RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik
- i5ó nach grosser Ermüdung, als ob er nicht einmal auf eigenen Füssen stände. In seinem Stolpern wendet sich sein Interesse und seine Sehnsucht der antiken Welt zu, und allmählich saugt er die künstlerischen Formenschätze längst vergangener Zeiten in sich auf. Diese sucht er neu zu beleben, diese will er erwecken, um die Schönheitsideale der Vergangenheit zurückträumen zu können. Die erschlossenen Trümmer und verborgenen Denkmäler der antiken Kunst inspirieren die Menschheit mit neuer Kraft, doch in der Gier des Suchens finden nicht die inneren Gesetzmässigkeiten, nur die äusseren Kennzeichen, oft nur kleinliche Einzelheiten Ver ständnis und Nachahmung. Das Kunstgewerbe und in ihm die Kunst der Keramik hat zuerst den richtigen Weg erkannt. Wir brauchen nur an Falconets Vasen mit ihren edlen Linien zu denken. Befreit von der schweren Last der Barock Ornamentik und den betäubenden, phantastischen Schnörkeln des Rokoko, suchte und fand diese kurz dauernde Epoche in ihrer Betrachtung Freude an der leichten, feinen, übersichtlichen Linienführung. Es ist allerdings war, dass die Bestrebungen des Kunstgewerbes nicht durch die grössere Verantwortlichkeit und konstruktive Gesetzmässigkeit der monumentalen Künste gebunden waren. So konnte es leichter mit den Einzelformen und dekorativen Elementen der antiken Kunst spielen. Unter Einfluss römischer und pompejanischer Fresken gelangten die Dekorationen mit Blumengewinden, Blätterkränzen und Bandschleifen zu einer besonders wichtigen Rolle. In Ungarn war Tata die erste AufnehmeStation, die dem Stil Louis XVI. Verständnis entgegenbrachte Die Saat säte kein Geringerer, als Tatas berühmter Architekt, Jakob Fellner. In Ungarn sandte von hier die Kunst des Klassizismus des späten Barock ihre Strahlen aus, hier fand sie ihren kräftigsten Boden. Nur so ist es verständlich, warum auch in der heimischen Majolikakunst gerade Tata dem neuen Stilwechsel huldigte. Holies und Stomfa lebten fern, beinahe isoliert von den monumentalen Künsten, ihnen fehlte die künstlerische Umgebung im engeren Sinn des Wortes. Holies kam nur durch Vermittlung Wiens und mit Wien als Filter zu den reformierenden Strömungen. Holies' Schicksal hing ganz von Wien ab, es arbeitete den Wiener Import um. Es fehlte die begeisternde Lust, der schaffende Geist, der im Tataer Künstlerkreis zu finden war. Die Fabrik in Buda hätte vielleicht den rechten Weg géfunden, sie war ja Tatas treues Kind, Tatas mütterliche Hand hatte sie auf den Weg geleitet und wachte über ihr. Unter dem Einfluss der Kunst von Buda und Pest hätte sie sich sicher in günstiger Atmosphäre entwickeln können. Doch kaum stand sie auf eigenen Füssen, da ging die Budaer Fabrik auch schon infolge der Tragödie Dominik Kunys zugrunde. 9 Tata hat sich in den 1780-er Jahren selbst gefunden, es hatte keinen gefährlichen Konkurrenten, es machte sich frei vom Einflüsse Holies' und ging über auf den Weg der neuen Kunstrichtung. Von da an wichen die Erzeugnisse der beiden Fabriken von einander ab. Diner bemerkt in seiner zu Ende des letzten Jahrhunderts geschriebenen kleinen Studie mit mit sehr richtiger Beobachtung : „Tata hatte eine Spezialität, nämlich sehr feine Gefässe im Stile Ludwigs XVI." 1 0 Die Formen der Gefässe werden einfacher, die Profile ruhiger, sanftere Umrisse und zumteil neue Gestalten erscheinen. Die Oberflächen werden reiner, nach und nach hört das Lebhafte, Feurige und Mannigfache der Farben auf, und die masshaltende Dekoration gelangt in innigere Harmonie mit der Gestalt des Gefässes. Diese Erzeugnisse tragen schon die Stilmerkmale des ruhiger gewordenen Rokoko an sich. Im Anfang gelangen mit Blattreihen abwechselnde Bandmuster in gebrochener Linie und Rankenreihen von welliger Linienführung, dann Bandschleifen-Dekorationen, gemalte und reliefartige Blumengewinde (Girlanden, Festons) auf die Gefässe und die architektonischen Tafelaufsätze. Über die zuletzt genannten Gegenstände werden wir jedoch wegen ihrer keramischen Seltenheit und Wichtigkeit in einem besonderen Kapitel berichten. Die einzelnen Stücke der hierher gehörigen Gruppe : 1. Wasserwaschkanne mit bauchigem Rumpf, mit einfachem gebogenem Henkel. Den oberen Teil mit welligem Rand und den Fuss zieren ringsum laufende lilafarbene Bandreihen von gebrochener Linie und grüne Blätter. Marke blaugemaltes T, vom Ende der 1790-er Jahre. H. 18 cm. (Piar. Mus. Taf. VIII. Nr. 1.) 2. Bonbonniere von ovaler Gestalt, mit glatter Oberfläche, kegelförmigem Deckel ; auf dem Deckel eine erhabene Blume mit ähnlicher Dekoration, wie die vorige Wasserwaschkanne. ö Siklössy L. a. a. 0. 1 0 Diner J. a. a. 0. S. 54.