer betroffen, und doch stand er damals noch nicht einmal auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Seine Entwick­lung können wir an den Holicser und Tataer Denkmälern verfolgen und die Vergleichung mit seinen früheren Holicser Arbeiten weist an­schaulich den Weg, der zu den besten von seinen Tataer Schöpfungen führt. Seine Land­schaften wurden anfänglich noch mit Vermitt­lung durch die französischen, elsass-lothringi­schen und die deutschen Fabriken am Rhein in der Manier der allgemein verbreiteten chinesi­schen Einflüsse ausgeführt, aber in der späte­ren Zeit, nach seiner Ansiedelung in Tata, neigte sein Talent immer mehr zu den naturalis­tischen Darstellungen. Losgerissen von der Ho­licser Schule und Umgebung findet er hier in Tata sich selbst und konnte als Leiter der Ma­lerwerkstatt ohne sich anderen anpassen zu müssen frei seine eigene Invidualität entfalten. In seinen Holicser Landschaften spiegeln sich noch fremde Einflüsse wider ; seine Darstel­lungen sind abstrakt, schablonenhaft und mei­stens Nachahmungen von Vorlagebildern. Die Natur, Holies mit seiner armseligen Umge­bung konnte mit seinem landschaftlichen Ein­druck dem jungen Maler nicht viel bieten. Auf Radieis Kunst wirkte erst die Luft von Tata, sein Kunstleben, seine landschaftliche Schön­heit, seine Berge, Seen, Flüsse und Wälder und seine Burgrunie befruchtend. In seinen Land­schaftsbildern kehren im Anfang seiner Tataer Tätigkeit noch manchmal die erlernten und ge­wohnten alten Darstellungsformen wieder, aber Reichtum an Phantasie, kühne Pinselführung, Frische und dekoratives Sehen füllen all das mit neuem Inhalt. Die Landschaften werden luftiger, seine Perspektive wird breiter, der Vor­dergrund füllt sich mit Menschengestalten, und besonders zwei wichtige inspirierende Tataer Motive, der grosse See und die Burgruine zie­hen — natürlich in freierer Bearbeitung — als ständige Grundthemen durch Radieis Kunst. Auf seinen Bildern glauben wir den vom Vértes­Gerecsegebirge umschlossenen See zu erkennen, darauf Rudernde oder ein Segelschiff, am Ufer aber sind gewöhnlich mittelalterliche Burgmau­ern zu erkennen, mit stimmungsvollen, an Pi­ranesis Stiche erinnernden klassischen Ruinen daneben. Diese Ruinenbilder mit ihren in die Höhe reichenden Säulen sind Vorboten der folgenden Kunstströmung, des Klassizismus. Sie bringen den Geist Winckelmanns getreulich zum Ausdruck, der Europas Aufmerksamkeit und Interesse auf die Welt des Altertums zu lenken wusste. Auf diesen Bildern finden wir aber eben­so auch die Stimmung des späteren Romanti­zismus. Neben den Ruinen erheben sich Häuser mit rauchenden Schornsteinen, hohe Türme mit spazierengehenden, angelnden oder im Gespräch vertieften Menschengestalten ringsum, über ih­nen flatternde Vögel ; ja sogar auch der Zieh­brunnen findet Platz in der Landschaft. Auf dem einen oder anderen Bilde füllt die hinter den Bergen aufgehende Sonnenscheibe mit ihren Strahlen den Hintergrund. Den Landschaften gibt jedoch die dargestellte Pflanzenwelt eine besondere, man könnte sagen fremdartige Stim­mung. Auf der Seite des Vordergrunds oder in dessen Mittelachse reicht gewöhnlich ein kühn gebogener, kahler Baumstamm in den Raum und schliesst mit seinen langen, krummen Ästen den oberen Teil des Bildes ab. Die Bäume sind ähnlich dem Fallen der Blätter im Herbst spär­lich belaubt und nur hie und da ist am Ende der Äste ein Blätterbündel zu sehen. Häufiger sind die Nadelbäume oder die an japanische Bilder erinnernden, Weidenbäumen gleichenden phantastischen Bäume mit den im Hintergrund spitz endenden Zypressen. In den kleinen Bil-

Next

/
Oldalképek
Tartalom