KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

Anhang I

streben beide nach der volkstümlichen Charak­teristik der alten Volksbücher. Aber Pocci steht in seiner biedermeierlichen Art zugleich auch zu einer altvaterischen Symbolisterei in engeren Be­ziehungen. Auf einem Blatte 1 versinnbildlicht et ein schönes, altes Sprüchlein : „Omnes horae vul­nerant. Una necat. Alle Stunden verwunden. Eine einzige tötet". Aus dem „0" des Spruches formte Pocci eine Uhr. Sie zeigt, dass die Gei­sterstunde schon vorüber sei. Um ein Uhr wird dann der Spuk verschwinden. Hinter der Uhr steht mit lorbeerbekränztem Haupte und in einer altertümlichen Toga der Tod. Er drückt einen Pfeil auf einen geharnischten Ritter, der sich mit seinem Schilde tapfer wehrt. Auf ei­nem Postament hinter der Schriftrolle liegt ein Jüngling tot dahingestreckt. Links steht in einer märchenhaften Burglandschaft eine beflügelte Musengestalt mit einem Buch. Es ist das Leben mit dem Buche des Lebens. Der Anblick dieser Gestalt scheint dem Ritter Kraft und Ausdauer im Kampfe zu leihen. Die Todesgestalt in einem märchenhaften Rahmen auftreten zu lassen, ist ein häufig wiederkehrendes Motiv der Illustrati­onstechnik Pocci's. 2 Pocci schuf eigentlich zwei Totentänze : einen aus acht Gedichten beste­hend, zu denen er in den Initialen kleine To­tentanzillustrationen beifügte, 3 und einen zweiten, aus dessen zwölf Bildern ich auf den Tafeln XXXIX und XL elf Reproduktionen bringe. In diesem zweiten Totentanz schmückte Pocci sei­ne Totentanzbilder mit eigenen vier- bis sechs­zeiligen Gedichtchen und gab dem Werke den Titel : Totentanz in Bildern und Sprüchen. In seinem ersten Totentanz lässt Pocci den Tod in den acht behaglich ausmalenden, lyrischen Gedichten im alten Rahmen des Tanzes erschei­nen. Er wird zu einem lustigen Fiedler, dessen Gestalt aber nicht mehr mit dem Holbeinschen Tod identisch ist. Er vereinigt in sich die Mo­tive eines Toten, der zur Geisterstunde dem Kirchhofe entlief, und des germanischen „Wan­derer-Todes", der durch die Welt reist und die Menschen zu seinem Tanze einladet : „Herbei, herbei, zum letzten Tanz — Muss jeder an die Reih' — Ich krön euch mit dem dürren Kranz Und keiner bleibet frei. Herbei, du Mägdlein hold und zart, Herbei, herbei zu mir, Musst tanzen nun nach meiner Art Ich spiel die Fiedel dir." Dadurch, dass der Tod alle Stände zu einem gemeinsamen Tanz auffordert, entsteht eine Art 1 Vgl. Tafel XXXVIII. Fig. 1. 2 vgl. Tafel XXXVIII. Fig. 4. 3 Ich erhielt das Exemplar aus der Staatsbibl. zu Berlin; es war ein Stück der „Bibliotheca Hirschbergia­na" : Franz Pocci : Todtenlänze. Stuttgart, München. Gebrü­der Scheitlin. 1857; vor dem Titelblatt mit einem Holz­schnitt von Albrecht Dürer: Tod und Landsknecht. 1540; ein kleines Büchlein mit 36 Seiten, aber sehr seilen und wertvoll. Für die Zusendung dieses Werkes bin ich eben­falls zur innigsten Danksagung verpflichtet. Vgl. die drei Initialbilder auf Tafel XXXVIII. Fig. 5-7. Standesaufzählung, denn der Tod ruft die Rei­chen, die Könige, die Mädchen, weiter die Schlemmer und Spieler, dann den Ritter zum Tanz. Er erscheint im Hause des Pfaffen und wenn dieser auch noch so viel sein Brevier betet, muss er zum Tanz mitgehen und sein eigenes Grab benedeien. Er lässt aber auch die „gelehrten Meister" nicht im Stiche und durch die Wirkung des Todes wird ihre ganze Kunst ein­mal der Verwesung preisgegeben werden, in­dem ihre Bücher alle vermodern. Den lustigen Flöten- und Geigenspielern spielt der Tod in ei­nem Kammerstil auf. Ein schwarzer Schrein ist seine Kammer 1 — er ist also ein Toter und dem Begriffe vom „Wanderer-Wotan" und vom "Wilden Jäger" entsprechend singt auf den Zin­nen dieser seiner Behausung ein Rabe ein schö­nes Schlummerlied. Und trotzdem findet sich hier auch eine Reminiszenz aus den Holbein­schen Totentänzen, denn der Tod erklärt ja, dass er „seit Adams Fall" von Gott selbst auf die Erde bestellt wurde, um den Armen und Reichen gleichsam zum Kehrhaus aufzuspielen : „Das ist das Tänzlein, schon so alt Und immer wieder neu ; Es ist der Sünde Allgewalt — Der Tod — ein grimmer Leu !" 4 Der Tod in der Gestalt eines herumspukenden Totengeistes ist also zugleich auch mit dem „grimmen Leu", dem Teufel, mit der Sünde identisch : „Adversarius vester diabolus tam­quam leo rugiens circuit, quaerens quem devo­ret ..." (1 Petr. 5 8­9). In der H-Initiale die­ses ersten Gedichtchens der „Todtentänze" von Pocci spielt der Tod als ein verliebter Trouba­dour auf einer Viola d'Amour zum Tanze auf. Im zweiten Gedichte dieser Totentanzreihe über­trug dann Pocci die Sage vom verstorbenen Geliebten auf den Tod. In der E-Initiale spielt der Tod in der Gestalt eines galanten Ritters die Gitarre. 5 Zu Mitternacht erscheint der Tod bei Mondschein, wie ein Toter, und gibt seiner Ge­liebten eine Serenade. Er lockt das Mädchen aus dem Hause. Die Wangen der Dirne werden zwar blass, als sie den Ruf „ihres Geliebten" vernimmt, sie erscheint doch in der Tür. Der Ritter-Tod begrüsst die Geliebte, umfängt sie mit seinen Knochenarmen und indem er sie fest an sich drückt, sinkt ihr Haupt auf das kalte Herz des geisterhaften Todeskeletts und es vergeht ihr die Lust zum Lachen. Er zieht sie auf ein Blumenbeet, wo die Röslein schon welken. Da gibt er sich seiner Geliebten unverholen zu er­kennen. Als das Mädchen erfährt, dass sein Buh­le der „Ritter Tod" war, bleibt in seinem Busen das junge Herz stille stehen und der Tod nimmt wieder seine Fiedel und singt ein Lied, in das auch die Vöglein einstimmen. 6 — Das dritte Stück der „Todtentänze" von Pocci 7 ist eine 4 Vgl. Nr. I. S. 7-12. 6 vgl. Tafel XXXVIII. Fig. 5. 6 Nr. II. S. 13 - 16. 7 Nr. III. S. 17-19,

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