KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

wir keinen Grund. Jedesmal hebt einer der vier Männer in beiden Szenen ein Schwert oder ein Messer in die Höhe. Warum ? Es werden näm­lich — ganz wie nach dem Begräbnis Attilas ! — die Teilnehmer an der Begräbnisfeierlichkeit getötet ! Und zwar nur jene, die die „Ahnen­seelen" spielten ! Denn diese „Ahnenseelen" wurden von einer „Totenbruderschaft" von einer Art „Commorientes" gespielt. Sie wurden der „Fylgjen" der Ahnen teilhaftig. Durch diese Kommunikation mit den „Ahnenseelen" wurden sie geheiligt und diese primitive Religion weihte sie dem Tode, weil sie schon von Überwelts­wesen berührt, weil sie in der Tanzekstase „geisterbesessen" waren — und nach dieser „Überweltsweihe" dürfen sie nach der Welt­anschauung dieser uralten germanischen und vorgermanischen Sippen nicht mehr ins Alltags­leben zurückkehren ! So sieht also ein „Maskenspiel" der uralten Begräbnisfeierlichkeit aus ! Und nun können wir es leicht verstehen, warum man auch auf grie­chisch-römischen Sarkophagen eine auf den Erd­boden hingeworfene Maske so häufig dargestellt hatte I Und in dem hier dargestellten „Toten­Maskenspiel" stehen um den Weihkessel ins­gesamt neun „Ahnenseelen" — die mikrokos­mische Spiegelung jener „neun Welten" des Weltalls, jener „neun Stufen" des überweltlichen Seelenweges, welche alle Seelen der Helden bis in die Unterwelt überschreiten müssen. Deswegen sagt in der Wissensdichtung Vafthrüdhnismäl der weise Riese Wafthrudnir dem in der Maske des Gagnradr auftretenden Odin : „Neun Reiche bereist ich bis Nifhel hinab ; Dahin sterben die Helden aus der Hei . . Auch in der Völuspä, in dem Gesänge der Zau­berin Völva, gleich am Anfang der Weissagung der Seherin, werden diese „neun Welten" erwähnt : „ Neun Welten kenn ich, neun Äste weiss ich, Den starken Stamm im Staub der Erde Es ist also der „Weltenbaum", .dessen neun Äste jene „neun Regionen" der Überwelt sym­bolisieren und dessen „starker Stamm" eigent­lich mit der „Irminsül" identisch ist 1 Und nach unseren bisherigen Ausführungen ist es leicht feststellbar, dass die „Irminsül", der „konische Kegel", aller Wahrscheinlichkeit nach, das Abzeichen und Wahrzeichen der „Irminonen" war. Die Rune „Ing", in ihrer rhombusartigen Umstellung O, ist aber dann eigentlich nicht nur eine viereckige und für Holz oder Stein bestimmte Umwandlung des ursprüng­lich kreisartigen Runenzeichens, sondern zugleich auch eine primitive Art der Lanzen- oder Speer­spitzen 1 Somit dürften die Speerspitzen unter den Symbolen des ersten Steins in Kivik auf die Völkerschaften der „Ingaevonen" hinweisen. 1 Reclam-Ausgabe der Eddalider. Bd. I. S. 43 und S. 14. Und mit welchem Recht könnte man dann in den zwei Äxten oder Beilen desselben Steines das Merkmal der „Istaevonen" erkennen? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir einen Blick auf die Unterschiede werfen, welche zwischen der dalischen Rasse und den Völkern der Indogermanen bestehen. Die Religion der Dalier bestand aus einem Son­nenkult, während die Indogermanen an einen „Vater Himmel" glaubten. Das Wahrzeichen der Dalier war ein Rad, d. h. die Sonnenscheibe. Die Indogermanen aber verhessen schon die Art, die göttliche Kraft durch Symbole anzudeuten. Sie liebten schon göttliche Personifikationen. Die Dalier hatten mächtige Gräber mit reichen Bei­gaben, weil sie aus der Kraft der Heimat aus­gingen. Die Indogermanen dagegen gingen zur Leichenverbrennung über, glaubten daran, dass die Seele ein Hauch sei, der die Leiche während der Verbrennung in der Gestalt eines Rauches verlässt, weil ihr Ideal die Wanderung war. Nach den Daliern ist die Frau die Quelle des Lebens, währenddessen die Indogermanen die schöpferische Kraft des Mannes als die Quelle des Lebens verehrt hatten. Während also die Dalier auf einem bestimmten Ort, in einer be­stimmten Gegend ansässig waren und somit Zeit hatten, grosse Gräber zu bauen und daran glaubten, dass die „Ahnenseelen" in dem Grabe selbst Wohnung nähmen, gingen die Indoger­manen auf Wanderung und Eroberung aus. Ih­nen genügte der Glaube nicht mehr, dass sich die Toten in dem Grabe selbst aufhalten, daher erweiterte sich ihr Glaube in der Beziehung auf die Aufenthaltsorte der Totenseelen. Bei ihnen wird die ganze Erde zum Grabe und bei ihnen wandern dann alle Totenseelen in eine über­weltliche oder unter weltliche „Hei". Nachdem aber die Indogermanen auf ihren Eroberungen und Wanderungen alles nur mit Kampf und schweren Mühen erobern konnten, nachdem sie auch selber jeden handbreiten Ackerboden mit der Axt erkämpfen mussten, glaubten sie, dass auch der Tote das unterirdische oder überwelt­liche Seelenreich auf dem „himmlischen Seelen­wege" nur mit einem Schlachtbeil oder mit einer Axt bewaffnet erreichen kann, dass auch die Seele der Verstorbenen auf dem „überirdischen Seelenwege" die einzelnen Stufen oder Tore der „Himmelsleiter" nur mit der Axt in der Hand passieren kann, weil sie gegen die feindlichen Geister kämpfen und sich den Durchgang bei jedem Tore mit einer Waffe erzwingen muss. Daher wird dann den Toten auch in das Grab eine Axt, ein Schlachtbeil mitgegeben. Und aus diesem Grunde ist es leicht möglich, dass die „Echten", die sich durch Ekstase nicht nur wäh­rend des Begräbnisspieles, sondern auch im Schlachtgetümmel in „wirkliche Ahnenseelen" zu vewandeln bestrebt waren, die Axt Thors, dieses Wahrzeichen des „Tatengottes", diese Waffe des „göttlichen Dreinschlägers" zu ihrem Wappenbilde erwählt hatten. Denken wir nur daran, dass Thor, der alles tut, was recht ist.

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