KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)
Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz
- 51 stunde im Voraus und gerade das macht z. B. Siegfrieds Gestalt zu einem so grossen Heros. 1 Besonders die Tiere können die herannahende Todesstunde verkünden, weil man in den Tieren die Fylgjen der Verstorbenen, der Toten, sieht. So wird die Eule zu einem „Totenvogel", weil ja die „Seelenfylgja" überhaupt ein „Vogel" ist. Nach Heinrich v. Wlislocki 2 ist die Eule als Nachtraubvogel in der Auffassung der Siebenbürger Sachsen ein Totenvogel, Sterbvogel und Leichenvogel, der mit seinem Schrei den Tod ankündigt . .. Dies tut er aber, weil er die „Fylgja" eines Totengespenstes ist. 3 Nach der Volksauffassung klopft es an die Tür oder an die Wand, wenn jemand sterben soll, obwohl es nach dem Tiroler Volksspruch ebenfalls zustimmt, dass der Tod ein „grober Mann" sei, weil er einfach eintritt und nicht anklopft. 4 Es sind aber auch die Toten, welche anklopfen, und nicht der Tod, 5 wie ja auch der „tote Geliebte" an der Tür klopft, wenn er seine Braut holen kommt. 6 Ich schliesse meine Ausführungen mit einem Hinweis auf den Umstand, dass im Mittelalter sehr häufig der „Spiegel" der Sterbenden oder Toten erwähnt wird. Uber einen solchen göttlichen Zauberspiegel schreibt auch die Jüngere Edda. 7 Es gibt einen Ort, Hlidskjalf genannt, es ist dies der Hochsitz „Allvaters". Wenn er sich dort hinsetzt, so sieht er, wie im Wunderspiegel Klingsors, jedermanns Hantierung und die ganze Welt, alles was die Menschen tun. Und zum Schluss möchte ich noch zeigen, dass die Kindesgestalt der Seele und die Kindesgestalt Everymans ebenfalls eine germanische Motivvariante sein könnte. Im „Sängerkrieg auf Wartburg", diesem Rätselstreit, den die Sage ins Jahr 1206 oder 1207 verlegt, wird „Everyman" in der Gestalt eines „schlafenden Kindes" dargestellt. Der „Vater" will das Kind erst mit einem Rutenschlag, dann mit einem Backenschlag aus dem Schlafe erwecken. Endlich wirft der Vater mit einem Schlegel nach dem der Gestalt eines schwarzen Raben. S. 81 : Trauer und Totenkult in der Bretagne ; Mühlan berichtet auch über den „Totenwagen", genannt „Kar an Ankou", der die Opfer holt, und S. 82 auch die „Totenbucht", Baie des Tréspassé, welche am Allerseelentage von Klageseufzern und Jammerrufen widerhallt. 1 Vgl. Rehm a. a. 0. S. 18-19. 8 Volksglaube und Volksbrauch der Siebenbürger Sachsen. Berlin 1893, S. 178. 3 Vgl. über den germanischen Seelenglauben in der Sohlender'sehen Mythologie, S. 33—58. 4 Vgl. Zeitschr. d. Ver. f. d. Volkskunde. VI. Jg. S. 211. 5 Vgl. im X. Jg. der Zeitschr. d. Ver. f. d. Volkskunde 1900, S. 117 ff. M. Bartels: Was können die Tölen ? 0 Vgl. die Sagen vom zurückkehrenden Geliebten in dem 1. Bd der Deutschen Sagen in der Reclam'schen „Deutschen Liter-tur" : German. Altertum, S. 80. weiter daselbst die Sagen vom geraubten Totenhemd S. 75—76 ; vgl. auch im Gedichte „Dämmergang" von C. F. Meyer und in einem Gedichte von Eichendorff „Die Hochzeitsnacht". 7 Jüngere Edda. a. a. 0. S. 57. Kinde, und sendet so seinen „Boten" zum Schlafenden. Der Text erklärt den Wurf des Schlegels auf den „Tod", den Gott Vater zum „schlafenden Sünder" schickt. 8 Diese schlafende Kindesgestalt, sowie die Todesgottheit mit dem Schlegel oder mit einem Stab in der Hand, erinnert mich an die weitverbreiteten Kinderspiele, welche uns noch die ältesten Motive dieser Art überliefern. Unter den ungarischen Kinderspielen, welche Kiss Áron in seinem Werke „Magyar gyermekjátékgyüjtemény" 9 aus den verschiedensten ungarischen Gegenden mitteilt, und welche man mit den deutschen Parallelerscheinungen vergleichen möge, 1 0 finden sich einige, die noch so manches aus den uralten „Begräbnisspielen" bis heute aufbewahrt haben, während sich in anderen Kinderspielen die germanischen Urmotive schon mit christlichen Motiven vermengt hatten. Im Engel- und Teufel-Spiel 1 1 ist ein Spieler der Engel, ein anderer ist dann der Teufel und ein dritter spielt den Bauern. Der letztere gibt den Spielern Blumennamen, — oder auch Vogelnamen ! — dann tritt der Engel zum Bauer und singt : Cin, cin, cin . . . Der Bauer fragt, wer an der Tür wäre. — Ich bin der Engel mit dem goldenen Stabe, — sagt der Spieler. — Was verlangst du ? — Eine Nelke (oder z. B. eine Taube) . . . Gibt es unter den Kindern einen Spieler, der diesen Namen bekam, so wird er von dem „Engel", der auf einem Fuss hinkend herbeikommt, davongetragen. Dasselbe wiederholt sich mit dem Teufel, der mit einer Eisenhaue erscheint, — es ist also ein Toter 1 Wenn sich nun alle Spieler entweder als Engel oder als Teufel auf der einen oder auf der anderen Seite aufgestellt hatten, werden sie vom Engel und vom Teufel tanzend hin und her gewiegt, währenddessen sich alle die Hände reichen. Unterdessen muss aber der Bauer seine Spässe treiben. Lacht eins von den Kindern, die zu den „Engeln" gehören, so muss es hinüber zu den Teufeln. Lacht aber ein Mitspieler unter den Teufeln nicht, so wird er zu einem „Engel". Endlich ergreifen alle Engel und alle Teufel einen langen Stab und versuchen die eine oder die andere Gruppe mit sich zu reissen. Verloren haben die, welche von der anderen Gruppe auf den Boden geworfen wurden. 1 2 In Szalök, Komitat Jász-Nagy-Kun-Szolnok, müssen die ge8 Vgl. Freybe, a. a. 0. S. 221-222. 9 Budapest 1891, S. 247 ff. Kinderspielsammlung. 1 0 Vgl. Joseph Mayer veröffentlicht Beschreibungen der „Kinderspiele aus der Eitel" in der Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde 29, 1916, S. 357—370; unter Nr. 12 teilt et Spiele mit dem Titel „Engel und Teufel" mit, welche uns sehr an die ungarischen Kinderspiele erinnern können ; vgl. auch die Abhandlung .Einige Grundfragen der Kinderspielforschung" von Georg Schläger in der Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde 27. 1917, S. 196 ff., 199 ff. usw. 1 1 Kiss Áron, a. a. 0 Nr. 1. 1 2 So spielt man es in T. Szt. Márton, Komitat Zala oder auch in Rimaszombat, in Békéscsaba ; in allen Fällen hinkt freilich auch der Teufel I