KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

- 48 der mit seinem Hammer dem Recht Ansehen verschafft, der" die Ehen mit diesem Zeichen weiht, später in dem Thrymlied der Edda, bei der Heimholung des Hammers, gelegentlich seines Besuches beim Thursenkönig Thrym, die weib­liche Tracht, das Federkleid (!) der Fruchtbarkeits­göttin Freya anzieht, um die Rolle der „Riesen­braut" zu spielen und sich so in das Reich der Geister einen heimlichen Eingang zu verschaffen ! Hier spielt ja der Axt-Gott einen ähnlichen Mummenschanz mit der weiblichen Vogeltracht der Göttin, wie die „Ahnenseelen-Spieler" auf dem siebenten und achten Stein zu Kivik ! Ich glaube mit Recht behaupten zu können, dass die Axt, das Beil oder der Hammer leicht als das Wahrzeichen der „Istaevonen", der „Echten" anerkannt werden dürfte. Wenn wir die Berichte der verschiedenen germanischen mythologischen Dichtungen genau durchsuchen, finden wir aber nirgends die per­sonifizierte Gestalt des Todes ! Die Helden, die auf dem Schlachtfelde Gefallenen, werden von Odin in Walhall erwartet und Odin schickt auf die Walstatt seine Botinnen hinab, die Walkü­ren, deren Amt es ist, die Seelen der durch Heldentod Verstorbenen zur Walhall zu geleiten, wo das herrliche Volk der „Einherjar" vom höchsten Gott reichlich bewirtet wird. Dann wartet aber auch die Göttin Halja oder Hei in der Unterwelt auf die übrigen Toten, die also nicht auf dem Schlachtfelde starben. Erst be­deutet ihr Name „Hei" nur die Stätte, wo sich die Totenseelen versammeln sollen. Später wird aus dem überweltlichen oder unterweltlichen Sammelort der Toten eine Todesgöttin. Aber auch sie spielt das „Todesamt" nicht in jenem Sinne, wie die Everymantodesgestalt im Mittel­alter. 1 Nach Güntert ist der mittelalterliche „Tod" eine „germanische" Abstraktion. 2 Aber dies wäre nur dann möglich, wenn es schon seit „Uranfang" eine „germanische Todesgestalt" gäbe. Dies ist aber nicht der Fall. Die mittelal­terliche Todesgestalt entstand durch ganz eigen­artige Zusammenwirkungen jener Kultureinflüsse, die sich im Mittelalter erst infolge der Verei­nigung germanischer Kultur mit dem klassischen, christlichen und orientalischen Erbe zeigten. Allerdings finden sich schon in dem alt­germanischen Glauben Motive, welche auch in der Entstehung der mittelalterlichen Todesgestalt eine Rolle spielten. Zu diesen Motiven gehört vor allem das Lebensrad. Die Grundmacht, der „höchste Gott" ist bei den Germanen die „Schicksalswendung", welche in einer kosmi­schen Urkraft waltet, die heilige Ordnung im Weltall bewirkt. Die Inder nennen das Werk dieser Schicksalsmacht „rtam", die Perser „ar­tam", was dem lateinischen „rota" entspricht und nicht nur das Schicksalsrad und das Le­1 Vgl. Grimm. Mythologie Bd. II. S. 700 ff. 8 Güntert. a. a. 0. S. 60. bensrad, sondern auch die „Urkräfte der Natur" bedeutet. Dass Atharvaveda X, 7, 42 ff. dieser Lebensradbegriff mit den Nornen und mit dem „höchsten Gott" in Verbindung tritt, der das „Weltall-Radsystem" dreht, — darauf werde ich nochmals zurückkehren. 3 Umso interessanter, dass auch Odin, der rastlose und ewig wer­dende Gott, mit dem Lebensrade identisch ist.* Aber die Rolle des Todes spielen in germani­schen mythologischen Erzählungen — eigentlich die Toten ! In der älteren Edda, im Walküren­lied, rufen tote Frauen den Gunnar ins Toten­reich und verursachen so seinen Tod. 6 Auch in dem Werke De nugis curialium von Walter Mapes'' werden Sagen erzählt, in denen „tote Frauen", also Gespenster in Frauenkleidung, — wie jene „Ahnenseelen" in der Vogelmaske zu Kivik! — die Lebenden nächtlich mit Tanz und Gesang in den Tod locken. 7 Auch jene Gisant-Typ-Szene des Mittelalters, in welcher der Sohn am Grabe des verstorbenen Vaters erscheint und von ihm belehrt wird (vgl. bei Heinr. von Melk), kommt in dem „Zauberge­sang der Groa" 8 vor, wo der Sohn Swipdag das Grab seiner toten Mutter besucht, sie vor diesem „Tor der Unterwelt" erweckt. Und Groa, die erwachte tote Mutter, singt ihrem Sohne Zauberformeln vor. Sie sitzt auf einem Steine, auf dem Grabstein, um dadurch die Wahrheit ihres Jenseitsberichtes zu bekräftigen. Man stellt sich in Island sogar im Mittelalter noch auf eine Grabplatte, wenn man sein Gelübde oder seinen Schwur bekräftigen und beteuern will, dass das Gelübde oder der Schwur so fest sei, wie der Stein. Am Grabe wurden aber schon seit Urzeiten Ver­träge geschlossen. In der älteren Edda haben wir ein „Urfehdebann", 9 der in einem bunten Durch­einander alles aufzählt, was jenem geschehen soll, der den Treueschwur bricht. Ich halte es für leicht möglich, dass die bunten Felszeich­nungen in Fossum-Tanum und Lökeberget 1 0 je­desmal einen solchen Treueschwur am „Ahnen­grabe" der Sippe festhielten. Ausser den Walküren-Engeln 1 1 sind es also die Toten, deren Amt uns an die Tätigkeit der mittelalterlichen Todesgestalt erinnert. Dabei spielen besonders tote Frauen eine grössere Rolle, sodass Albert Ilg recht haben wird, 1 2 3 Vgl. Güntert, a. a. 0. S. 60—61, 65-66. 4 Vgl. Fr. v. d. Feyen, Die Götter der Germanen. S. 90-91. 5 Vgl. Buchheit, Der Totentanz. Leipzig 1926, S. 41 ; deutsche Ausg. der Edda Bd. II. Götterdichtung. Felix Genzmer, Thüle ; S. 48 ff. 6 Distinctio II. cap. XI. Ausg. Wright, S. 77 ff. 7 Vgl. Fehse, Der Ursprung der Totentänze. Halle 1907, 43. 8 Vgl. Edda. Bd. II. Götterdichtung, F. Genzmer S. 178 ff. u Vgl. Edda, Bd. II. F. Genzmer, S. 188 ff. 1 0 Vgl. p. d. Leyen, a. a. 0. Tafel IV-V. 1 1 Vgl. Germanische Mythologie von J. FI. Sohlen­der. Berlin 1934, S. 48. 1 2 Vgl. Mittheilungen der K. u. K. Central-Comis­sion ... XVII. Jg. Wien 1872, S. LXXXIV-LXXXVII : To­desdarstellungen vor den Todtentänzen.

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