RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - III. Die Glanzzeit der Fabrik (1772-1788).

— 1Ö7 — éí sich durch Vermittlung seiner Meister Cuny und später Hermann — da er in deren Werk­stätten arbeitete, ferner unter der Wirkung von Germains Vorbildern die französische Auffassung angeeignet. In der Tataer Sammlung der gräflich Esterházyschen Familie kennen wir einen zu ausserordentlicher Gelegenheit hergestellten ar­chitektonischen Tafelschmuck, den Radiel mit Namen und Datum versehen hat. Nach der Ubereinstimmung der Schriftformen und der Farbengebung können wir auch schon seine Urheberschaft für mehrere mit Jahreszahl ver­sehene Tataer Stücke bestimmen. So sind das Tabernakel des Kunstgewerbemuseums, das aus der Sammlung Zoltán von Magyarys dem Ta­taer Piaristen-Museum geschenkte Tabernakel, ferner ein Tintenfass des Kunstgewerbemuseums allesamt beglaubigte Beweise seiner Kunst. Die­ser begabte Maler wurde im Alter vielleicht gerade ein Opfer seiner Kunst : im Winter 1806 nämlich erblindete er. Es ist nicht unmöglich, dass sein Sehrvermögen im Alter durch die mit feinen Pinselzügen verrichtete sorgsame, minu­tiöse, aber die Augen verderbende angestrengte Arbeit zugrunde gerichtet wurde. Der sich selbst überlassene, blinde und verarmte „Bildermaler (Bilderschreiber) aus der Fabrik" lebte — obwohl auch sein Sohn, der Maler Jakob Radiel, in der Fabrik arbeitete — von seinem Unglück an bis zu seinem Tode von den Unterstützungen der Herrschaft. 1 2 Zur Zeit der Witwe Hermann arbeitete in der Fabrik auch noch ein weiterer Maler, Mar­tin Metzinger. Wahrscheinlich war er mit Radiel zusammen, als dessen Schüler, nach Tata ge­kommen, denn 1773 finden wir ihn schon hier. Er starb ziemlich jung, 39 Jahre alt, im Jahre 1791. 1 3 Von 1776 bis 1782 gehörte — unbekannt, in welchem Arbeitskreise — nach den Eintra­gungen der Matrikel auch Albert Springer zu den Angestellten der Fabrik (Porcelaner soda­lis). 1 4 Ebenfalls mit unbekannter Einteilung ar­beitete in der Fabrik der aus Tirol stammende Franz Bettin, der 1781 in Tata die Ehe schloss. Vielleicht dürfte er Maler gewesen sein, denn 1 2 Gr. Esterházysches Arch. Protoc. (Inv. Nr. 41.) S. 343. 1 3 r. k. Pfarramt in Tata. Lib' Defunct. A<> 1791.22. IX. sepultus est Marlinus Mezinger Pictor in Majolica an­nor. 39. 1 4 r. k. Pfarramt in Tata. Lib. Bapt. Seine Kinder geb. im Jahre 1776 und 1781. seine Trauzeugen waren die bekannten Maler der Fabrik, J. Radiel und M. Metzinger. 1 5 Aus Holies gelangte nach Tata der Mo­dellformer Josef Bacour oder Paquor im Jahre 1779. Er war das ausdauerndste Mitglied der Tataer Künstlergemeinschaft, denn bis zum Aufhören des Betriebs hat er seinen Arbeits­platz nicht verlassen. Sein aus Lothringen stam­mender Vater, Peter Bacour (Paquor) arbeitete schon seit 1750 beinahe bis zu seinem Tode an der Töpferscheibe der Holicser Fabrik. 1 6 Er hielt enge Freundschaft und Verwandtschaft mit den Familien Germain und Durnois. Samt sei­nem Bruder Johann wurde er als Keramiker­kind von Geblüt in der Fabrik untergebracht und eine Zeitlang arbeiteten nicht weniger als fünf Familienmitglieder in den Holicser Werk­stätten. 1 7 Josef Bacour war schon in Ungarn, in Holies geboren, er heiratete 1781 in Tata. Die Patenschaft der sechs Kinder hatte das Ehepaar Schlögl übernommen. 1 8 Im Jahre 1782 sichert die Witwe die Zu­kunft der Fabrik durch einen neuen Vertrag, doch schliesst sie jetzt nicht einen alle drei Jahre zu erneuernden, sondern einen zehn Jahre gültigen Vertrag mit der Herrschaft auf Bezah­lung von 165 Gulden jährlicher Pacht. 1 9 Und trotzdem die Witwe schon hoch in Jahren stand, schwebte der mit jugendlichem Willen und Be­geisterung gesegneten Fabrikleiterin nur ein Ziel vor Augen : die Fabrik auf ein je höheres Ni­veau zu erheben und das Leben des Betriebs und dessen Tempo zu erleichtern, bezw. zu vervielfältigen. So musste infolge der erhöhten Produktion die Einrichtung besonders in techni­scher Beziehung im Jahr 1786 noch eine grös­sere Umgestaltung durchmachen. Damals rich­tete eines der grössten Genies unter den Inge­nieuren Ungarns im XVIII. Jahrhundert, der im Dienste der Herrschaft stehende Franz Böhm einen nach seinen eigenen Plänen konstruierten auf Wasserkraft eingerichteten Mechanismus ein. 2 0 So trat die Werkstatt des einst mit be­scheidenen Mitteln ins Leben gerufenen kleinen 1 5 r. k. Pfarramt in Tata. Lib. Copul. Nr. 4. S. 206. 1 6 C. Schirek. a. a. 0. S. 115. 127. » C. Schirek. a. a. 0. S. S. 98., 99.. 114. - Ignaz Bacour arbeitete auch in Buda in der Fabrik des D. Kunys. 1 8 r. k. Pfarramt in Holies. Lib. Bapt. 15 August. 1754. — r. k. Pfarramt in Tata. Lib. Copul. Nr. 4. S. 205. 1 9 Gr Esterházysches Arch. Protoc. Offic. Exactor. (Inv. Nr. 1355.) Nr. 961. 2 0 Gr. Esterházysches Arch, Specificatio. (Inv. Nr. 26.) Nr. 39.

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