KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)
Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz
ben sie sich mit langen Kutten und der Vogelmaske vermummt. Güntert macht S. 12 auch „auf die seltsam geschwungene Körperhaltung der Vermummten" aufmerksam und erwähnt, dass diese „besondere Gangart" der sog. „Geisterschritt" sei, den die Schauspieler heute noch auf den Brettern der Bühne anwenden. Sehr richtig und interessant ist es auch, was Güntert über den sprachlichen Hintergrund dieses Motivs mitteilt. 1 Er weist darauf hin, dass im Gotischen die „Turteltaube" wörtlich „Leichentaube", d. h. „hraivadübö" heisst; gotisch bedeuten „ahaks" die „Taube" und „aha" den „Geist". Die Taube ist also auch sprachlich ein „Seelentier", wie ja auch die weisse Taube des hl. Geistes in der christlich-mitteralterlichen Auffassung eine ähnliche Bedeutung hat. Was die weitere Geschichte der „Vermummungen" anbelangt, weist Güntert auf das Bild eines „Schembartläufers" aus Nürnberg hin, der ja auch „zum Grab geleitet". Die Vogelmaske des Rottweiler „Federhannes" im Schwarzwald, der Vogelkopf mit einem Storchschnabel auf der närrischen Maske des Meersburger „Schnabelgyri", ja selbst der Federkopfputz der Indianer, — alle diese Arten der Vermummungen weisen auf diese uralte Darstellungsform der „Seele". Das ist ja auch die Ursache, warum in der Kindersprache der „Storch" die neugeborenen kleinen Kinder bringt ! Nach Güntert schreiten also auf dem siebenten Stein in Kivik acht vogelartig vermummte Spieler von rechts nach links. Und sie „vertreten" auf dieser dramatischen Zeremonie der Begräbnisfeierlichkeit die „Ahnengeister" der Sippe, in deren Gemeinschaft die Seele des soeben Verstorbenen aufgenommen werden soll. Und diese Seele des Verstorbenen vertritt im Spiele jener Mann, der mit seiner kultischen Trommel' den Takt zu seinem Tanze schlägt und an Stelle der Seele des Verstorbenen auf diese Weise die Ahnenseelen dem Toten gegenüber wohlwollend und barmherzig umzustimmen versucht, indem er sie durch seinen kultischen Zaubertanz zu zwingen glaubt, die Seele des Toten nunmehr gerade unter dem Einfluss des Tanzzaubers in die Gemeinschaft der Ahnen aufnehmen zu müssen, da doch nach diesem primitiven Glauben die Ahnen in dem rundförmigen Steinhügel des Grabes, durch dessen Mitte die „Weltachse" zieht, wohnen, und sich durch einen Kreistanz um die Lanze, um den Menhir, d. h. um die „Weltachse", leicht beeinflussen lassen. Ich möchte nun noch auf einen merkwürdigen Zug dieses Bildes aufmerksam machen ! Fünf „Ahnenseelen" schreiten noch ausserhalb der schwarzen Linie, d. h. der Grenze der Unterwelt, u. zw. rechts von dem „Totenflusse" oder von der „Milchstrasse" (Ich glaube, der 1 Ebenfalls S. 12. 2 Eine ähnliche Trommel siehe bei Güntert, Taiel 13, Abb. 33: Trommel von Hornsömmern bei Langensalza. Steinmetz wird leichter auf das Bild der „Milchstrasse" gedacht haben, als dass er, wie ein Zeichner einer modernen Landkarte, einen Fluss von oben darzustellen gewagt hätte !). Zwei „vermummte Ahnenseelen", d. h. zwei Spieler des „Reigens der Ahnenseelen" um die Grabesstätte, stehen aber schon auf jener „Insel", welche die „beiden Arme" der Milchstrasse bilden. Und die letzte Kapuzengestalt, die achte „Ahnenseele" steht dann schon auf der anderen Seite der „Milchstrasse", d. h. des „überirdischen Seelenweges". Ich finde hier schon einen Ansatz zu jener Zahlenmystik, welche auch auf dem Lebensrade, auf den Bildern der „himmlischen Seelenleiter" und auf dem Turme zu Babel zur Geltung kommt ! Die „acht Ahnenseelengestalten" vertreten hier die „acht Stufen" des „überirdischen Seelenweges" ! Die ersten „fünf Stufen", personfiziert durch die fünf vermummten Gestalten rechts vom „Unterweltsfluss", bedeuten die fünf Stufen des irdischen Lebens, welches durch die „Welt der Fünf Sinne" begrenzt und umrahmt wird. Die zwei nächsten Überweltsstufen des Seelenweges befinden sich schon im „Reiche der Mitte", zwischen den beiden Armen der Milchstrasse, auf der „Insel der Toten". Diese zwei vermummten Gestalten personifizieren die „zwei Sehnsuchten", den Grundgedanken der „Wanenverehrung", d. h. die „irdische" und die „himmlische" Liebe, die Sehnsucht nach dem Körper, nach dem Irdischen und die Sehnsucht nach einer „Auflösung" im Geisterreiche, d. h. die Sehnsucht nach dem Tode ! Die siebente Stufe ist also auch hier der Tod ! Nun folgt aber die „achte Stufe", personifiziert in dem achten vermummten Tänzer des Geisterreigens, der sich schon „jenseits der Milchstrasse" befindet. Es ist die letzte Stufe auf der „Seelenleiter", der „Besitz der Gottheit" im Sternenhimmel, im Firmamentum, im Universum ! Und auf dem Bilde des achten Steines zu Kivik stehen dann rechts und links von einem Weihkessel nicht mehr acht, sondern neun vermummte Ahnenseelengestalten : die Seele des soeben Verstorbenen und Begrabenen wurde nunmehr in die Gemeinschaft der Ahnenseelen schon aufgenommen. Sie steht rechts vom Kessel, ganz allein, abgesondert von den übrigen acht Gestalten 1 Auch auf dem achten Steine entwickeln sich die Vorgänge auf mehreren Bilderstreifen. Es werden hier drei Szenenreihen entrollt. In der oberen Szenenreihe, links vom Beschauer aus, sehen wir in einer Erdgrube eine kultische Feuerquirlung. Zwei Männer bohren einen Pfahl in die Erde. Sie laufen in die Runde mit den auf einem zu beiden Seiten gekrümmten Querholz befestigten zwei Gewichten, zwei Steinen oder Sandsäcken. Durch die Drehung entsteht hier auf eine ganz natürliche und reine Art Feuer. Auch diese Art der Erzeugung eines Feuers hängt freilich mit dem Seelenkult zusammen. Seit uralten Zeiten ist die Flamme