KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)
Anhang I
gendenbilde zu Pisa dargestellt wurde. Aus dem „Wanderer Tod", dem „wilden Tänzer in die Ewigkeit", wird nun zum Schluss die traditionelle Gestalt „Freund Heins". Im zweiten „Totentanz in Bildern und Sprüchen von Franz Pocci" sehen wir nichts von „Toten" oder von einem „Tanz". Die Skelettgestalt bedeutet auch hier durchwegs die „Everyman-Todesgestalt". Der Tod spielt auf der Titelvignette die Schalmei. 1 Er ist hier ein verkommener Landstreicher, der dann in den weiteren Szenen auch als ein Schnitter, Bergführer, Schütze, Fährmann, Glöckner, als eine Amme und eine alte Holzfrau oder Hexe auftritt. Als Schnitter mäht er unbarmherzig alles Gras nieder. Das Gras bedeutet „die Menschen". Als Amme entreisst er nächtlich der verzweifelt aufschreienden Mutter ihr Kind, als alte Holzfrau verlockt er den Knaben, damit er die giftigen Beeren koste, als Bergsteiger führt er den waghalsigen Touristen auf Seitenwege, als Fährmann belauscht er das ahnungslose Liebespaar. Die Kleidung des Todes erinnert fast überall an eine Mönchskutte, um das vornehm weltfremde Wesen des Todes anzudeuten. Als alter Glöckner läutet er die Abendglocke und verspricht dem Dörflein eine stilie Ruhe. Als wilder Fahnenträger bleibt er der einzige Sieger am Schlachtfelde. Pocci deutet uns aber mit dem Bilde vom Leichenwagen auch eine erst kommende Totentanz-Dichtungsart an ; hier ist der Kutscher mit schwarzer Livree der Tod selber, am hinteren Sitz aber nimmt ein Narr Platz. Die Szene soll „die Welt" mit einem einheitlich symbolisierenden Zuge andeuten. Die Torheit der Menschen merkt nichts davon, dass ihr Lebenszug in den Kirchhof führt, und schmückt sich mit Kränzen und Auszeichnungen. Die Volkssagen berichten häufig von einem Quälgeist, der sich dem einsamen Wanderer nicht selten auf den Rücken setzt und ihn zu Boden drückt. Nun erscheint der Tod wieder in einer Mönchskutte und mit bekränztem Haupte hoch oben auf dem Holzkorb des alten Bauern. Dieser kann sich nicht erklären, warum ihm das Heimführen des Holzes heute schwerer fällt, als andersmal. In der Schluss-Szene wird der Tod aber wieder ganz zu einer lyrisch-tragischen Büssergestalt. Als ein alter Gärtner ruht er sich in der Abenddämmerung aus, als würde ihm nun auch sein eigenes Amt zur Last. In der Manier von Pocci gestaltet auch H. G. Jentzsch, der Zeichner und Dichter, die Totentanzidee. Sein Werk „Ein neuer Totentanz" 2 lässt durchwegs den Tod zu den Lebenden sprechen, u. zw. in je einem Prosasätzchen. Dem Kranken sagt er als Apotheker, dass ihm der Trank gut tun wird. Als Aufseher der Schlittschuhbahn ermutigt er den Knaben, dass die Bahn 1 vgl. Tafel XXXIX. Fig. 1 und weiter Fig. 2-11, Taf. XXXIX und XI.. 2 vgl. J. Dollriess : a. a. 0. S. 48-49. sehr gut sei. Als Zugführer der Eisenbahn fordert er die Fahrgäste auf, sich eiligst zum Abfahren vorzubereiten und in den Zug einzusteigen. Das Wort „Totentanz" bleibt bei Jentzsch ebenso unverstanden, wie bei Pocci. In einer Szene des Lebens wird eine charakteristisch handelnde Person in Skelettgestalt gezeichnet und das Bild erhält dadurch eine symbolisch deutbare Beziehung zum gesamten irdischen Leben. Dasselbe Verfahren bietet uns einen wahrlich erhabenen Kunstgenuss in der wundervollen Szenenreihe von Tobias Weiss. 8 In biblischen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigt uns der Meister die schreckliche, aber für die guten und sündlosen Menschen auch trostvolle Wirkung des Todes-Zepters. Schon bei der Vertreibung der Ureltern aus dem Paradiese erscheint der Tod traurig und in stummer Resignation. Er wird zur Personifikation der Gewissensbisse nach der Mordtat Kains. In der Sintflut feiert aber seine mörderische Lust Orgien. Sein höllisches Feuer bestraft Sodoms Einwohner und die Plage der Giftschlangen, welche die dem Götzendienste ergebenen Juden ereilt, ist ebenfalls sein Zauberwerk. Die Zerstörung Jerusalems führt er mit einem Wink seines Totenkopf-Zepters herbei und während er den Soldaten die Erlaubnis gibt, sein Amt zu übernehmen und die bethlehemitischen Kinder zu ermorden, wird seiner Macht durch einen Engel Einhalt getan, damit er nicht auch das Kind Mariä tötet, das sich im Hintergrunde unter dem Schutze der finsteren Nacht mit den Eltern nach Ägypten flüchtet. Wir werden an die uralte Szene der Apokryphliteratur in der bekannten (und im I. Band dieses Werkes eingehend besprochenen) Schrift „História Josephi Fabri lignarii" erinnert, wenn an dem Sterbebette des hl. Joseph Christus, Maria und die Engel erscheinen und der Tod, eine skelettiert gezeichnete, erhabene und traurige Gewandfigur an der Tür in aller Stille eintritt, um auf Christi Wink seines Amtes zu walten. Die Kreuzigungsszene mit den auferweckten Toten (im Hintergrunde die Leiche des Judas, der sich erhängt hat) scheint wieder eine alte Totensage der Apokryphliteratur zu berühren. Wunderschön ist die Szene vom Sieg Christi und Mariä über den Tod und Teufel ! Dieser neoklassische Stil von Tobias Weiss leiht seinen eigenartig geistvollen „biblischen Totentanzszenen" eine sehr interessante und versöhnliche Stimmung ! Wohin führt der Weg des Lebens? Der Glaube lässt Tobias Weiss die Antwort mit der Parabel von den klugen Jungfrauen geben. Sie werden in das „himmlische Haus" aufgenommen und vom „himmlischen Bräutigam" der Seele in Glorie empfangen ! Während Tobias Weiss seinen biblischen Totentanz nur mit lateinischen Zitaten erläutert hat, begleiten seinen „Modernen Totentanz"* die Sprüchlein von P. W. Kreiten. Die Symbo3 vgl. Tafel XLI-XLH. 4 vgl. Tafel XLV—XLVIII. Fig. 3-18.