KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

hof zu Paris, über einem Gewölbe, von N. Fia­méi i. J. 1390 dargestellt wurde. Der Neger-Tod bläst hier die Trompete, wie die Totentänzer in Kivik die Luren. Den dazugehörigen Text brin­ge ich im Zusammenhange mit dem Pariser Totentanz. Eine weitere Auswirkung jener Weltan­schauung, welche uns die Bilder zu Kivik ver­mitteln, ist der Zug der unzähligen deutschen Volkssagen, dass die Toten in einem Berge wohnen. Dieser „Berg" ist freilich jener Gra­beshügel, den man aus grossen Steinen zusam­mentrug. 1 Die Toten, die im Zauberberg woh­nen, müssen durch die Erlösungstat eines un­schuldigen Mädchens befreit werden, wie dies ein von K. Weinhold bei einer Gelegenheit 2 besprochenes Märchen erzählt. In einem von Weinhold mitgeteilten Märchen muss sogar das Mädchen, welches den am anderen Ufer eines Flusses im Zauberlande lebenden Prinz befrei­en will, aus Knochen eine Brücke über den Fluss bauen. Auch Hühnerknöchlein dienen dem suchenden Mädchen als Leitersprossen, welche es am Glasberg anlegt, um zum Berge emporsteigen zu können. Ein Knöchlein fehlt, so muss das Mädchen seinen eigenen kleinen Finger abschneiden. ... Es ist also eigentlich die aus menschlichen Knochen aufgebaute „Überweltsleiter" oder „Himmelsleiter"! Der „ver­zauberte Prinz" ist freilich ein Toter und seine Fylgja erscheint in der Gestalt eines Wolfes oder einer Schlange. Ähnliche Totensagen, nach deren Erzählungen die Toten meist um die Weihnachtszeit, also während des Zeitraumes der „Zwölfnächte", erscheinen, teilt uns Will­Erich Peuckert aus Haasel (Schles.) in der Zeit­schrift „Geistige Arbeit" 3 unter dem Titel „Weih­nachten-Hohe Zeit" mit. Die germanischen Totenbräuche, 4 dass z, B. beim Tod eines Kindes auch heute noch alles rot bemalt wird, wie bei einer Hochzeit, 5 zeigen, dass sich im germanischen Totenglau­ben im höchsten Masse Vorstellungen von kos­mischen Einflüssen geltend machten. Es erzählt ja auch die Jüngere Edda, 6 dass die Zwerge, somit aber auch die Geister und Alfen, in der Erde und im Staub ebenso lebendig werden, wie die Maden im Fleisch. Diese dämonischen Zwerggeister haben sich zuerst im Fleisch des 1 Josef Virgil Grohmann erzählt solche Sagen in seinem „Sagenbuch von Böhmen und Mähren". Prag, 1863, S. 1-2, Nr. 1—3, weiter S. 13 11.; vgl. Jordans, a. a. 0. S. 10-11. 2 Vgl. im III. Jg. der Zeitschr. des Vereins für Volkskunde. 1893, S. 189 ff. ; Der Wolf mit dem Wocken­briefe. Märchen in Kattensteater Mundart. Mitgeteilt von E. Damköhler, erläutert von K. Weinhold. 3 Berlin, 15. Dezember 1941. 4 Vgl. Zeitschr. des Vereins Í. deut. Volkskunde. II. Jg. 1892. Berlin. S. 177 ff Fr. S. Krauss : Der Tod in Sitte, Brauch und Glauben der Südslaven. 5 Vgl. im VI. Bd. der Zeitschr. des Ver. f. deut. Volkskunde. S. 411. in der Studie von Franz Paul Piger ; „Geburt, Hochzeit und Tod in der Iglauer Sprachinsel." 6 Vgl. Jüngere Edda, Thüle. Ausg. von Neckel— Niedner, S. 6,. Weltriesen Ymir gebildet. Sie waren dazumal also wirklich Maden, aber durch den Spruch der Götter bekamen sie Leben, Verstand und menschliche Gestalt. Die Vorliebe also, einen Leichnam mit vielen Maden darzustellen, mag in dieser Hinsicht auch als ein echt germani­sches Motiv betrachtet werden können. Und doch gab es auch in der germani­schen Mythologie „Todesgestalten"! Vor allem möchte ich auf den nordischen Gott Uli oder Ullr aufmerksam machen. Er war ursprünglich mit den Wanen identisch, 7 mil Balder, mit Ty, — schlug aber schon sehr früh in das Entge­gengesetzte über. Er wurde im Gegensatze zu Ty zu einer Wintergottheit, und ein Krieger, der seinen Feinden im tapferen Kampfe den „Tod" gegeben hatte, nannte sich schon im VI. Jahrhundert einen „Knecht des Uli", d. h. „Owluthewar" .„Ty-Ull" — wurde also scheinbar zu einem Schlachtrufe und so wäre auch der Ruf „Tul" in dem Texte des „gotischen Weih­nachtsspiels", — welches ich noch eingehend zu beschreiben gedenke — als eine Anrufung des Lichtgottes und des Wintergottes leicht verständlicher. Auch dem Wodan wurde ein ähnliches Parallelstück gegenübergestellt, u. zw. in der Gestalt des Todes- und Seelengottes „Channo" oder Hanno. Friesisch heisst auch der „Tod" wirklich „henne", das „Totenbett" „henbedde" und das „Totenkleid" „héneklöd". Das ermittelte germanische Quellenwort wäre „Hania" und gehört zum griechischen Verbum xaíva), nämlich aus ursprünglichem kan-jo, d. h. „ich töte". Güntert weist in seiner zitierten Stu­die mit Beziehung zum Worte „Hanno" S. 52— 53 auch auf den französischen Namen des „wü­tenden" Heeres, des „Wodans-Heeres" hin, auf die „chasse Hennequin, „maisnie Hellequin". 8 Der französische Name stammt also aus dem Namen des „Todesgottes" Hanno, während die deutsche Benennung von einem „Heer Wo­dans" spricht. Merkwürdig, dass in den Bei­namen Wodans und Odins die Worte für „Mas­ke" verborgen liegen, wie ahd. hagubart, „Mas­ke", altisl. hagbardr und ahd. grima- „Maske" mit dem altisländischen Beinamen Odins, „Grim­nir", zu vergleichen ist. Der Totenzauber ermöglicht aber nach alt­germanischer Weltanschauung, die Zukunft und auch den Tod im voraus erfahren zu können. 9 Die germanischen Helden wissen ihre Todes­7 Got. wulthus — Glanz ; die Wanen sind ja die „Glänzenden". 8 Vgl. Harlekin : Grimm, Mythologie Bd. II. S. 767 ff. und 785 ff. 9 Über die „bösen Vorzeichen" schreibt Piger in der schon zitierten Arbeit ; vgl. auch die Arbeit „Der Bretonen Leben und Sterben" von Dr. Miihlan aus Glatz in den „Beiträgen zur romanischen und englischen Phi­lologie dem X. deutschen Neuphilologentage überreicht von dem Verein akademisch gebildeter Lehrer der neueren Sprachen in Breslau". Breslau 1902, S. 43—86, nach der Veröffentlichung des spanischen Todestanzes von Carl Appel, S. 79 — 80: Die Vorzeichen des Todes im bretoni­schen Volksglauben und die Seele verlässt den Körper in

Next

/
Oldalképek
Tartalom