KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

II. Holbeins Nachahmer und die fortschreitende Realisierung der Motive

- 104 ­natur". Am anderen Ende des Tisches steht ein Weib. Conscientia, die von einer Schlange gebissen wird und in der Hand ein Schriltband hält : „Conscientia mordet". Ne­ben ihr steht der Teufel : „Diabolus accusat". In einem undatierten Berner Almanach erschien bei Zimmermann ein Totentanz, der mit Text versehen wurde und in dem die Neuerun­gen Holbeins ins Phantastische erweitert wurden: 1. Der phantastisch angekleidete Tod macht als ein verliebter Stutzer verkleidet einem Stadtmädchen die Kur. Er will eigentlich nicht töten. Er verkörperlicht die Sünde, den Leichtsinn. 2. Der Tod nimmt dem Zimmermädchen der Besen weg. Er trägt einen Kevenhuller-Hut am Haupt. 3. Der Tod ergreift eine erschrockene Waschfrau. 4. Der Tod stiehlt einer Obsthändlerin einen Apfel aus ihrem Korb. Er will auch die Obsthändlerin nicht töten. Er ist ein Landstreicher, der aus Diebstahl lebt. Er verkörperlicht nicht einmal das Sterben, sondern ein alltägliches Miss­geschick. 5. Die Kellnerin einer Bierschenke fordert der Tod auf, mit ihm zu gehen. 6. Er legt gewaltsame Hand auf die Hure, die aus dem Missbrauch lebt. Er ist aber auch hier eher die Sünde, die ihr Opfer nicht aus ihren Krallen lassen will. 7. Der Tod entrafft eine Hebamme, die ein neugebornes Kind auf ihren Armen trägt. Der Tod erscheint hier in der Kleidung einer alten Frau. 8. Mit einem Leichentuch auf den Schultern entführt der Tod eine Wöchnerin. 9. Als ein Dandy gekleidet, mit „chapeau bras" am Schädel, bringt der Tod sein Uringlas dem Arzt, damit er es der Untersuchung unterziehe. Der Tod ist die Ver­körperlichung der Krankheit, die von Jugendsünden ver­ursacht wird. 10. Der Leibgardist begegnet dem Tod, der ebenfalls auf einem Pferde reitet ünd einen gerade solchen enormen Militärhut trägt, wie er. 11. Der Tod zerbricht den Korb des Kesselflickers. Er will ihn nicht töten, er zerstört ihm nur die soeben vollendete Arbeit. Ausser der allego­rischen Bedeutung ist hier der Tod mit einem alltäglich möglichen Misslingen der Arbeit gleichwertig. 12. Der Tod ergreift in grossen Reiterstiefeln den Postilion. 13. Er ist der Führer des lahmen Bettlers. 14. Der Tod steht in einem Grabe und zieht den Totengräber bei den Schenkeln nach sich. 15. Der Tod ergreift auf einem Pflug sitzend und eine Sense in der Hand haltend den Landwirt, der meh­rere Geräte auf seinen Schultern trägt. 16. Den betrügeri­schen Wirt, der ein Fass Likör gerade fälschen will, er­tappt der Tod auf der Tat ; er trägt einen Kessel auf sei­nem Rücken. Der Tod ist also ein Arbeiter oder ein Ver­käufer, der vom Wirt Likör kaufen wollte und so seinen Betrug entdeckte. Dies ist nicht die Arbeit des Todes. Der Betrug könnte von einem jeden Menschen entdeckt werden. Die Skelettgestalt des Arbeiters, der die Fälschung entdeckt, will für den Beschauer „den Betrug" versinnbildlichen. Das Werk „Sciographia Cosmica" von Paulus Fürst 1 enthält Beschreibungen der verschiedenen Städte der Welt. Bei dem Kapitel über Freiburg steht der Tod neben einem alten Mann und hält eine Sanduhr in der Hand. Bei Toledo : Der Tod gesellt sich zu einer Frau, die einen Spiegel in ihrer Hand hält. A. 4, der Tod tritt auf die al­legorische Gestalt des Neides: „Der Todt macht dem Neyd ein ende". A. 39. Der Tod verstellt den Weg eines Wan­derers : „Vitam morti obviam procedit". Die Totentanz­szenen werden fast unbemerkt in die Geschichtserzählung geflochten : A. 74, der Tod steht vor einer Stadt, die er vernichten will : „Tros Tyriusve mihi nullo discrimine ha­betur". C. 9, ein Mann und ein Weib sind mit einer Kette aneinander gebunden. Der Tod schneidet die Kette mit einem Knochen : „Conjugii vinculum firmissimum est". C. 30, der Tod ist im Begriff einen Gelehrten mit seiner Sense zu Boden zu stürzen. Er hält eine Sanduhr in der Hand : „Omnis dies, omnis hora, quam nihil sumus ostendit". E. 32, der Tod steht auf einem Blumengrund und hält einen Lorbeer- und einen Palmenast in seinen Händen : „Ante mortem nullus beatus". E. 35, der Tod zielt mit seiner Armbrust auf einen Wucherer, der vor seiner Geld­1 Nürnberg, 1637. Daniel Meisner. kiste sitzt : „Nec divitiis, nec auro". E. 44, der Tod ergreift einen Jüngling, der die Worte schreibt : „sie visum supe­ris". Auf einem Täfelchen steht die Inschrift : „Viva virtus est funeris expers". G. 32, der Tod tötet einen König und einen Bauer (beide reiten) : „Mors seeptra ligonibus aequat". G. 66, ein Weib schaut in einen Spiegel, in dem sie den Tod erblickt, der auf die Aufschrift weist : „Tota vita sa­pientis est meditatio mortis". H. 66, eine Schlemmergesell­schaft. Der Tod ergreift einen Säufer: „Malus inter poculo mos est". H. 80, der Tod schneidet einen Stammbaum ab : „Juventus proponit, mors disponit". Zwei grosse Totentänze sind erwähnens­wert, welche nach Holbein die Neuerungen mit alten Reminiszenzen verbunden haben. Im Jahre 1632 wurde die romantische Holzbrücke Luzerns vom Maler Meglinger mit einem mächtigen Totentanz geziert, dessen Text meistens in Monologen gehalten ist. 1 1. Wappen: A°. MDCXXXII. 2. Vier verweste Leich­name mit Pfeilen, Triangeln, Posaunen und mit Spaten. Vorne noch drei Skelette mit Sensen. Ein Toter in ein Leichentuch gehüllt. Der Text ist eine allgemeine Toten­tanzbetrachtung : Alles was fliegt, kriecht, alles, was lebt, flüchtet den Tod, obwohl er überall ist. 3. Adam, Eva wer­den aus dem Paradies gejagt. Vor ihnen eilt der Tod mit einem Glockenspiel. 4. Der Tod ist der Ministrant des Papstes. Der Text ist ein Monolog des Papstes. 5. Tod als Sekretär der Kaisers mit Schwert und Schlüssel. Ein Mo­nolog des Kaisers über die Nichtigkeit der Macht. 6. Der Zug der Kaiserin. Sie wird von drei Skelett-Toten beglei­tet, einer ist der Wappenträger, der andere hält ihr den Sonnenschirm und der dritte die Schleppe. Monolog der Kaiserin. 7. Der Kardinal stirbt. (Monolog). Der Tod ver­steckt sich hinter dem Bette. 8. Der Reiter-Tod überfällt als ein Krieger verkleidet den ebenfalls reitenden König, den seine zwei Pagen umsonst verteidigen. Der Tod er­sticht den König mit seinem Schwerte. Monolog. 9. Der Tod als die Hofdame einer Königin, die sich gerade an­zieht. Monolog. 10. Zwei Skelette als Infulist und Pastora­list verkleidet assistieren dem neuerwählten Bischof. Mo­nolog. 11. Den Herzog, der sich umsonst verteidigt, packt der Tod an seinem Hermelinmantel. Hinter ihm steht ein Skelett, das auf einer Geige aufspielt. Monolog. 12. Den Prior des Konvents schiesst der Tod mit einem Pfeil nie­der. Monolog. 13. Der Äbtissin nimmt ein Skelett den Stab und die Kopfbedeckung weg. Ein anderes Skelett spielt Harfe. Monolog. 14. Den Reichsgraf verteidigen die Seini­gen umsonst, denn ein Skelett sticht ihn mit seinem Spiess nieder. Ein anderes Skelett bläst die Posaune. 15. Die Gräfin macht eine Lustfahrt. Der Tod als Diener verkleidet, mit einem Federbusch am Hut, die Pferde mit einer Peitschke zum schnellsten Trab zwingend, reitet auf einem der vor­gespannten Pferde. Umsonst befiehlt ihm die Gräfin stille zu halten, der Tod antwortet : „Ich bin der Tod und fahre fort, Frau Gräfin, sagt mir nur kein Wort". 16. Zum Probst naht ein Skelett mit Augenglas und Spa­ten. Das andere Skelett bläst Horn. 17. Zum kranken Bru­der beugt sich der Tod als ein Bruder gekleidet. Er küsst und umarmt ihn. 18. Der reitende Edelmann begegnet zwei Skeletten. Der eine Tote schiesst ihn mit einem Pfeil nie­der. 19. Die Edelfrau wird von dem als Bauer verkleide­ten Tod begrüsst, der ihr in einem Vogelkäfig viele Vögel zum Verkauf anbietet. Er hält aber auch einen Pfeil ver­steckt in der Hand. 20. Der Schultheiss wird von einem Skelett angesprochen, das einen Richterstab und einen Pfeil stolz in der Hand hält: „Herr Schultheiss, euwer macht und gwalt / Sollt übergäben Ihr allsbald. / Denn jedes ambt Vorbhalt in sich, / Das einer in dem andern wich". Vor ihnen steht ein Skelett als ein Knappe verklei­det und hält eine Schrift in der Hand. Monolog des Todes 1 Der Todtentanz. Gemälde auf der Mühlenbrücke in Luzern. Ausgeführt von Casparus Meglinger, Pictor. hg. v. Gebr. Eglin in Luzern. Kapellgasse N° 260. 1897. vgl. Taf. VII —VIII.

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