KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

VII. „Die Tragödie des Menschen" von Madách und die „historische Einzelbilderreihe" des modernen Totentanzes

geöffnet hätte, in die er nur hineinsinken müsste, um den beglückenden Frieden geniessen zu können. Er kann sich dieses Gefühl nicht er­klären. Als aber der Pfarrer des Dorfes ihn zum nächtlichen Spaziergang ruft und er vom Gar­tenweg her nach seinem Fenster zurückschaut, da sieht er, dass der Tod während seiner ganzen Grübelei auf dem Simse des Fensters sass und hört ihn das „Lied des Glückes" singen und dazu auf einer Laute aufspielen. Wie das vorangehende, so ist auch das nächste Stück 1 eine rein symbolische Todes­szene. Holzhauer arbeiten auf einem schnee­bedeckten Abhang. In das Geräusch der Äxte mischt sich das Stöhnen der herabfallenden Bäume. Auch der Tod ist hier als Holzhauer angestellt. Nacheinander fällt er die grossen Bäume. Dies ist ein uraltes symbolisches Bild für die Arbeit des Todes, der als Holzmeier die Menschen, wie die Bäume, zum Fallen bringt. Im still herabfallenden Schnee hält der Tod mit der Arbeit plötzlich inne und lehnt sich mit der Axt an eine Bank. Zwei Liebende nahen am Wege und setzen sich auf die Bank, ohne den Tod zu bemerken. Als sie sich gegenseitig ver­sprechen, einander auch in der grössten Not treu zu sein, da beginnt der Tod wieder seine Arbeit und fällt abermals einen grossen Baum. — Der Winter ist vorüber und in der Früh­lingspracht erfüllt sich das traurige Schicksal der beiden Liebenden, das uns die Erscheinung des Todeskelettes in der Winterlandschaft schon im voraus ahnen liess. An einem Maiabend sitzt das Liebenspaar in einem Kahn. An den Rudern steht der Tod. Er rührt aber die Ruder nicht an und der Kahn wird vom Strom leise weitergetragen. Die Liebenden sprechen über ihr Glück und der Bräutigam streut duftende Rosen in den Schoss des Mädchens. Die Geliebte bit­tet den Jüngling, sie nimmer zu verlassen, aus ihrer Nähe nimmer wegzugehen. Wenn er sie aber doch verlässt, so möchte sie lieber ster­ben. In diesem Falle wäre es am besten, wenn alles auf einmal zu Ende wäre und sie beide sterben könnten. In diesem Augenblick ergreift der Tod die Ruder und die rauschende Flut verschlingt den Kahn samt den Insassen. Nur eine Rose schwimmt die Strömung abwärts. Das kleinbürgerlich alltägliche und idylli­sche Leben erscheint in dem nächsten Stücke 2 als ein Traum, der ein noch unbekanntes Un­heil verkündet. Dieser Traum dient aber auch zugleich als ein geeigneter Rahmen zu einer historischen Totentanzszene, welche sich an die bekannten Napoleon-Darstellungen an­schliesst. Ein Kandidat der Theologie, Gottfried Himmelein, kauft um sein erstes schriftstelleri­sches Honorar eine kleine Todesstatue. Der Tod, dessen Kopf, Arme, Brust und Füsse aus Elfen­bein geformt wurden, dessen schwarzer Mantel aber aus Ebenholz geschnitzt war, nahm einen 1 4. Liebe. S. 17—20. ! 5. Idylle. S. 20-26. Oberarmknochen unter sein Kinn und strich mit einem anderen darauf, als wenn er die Violine spielen wollte. Als Gottfried Himmelein aus dem Geschäft nach Hause gekommen war und die kleine Statue auf seinen Tisch stellte, da starrte er lange vor sich hin und schaute bald auf die Statue, bald auf den Rest seiner Honorarsumme, auf ein Napoleon-Goldstück aus dem Jahre 1815, das er im Trödlergeschäft noch zurückbekommen- hat. Als er das düstere Gesicht Napoleons betrachtete, wurde er müde und schlief ein. Im Traum sah er eine grosse Felseninsel von einem stürmisch rauschenden Meere umbrandet. In der finsteren Nacht er­blickte er die Todesgestalt der kleinen Statue gespentisch vergrössert auf einer Felsenklippe und mit dem Sturm die Wette geigend. Neben ihm stand Napoleon im grauen Rock, ohne Hut. Sein Haar zerzauste der Sturm. Auf die ge­spentischen Töne der Todesfiedel beginnt aber plötzlich der grosse Kaiser zu tanzen. Sein Tanz wird immer wilder. Der furchtbar heulende Wind zerreisst ihm" seinen Mantel. Der Tod treibt sein Opfer vor sich und der Kaiser tanzt hinweg, — tanzt über den Rand des Felsens und verschwindet mit einem grellen Schrei in der brausenden Tiefe. Hierauf erwacht Gott­fried Himmelein voll Entsetzen und in wehmü­tiger Stimmung, Die Novellen : „Die Sehnsucht nach dem Glück", „Lizzi", „Willy Tomanek's Heimfahrt" sind zwar auch traurig, tragisch, aber gehören nach der Titelangabe nicht mehr zum Totentanz. Der Verfasser hielt sie zwar ebenfalls für Totentänze, welche zur vorange­henden Reihe gehörig auf diese Weise die Ent­stehung des „allgemein menschlichen Toten­tanzbegriffes" ermöglichten. Am Titelblatt steht der Tod mit Krone und Zepter und in einem Hermelinprunkmantel abgebildet. Diese Novellen gehören der Bechstein'schen Gruppe an. Die Einzelszenen sind eigentlich Bech­steipszenen in Prosaform geschrieben. Unver­kennbar ist die Ähnlichkeit der Bergwerk- und Napoleonszene mit den Gedichten Nr. 19 und 20 von Bechstein, in denen der Tod ebenfalls in ein Bergwerk hinabsteigt und wo auch Na­poleon gepriesen wird. Die Novellenreihe von Windholz ist auch ein geschichtliches Gesche­hen. Die Todesgestalt dieser Szenen ist der germanische Tod. Der Tod als Oberhaupt der Soldaten und als Ruderer erinnert auch an die Bechstein'schen Szenen : Tod als Führer der Schlacht und Tod als gespenstischer Schiffer eines Wrackes. Übrigens erlitt die Szene von Napoleon eine Veränderung durch die Verbin­dung mit dem Motiv des „Tanzes in den Tod" und des teuflischen Fiedlers (oder Dudelsack­pfeifers) der germanischen Sage. Durch die Ver­wandtschaft des Todes mit dem Teufel tritt hier der Tod (der als germanischer Tod auch teuf­lisch wurde und in der ältesten christlidhen Ikonographie als der Tod des Sünders den Teu­fel ersetzte) umso leichter in der Rolle eines

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